Das Filmunternehmen "British Pathé“ hat mehrere tausend historische Videos ins Netz gestellt. Auch Beiträge über Stuttgart sind dabei. Diese stellen wir in einer Serie vor. Heute: Aufnahmen von dem verheerenden Brand im Alten Schloss 1931.

Stuttgart - Das Filmunternehmen „British Pathé“ hat mehrere tausend historische Videos ins Netz gestellt. Auch Beiträge über Stuttgart sind dabei. Diese stellen wir in einer Serie vor. Heute: Aufnahmen von dem verheerenden Brand im Alten Schloss 1931.

 

Der Winter 1931 war eisig kalt. Um sich vor der Kälte zu schützen, liefen die Stuttgarter Bürger nur noch dick eingemummt durch die Straßen der Stadt und blieben nach Möglichkeit in ihren warmen Häusern. Auch im Alten Schloss wurde in den dortigen Wohnungen, der Polizeidienststelle und in den Museum- und Verwaltungsbüros die Heizöfen eifrig mit Holz und Kohle befeuert.

Wenige Tage vor Weihnachten, am 21. Dezember gegen halb neun Uhr morgens, bemerkten einige Polizisten in ihren Dienststuben Rauch, der sich rasch verzog. Bald darauf entwickelte sich jedoch ein dicker Qualm, und exakt um 10 Uhr 39 schellte bei der Feuerwehr die Alarmglocke. Mit einem Drehleiterwagen und einem Löschfahrzeug rückten die Einsatzkräfte aus und standen zunächst ratlos vor dem Schloss, denn sie konnten von außen keine Rauchentwicklung sehen. Doch beim Erkundungsgang schlugen ihnen im dritten Stock aus der Zwischendecke, die zur Dämmung mit Getreidespreu gefüllt war, Flammen entgegen.

Der Dachstuhl stürzt ein

Sofort begannen die Feuerwehrleute den Brand vom Innenhof aus zu löschen. Allerdings erfolglos, die Flammen breiteten sich schneller aus als vermutet. Dennoch forderten die Rettungskräfte erst gegen Mittag Verstärkung an. Als am Nachmittag dann der Dachstuhl einstürzte, positionierten sich die Feuerwehrmänner schließlich außerhalb der Mauern. Im vom Wasser aufgeweichten Boden ließen sich die Fahrzeuge nur schwerfällig manövrieren.

Um 17 Uhr schien das Feuer endlich unter Kontrolle zu sein. Aus den umliegenden Gemeinden wurden weitere Wehren geordert und im Licht von aufgestellten Scheinwerfern gingen die Kräfte raubenden Löscharbeiten die ganze Nacht hindurch weiter. Der Morgen brachte keine guten Nachrichten, denn im Südturm wurden neue Brandherde gesichtet. Zum Schrecken aller kamen dann drei Feuerwehrmänner ums Leben, als eine Mauer über ihnen einstürzte.

Postkarten vom brennenden Schloss für Touristen

Sechs weitere Tage dauerten die Löscharbeiten, bei denen etwa 60 Feuerwehrleute verletzt wurden. Die hoch aufsteigende Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. In ganz Süddeutschland berichteten die Rundfunksender und Zeitungen von dem großen Brand, und in den Kinos wurden entsprechende Filmaufnahmen gezeigt. Nach damaligen Schätzungen pilgerten zirka 30.000 Schaulustige in die Innenstadt, die von 600 Polizisten auf Abstand gehalten werden mussten. Wegen der Minusgrade war das Löschwasser an den verbrannten Mauern und Balken gefroren und bot den Betrachtern einen spektakulären Anblick. Direkt am Ort des Geschehens wurden eilig gedruckte Postkarten und Broschüren verkauft, die das brennende Schloss zeigten.

Untersuchungen ergaben anschließend, dass ein beschädigter und nicht kontrollierter Kamin die Brandursache gewesen ist. Heftige Kritik wurde an Branddirektor Müller geübt. Ihm wurde vorgeworfen, das Feuer unterschätzt und die falsche Einsatztaktik verfolgt zu haben. Noch im Januar wurde damit begonnen, Geld für den Wiederaufbau zu sammeln. Die Restauration war noch nicht abgeschlossen, als das Schloss im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe erneut zerstört wurde.

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