Bis zum Bombenhagel 1944 säumten Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert die heute auch als "Fressgasse" bekannte Schulstraße. Wo früher Kinder zur Schule schlenderten, werden heute Hamburger, Handys und Heringe verkauft. Ein Vorher-Nachher-Vergleich aus der Von-Zeit-zu-Zeit-Geschichtswerkstatt

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Der Schulstraße, die den Stuttgarter Marktplatz mit der Königstraße verbindet und meist despektierlich als „Fressgasse“ bezeichnet wird, eilt der Ruf voraus, sie sei die erste reine Fußgängerzone Deutschlands. Welch ein Ruhm!

 

Doch die Geschichtsschreiber streiten noch, und manches spricht dafür, dass die Schulstraße „nur“ die erste reine Fußgängerzone auf zwei Ebenen war. Vielleicht können Sie etwas zur Aufklärung beitragen? Jedenfalls wissen bis heute viele nicht, dass man seit dem Neubau in den Jahren 1950 bis 1958 von der Königstraße ebenerdig auf eine Galerie gelangen kann, die irgendwann einige Meter über der Schulstraße verläuft.

Das ist möglich, weil es zwischen Marktplatz und Königstraße einen Höhenunterschied gibt, der seinen Ursprung im Stadtwall hat, der im Mittelalter das alte Stuttgart umschlossen hatte. Neben dem Wall stand die Stadtmauer. In früheren Zeiten war die Schulstraße deshalb eine Sackgasse; erst 1478 wurde das sogenannte Klostertor in die Mauer gebaut.

Einer der ältesten Straßennamen Stuttgarts

Bis zu ihrem Untergang im Bombenhagel am 26. Juli 1944 säumten Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert die Gasse – das erste Bild stammt aus den 1930er Jahren. Vom früheren Charme ist allerdings kaum etwas geblieben. Nur der Verlauf der Straße und der Name selbst erinnern noch an früher.

Die Bezeichnung Schulstraße gehört übrigens zu den ältesten Straßennamen in Stuttgart, die noch immer in Gebrauch sind. Die mittelalterliche Schule, nach der die Gasse benannt ist, gibt es aber längst nicht mehr. Wo früher den Schülern vermutlich humanistische Bildung vermittelt wurde, werden heute Hamburger, Handys und Heringe verkauft.

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Die Geschichtswerkstatt „Von Zeit zu Zeit

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