Vor der Internationalen Funkausstellung sind die Verkaufszahlen in der klassischen Unterhaltungselektronik erneut eingebrochen. Die Branche hofft darauf, dass Neuheiten wie gebogene TV-Schirme und Computeruhren bei den Käufern ankommen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Am kommenden Freitag öffnet die Internationale Funkausstellung (Ifa) in den Messehallen unterm Berliner Funkturm die Tore. Auf der weltweit wichtigsten Elektronikschau ruhen auch im 90. Jahr ihres Bestehens wieder einmal große Hoffnungen.  Denn zuletzt lief das Geschäft der Branche in weiten Teilen eher mäßig. Das soll die Ifa (bis 11. September) ändern und mit vielen neuen Produkten den Umsatz ankurbeln. Die Messe gilt als bedeutender Verkaufsförderer:  Aufträge im Wert von rund vier Milliarden Euro werden jedes Jahr in Berlin zwischen Industrie und Handel vereinbart.

 

Auf fast 150 000 Quadratmetern zeigen mehr als 1500 Aussteller ihre Neuheiten aus der Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Haustechnik. Die Messe werde die Marktentwicklung „mit neuen Impulsen unterstützen“, sagt Hans-Joachim Kamp vom Ifa-Veranstalter, der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Konsumelektronik. Das erscheint nötig, denn im ersten Halbjahr wuchs der Gesamtumsatz der erfolgsverwöhnten Branche in Deutschland nur noch um 1,9 Prozent auf knapp 12,7 Milliarden Euro.   Bei näherer Betrachtung zeigen sich viele Problembereiche, die auch in Berlin die Stimmung der Aussteller trüben. Vor allem in der klassischen Unterhaltungselektronik, also bei TV-, Audio- und Videogeräten, gehen die Umsätze fast durchweg weiter zurück. Die Bedeutung dieser Sparte nimmt immer weiter ab. Bis Ende Juni sanken die Erlöse um weitere vier Prozent auf noch knapp 4,8 Milliarden Euro.

Die Preise für TV-Geräte sinken weiter

Nur ein schwacher Trost ist, dass der Rückgang sich abgeschwächt hat. Denn vor einem Jahr hatten die Aussteller vor der damaligen Ifa sogar einen Einbruch von fast 20 Prozent in ihrem noch immer wichtigsten Segment zu verkraften. Auch bis zum Jahresende besserte sich die Lage nicht mehr wesentlich, auch das Weihnachtsgeschäft war durchwachsen. Unter dem Strich stand ein Umsatzminus von fast 15 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro in der klassischen Unterhaltungselektronik. Die Verkaufsschlager kommen mittlerweile aus anderen Bereichen. Digitale und mobile Alleskönner wie Smartphones und Tablets gehören auch auf der Ifa zu jenen Produkten, die auf das größte Interesse beim Publikum stoßen. Das zeigt auch die Branchenbilanz 2013: Die Telekommunikationssparte legte um 14 Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zu und macht nun schon fast ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Auch für  Informationstechnik (PC, Notebooks, Tablets) gaben Verbraucher mit rund 7,6 Milliarden Euro etwas mehr aus. Dennoch sanken in der gesamten Konsumelektronik 2013 die Erlöse um 2,6 Prozent auf knapp 27 Milliarden Euro. Ursache ist nicht zuletzt der rasche Preisverfall neuer Modelle, der durch die Digitalisierung und günstige Massenproduktion der meisten Geräte in Asien massiv beschleunigt worden ist.

So sorgte in der TV-Sparte nicht zuletzt die Fußball-WM dafür, dass der zuletzt flaue Absatz von Flachbildschirmen im ersten Halbjahr um fast neun Prozent auf knapp vier Millionen verkaufte Geräte zulegte. Trotzdem steht unterm Strich ein weiteres Umsatzminus von einem Prozent auf 2,2 Milliarden. Denn der Preisrückgang war noch größer als der Absatzzuwachs. Für einen TV-Gerät mussten die Verbraucher auch wegen des harten Wettbewerbs im Handel nur noch 564 statt zuvor 619 Euro zahlen. Kein Wunder, dass die Hersteller ständig auf Innovationen setzen, um die Konsumenten zu Neuanschaffungen zu bewegen. Die aktuellen Trends sind dabei gekrümmte Bildschirme, die den Raumeindruck des TV-Bilds verbessern sollen. Zudem propagiert die Branche mit „Ultra HD“ bereits die nächste angebliche Technikrevolution, die das Fernsehbild nochmals vier Mal schärfer machen soll. Noch fehlen dafür aber die nötigen Inhalte, TV-Anstalten und Haushalte müssten erneut in teure Technik investieren. So bleibt auch bei dieser Neuheit offen, ob sie sich am Ende wirklich durchsetzt.