Allianz MTV Stuttgart setzt im ersten Halbfinale um die Volleyball-Meisterschaft an diesem Mittwoch gegen Schwerin auch auf das einzige Eigengewächs im Team. Jelena Wlk steht für die erstklassige Nachwuchsarbeit in Stuttgart.

Stuttgart - Es klingt wie ein Märchen. Im Pokalfinale läuft es nicht rund bei den Frauen von Allianz MTV Stuttgart. Da kommt das Eigengewächs Jelena Wlk ins Spiel und dreht die Partie in Halle/Westfalen für den Volleyball-Bundesligisten. Der Club feiert. Wlk feiert. Und der Nachwuchs des Vereins feiert: Jelena Wlk ist aktuell die einzige Spielerin im Kader, die in der Volleyball-Akademie des MTV Stuttgart ausgebildet wurde. An diesem Mittwoch (19 Uhr/Livestream unter sportdeutschland.tv) spielt sie mit ihrer Mannschaft zum ersten Mal in der Clubgeschichte im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft. Gegner ist der Schweriner SC.

 

„Für uns war das riesig, eine super Sache. Ihr Auftritt war eine Bestätigung für unsere Arbeit und hat uns einen großen Schub gegeben“, sagt der sportliche Leiter der Akademie, Rolf Stängle, wenn er sich an Wlks Pokalauftritt erinnert. Die 21-Jährige gehört zu den ersten Spielerinnen, die von der Akademie profitierten, die 2007 als VC Stuttgart aus einer Kooperation des TSV Georgii Allianz Stuttgart und des MTV Stuttgart entstand. Inzwischen agiert die Nachwuchsabteilung unter dem Dach des MTV Stuttgart und hat 100 Mitglieder. Die einstige Auszubildende Jelena Wlk sagt: „Wir hatten es als erster Jahrgang noch etwas schwer, aber ich fand das Projekt von Anfang an richtig gut und habe dort am meisten gelernt.“

Stängles Ziel: noch mehr Spielerinnen wie Wlk auszubilden, damit sie in ein paar Jahren da stehen, wo heute Kim Renkema aufschlägt oder Nichole Lindow blockt. Er sagt: „Wir wollen die Spielerinnen sportlich nachhaltig ausbilden. Auch die Schule und die Gesundheit sind wichtig. Aber unsere Zielrichtung ist klar die erste Liga.“

Fernziel Bundesliga

Die Akademie ist die einzige Möglichkeit für die ganz jungen Volleyballerinnen in Stuttgart, ihren Sport auszuüben. Bereits der Jahrgang 2004 trainiert dort dreimal pro Woche. Spätestens mit 15 Jahren stehen die Spielerinnen dann vor der Frage: Spiele ich hobbymäßig Volleyball in einem der Sportvereine in der Stadt? Oder bleibe ich in der Akademie und arbeite leistungsorientiert an meinen Fähigkeiten – mit dem Fernziel Bundesliga? „Alle Spielerinnen bekommen bei uns ein passendes Trainings- und Spielangebot“, sagt Stängle: „Denn um Talente zu fördern, braucht man auch eine gewisse Breite.“

Für die talentiertesten Spielerinnen gibt es sogar noch eine dritte Möglichkeit: Stuttgart ist einer von fünf deutschen Bundesstützpunkten im Volleyball. So können die Auswahlspielerinnen der Landesverbände in der Landeshauptstadt trainieren und spielen. Dieses Team tritt derzeit in der dritten Liga an – dabei kommt die Hälfte der Spielerinnen aus Stuttgart. Vom nächsten Jahr an ist sogar noch eine zweite Mannschaft des Stützpunkts geplant.

Die Volleyball-Akademie ist ein Glücksfall

Johannes Koch ist Trainer der Zweitligamannschaft von Allianz MTV Stuttgart. Sein Team bildet die leistungsmäßige Spitze der Volleyball-Akademie. Er sagt: „Wir haben ein tolles Konstrukt in Stuttgart. Das kann richtig durch die Decke gehen.“ Damit meint er noch mehr Spielerinnen, die den Weg aus der Akademie in eine Bundesligamannschaft finden – bestenfalls in Stuttgart. Immerhin 27 Spielerinnen, die in Stuttgart ausgebildet wurden, kamen bereits zu Einsätzen in der ersten oder zweiten Liga. Neben Jelena Wlk sind Lena Gschwendtner (Suhl, erste Liga) und Pia Weiand (Köln, zweite Liga), die vor der Saison keine neuen Verträge bei Allianz MTV Stuttgart erhielten, sowie Victoria Bura (Berlin, erste Liga) die bekanntesten Namen. Das soll sich bald ändern. Denn mit dem Jahrgang 98 stehen die ersten Spielerinnen in den Startlöchern, die alle Trainingsstufen der Akademie im MTV durchlaufen haben. „Da sind einige richtig gute Spielerinnen dabei“, sagt Koch.

Er muss es wissen. Denn seine Aufgabe ist es, diese Talente aus der dritten Liga bis an die Bundesliga heranzuführen. In der vergangenen Woche besuchten der Trainer der ersten Mannschaft, Guillermo Naranjo Hernandez, und sein Co-Trainer Giannis Athanasopoulos ein Nachwuchstraining – und waren begeistert. „Diese Spielerinnen sind die Zukunft in Stuttgart, und wir wollen in den deutschen Nachwuchs investieren“, sagt Hernandez. Zwei Spielerinnen möchte er demnächst schon in das Training der ersten Mannschaft integrieren.

Für die Volleyball-Akademie sind das traumhafte Nachrichten. Denn vielleicht schaffen dann schon bald noch mehr Spielerinnen wie Jelena Wlk den Sprung in die erste Mannschaft.