Jetzt rollen sie, die neuen Expressbusse auf der Relex-Linie zwischen Waiblingen und Esslingen. Die Jungfernfahrt im frühen sonntäglichen Dunkel verläuft fast planmäßig. Spannend, so sagen die Fahrer, wird es werktags im Berufsverkehr.

Waiblingen - Es herrscht noch sonntagmorgendliche Ruhe am Waiblinger Bahnhof gegen 6.30 Uhr. Einige Taxis stehen in der Schleife vor dem Bahnhofsgebäude. Vier angezechte junge Leute versuchen, bei leicht winterlichen zwei Minusgraden vergeblich an der Ausfahrt mit hochgerecktem Daumen eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Im Halbdunkel liegt am Rand des Park-and-Ride-Platzes das Ziel unseres morgendlichen Bahnhofsbesuchs: der Bussteig Nummer 10. Hier soll Punkt 6.52 Uhr eine Premiere steigen. Die erste Fahrt des Expressbusses zwischen Waiblingen und Esslingen. Die Jungfernfahrt für die Linie X 20, eine der drei zum Fahrplanwechsel an diesem 11. Dezember neu eingerichteten direkten Verbindungen zwischen Städten rund um Stuttgart.

 

6.35 Uhr: Schlagartig ist es vorbei mit der Sonntagsruhe an Bahnhof und Bussteigen. Brüllend laut macht sich ein Saubermann mit kräftig röhrenden Laubgebläse über Blätter, Kippen und sonstige Dinge im Bahnhofsumfeld her. So viel zur urschwäbischen sonntäglich Morgenruhe. Zumindest rund um den Bahnhof dürften jetzt alle wach sein.

Jungfenfahrt mit dem Fuhrparkchef

Einige Minuten vor der planmäßigen Abfahrt des ersten Esslingen-Busses am Bussteig 10 trifft eines der nagelneuen blauen Reisevehikel ein. Drei Mann hoch begrüßt die auf der Strecke Dienst leistende Firma Schlienz den einzigen Fahrgast samt Fotografen. Fahrer Oliver Ellenberg hat noch einen Kollegen mitgebracht, der am Montag am Steuerrad sitzen wird, wenn es im werktäglichen Geschäftsverkehr für den neuen Expressbus richtig ernst wird. Und Fuhrparkchef Markus Schäfer ist bei der Premierenfahrt mit dabei, um sicher zu gehen, dass mit der neuen Linie auch alles ordnungsgemäß pünktlich und fehlerfrei funktioniert.

6.52 Uhr: Abfahrt – die versprochene Wlan-Verbindung im Bus mit viel Komfort, Beinfreiheit, Klapptisch und Schnittstelle in jeder Sitzreihe steht. Nur der Bordcomputer signalisiert dem Buspiloten schon beim Passieren der Stuttgarter Straße 35 Sekunden Verspätung. Kein Problem, meint der Fuhrparkchef, das gleicht sich aus. Im Übrigen sei klar, dass man in so einer Buslinie eben verkehrsabhängig unterwegs sei. Kein Problem am frühen Sonntagmorgen. Werktags im Geschäftsverkehr, kann das ganz anders aussehen.

6.58 Uhr: „Das passt genau“, sagt Schäfer beim ersten Halt in der Karlstraße in Rommelshausen. Wie zu erwarten ist auch hier in aller sonntäglicher Frühe noch niemand am Transport gen Esslingen interessiert, der – was das Ticket angeht – eine Zone günstiger ist, als derjenige mit der S-Bahn. Eine halbe Minute Aufenthalt sind bei jedem der drei Zwischenstopps eingeplant. Auch das kann im Ernstfall ziemlich eng werden. Schäfers Kommentar zum Zeitbudget: „Wenn ein Rolli kommt, sind wir schon abgeschossen.“

Interessant wird es nach Ansicht des Fahrers auf der Rommelshausener Durchgangsstraße, vor allem, wenn sich dort womöglich bei Stau auf der B 14 der Ausweichverkehr staut. Und die enge Durchfahrt durch Stetten kann angesichts der dort parkenden Autos ebenso wie später in Wäldenbronn zur Herausforderung für die fahrplangebundenen Buspiloten werden.

Am Scvhurwaldbuckel geht irgendwie Zeit verloren

7.02 Uhr: Wir schaffen die Haltestelle Diakonie in Stetten und die an der Flandernstraße bei der Esslinger Fachhochschule just in time. Nur eins fällt dem Busfahrer auf: Trotz Tempo 35 im Ort, wo nur 30 erlaubt ist „verlieren wir Sekunde um Sekunde – da stimmt was nicht“. Grad so im Limit fahren wir um 7.21 Uhr im Esslinger Terminal ein. Eine gute halbe Stunde hat der Fahrer Pause bis zur Rückfahrt.

8.12 Uhr: Für die Tour zurück ins Remstal findet sich dann doch noch ein zweiter Passagier ein. Ihn interessiere das Busfahren sagt er. Außerdem wolle er in Waiblingen ein paar Fotos machen – deshalb der sonntägliche Fahrttest mit dem neuen Expressbus. An der Flandernstraße – wir haben fast eine Minute Vorsprung auf den Fahrplan, gesellt sich ein dritter Fahrgast zu uns – er ist auf der Fahrt zur Arbeit bei der Diakonie in Stetten.

Just dort schaut der Fahrer Ellenberg leicht verdutzt auf seinen Bordcomputer: „Der Expressbus, er lahmt“, scherzt er, weil bei der Fahrt über den Buckel laut Kontrollsystem irgendwo zweieinhalb Minuten auf der Strecke geblieben sind. Die zwei Minuten bleiben uns bis zur Ankunft in Waiblingen. 8.43 Uhr: „Das wird schon klappen“, sagt der Fuhrparkleiter als Resümee zur Jungfernfahrt – „alles nur kleine Probleme“. Wie gesagt: Richtig ernst wird es erst im Berufsverkehr.