Enge Straßen voller Autos und marode Häuser: So sah die Calwer Straße in den 70ern aus. Heute ist sie ein Sammelsurium aus denkmalgeschützten Häusern und der Calwer Passage. Ein Vorher-Nachher-Vergleich aus der Von-Zeit-zu-Zeit-Geschichtswerkstatt

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Calwer Straße war Anfang der 1970er Jahre am Ende: Unten quälten sich die Autos durch die enge Straße (erstes Bild von 1976), oben waren die Häuser in einem so maroden Zustand, dass die Polizei einmal eine ausländische Familie zu deren eigener Sicherheit anwies, noch am selben Tag auszuziehen. Weg mit den Häusern, lautete die Losung der Stunde.

 

Doch die Calwer Straße wurde damals zu einer Initialzündung des Denkmalschutzes in Stuttgart: Dem Denkmalschützer Georg Friedrich Kempter, den Medien und den Bürgern gelang es in einer gemeinsamen Aktion, die Gebäude zu retten. Ein wichtiger Aspekt bei diesem Erfolg war sicherlich, dass die Allgemeine Rentenanstalt als Bauherr so gut gestellt war, dass sie das Projekt finanziell stemmen konnte, auch als aus den anfänglich geplanten 16 Millionen Euro am Ende 40 Millionen wurden.

Interessant ist, dass die Stuttgarter Bürger heute die Calwer Straße als ein zusammengehörendes Ensemble verstehen – dabei ist es alles andere als dies. Dort stehen heute vier barocke Gebäude unter Denkmalschutz, darunter das Palais Gültlingen, in dem der „Paulaner“ untergebracht ist. Daneben und dazwischen stehen aber Gebäude des Historismus, der Neorenaissance, des Jugendstils – und ja, sogar neue Häuser, die erst während der Sanierung 1978 entstanden sind, wie das „Kupferhaus“, das wie alle neuen Teile von Hans Kammerer und Walter Belz entworfen worden war. Es ist zugleich der untere Eingang in die Calwer Passage.

Der Umbau der Calwer Straße durfte damals nicht einmal zwei Jahre dauern, da die S-Bahn-Station unter dem Rotebühlplatz einen festen Eröffnungstermin hatte. Alles ging gut. Seit wenigen Monaten steht die Calwer Passage, die ebenfalls 1978 entstanden ist, sogar selbst unter Denkmalschutz. Das Bürogebäude am Rotebühlplatz ist dagegen nach 35 Lebensjahren zum Abriss freigegeben.

Die Calwer Straße im Wandel der Zeit

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