Das Abwehrtalent Antonio Rüdiger (20) ist bereit, seinen 2014 auslaufenden Vertrag beim VfB zu verlängern – was auch ein Zeichen für die Nachwuchsabteilung wäre.

Stuttgart -   Entscheidend ist nicht immer nur auf dem Platz. In einer Fußballmannschaft gibt es auch außerhalb davon einige Aufgaben, die erledigt werden müssen. Zuständig für die Prämienverhandlungen ist beispielsweise in erster Linie der Kapitän – beim VfB Stuttgart also Serdar Tasci (25). Georg Niedermeier (27) sorgt dafür, dass die Spieler bei Verfehlungen ihre Strafen pünktlich zahlen. Er verwaltet die Kasse. Für die gute Laune im Team sind Ibrahima Traoré (24) sowie Arthur Boka (30) verantwortlich. „Und ich bin hier der DJ“, sagt Antonio Rüdiger (20). Entscheidend ist in seinem Fall also auch die Musik.

 

Am liebsten legt er in der Kabine übrigens Hip-Hop auf. Das ist seine Art, sich und die Kollegen auf die bevorstehenden 90 Minuten einzustimmen. An den Rhythmus hat man sich beim VfB gewöhnt – und daran wird sich nach StZ-Informationen auch so schnell nichts ändern.

Momentan läuft der Vertrag von Rüdiger, der 2012 vom Deutschen Fußball-Bund zum besten Spieler des Jahrgangs 1993 gekürt worden ist, nur noch bis 2014. Bis vor einigen Wochen deutete wenig darauf hin, dass das Abwehrtalent bereit sei, die Abmachung zu verlängern. Aber jetzt hat ein Sinneswandel stattgefunden, der erstens damit zusammenhängt, dass Rüdiger inzwischen regelmäßig zum Einsatz kommt und sich fast schon als Stammkraft fühlen darf. Zweitens verdeutlichte ihm der Club, dass er in den mittelfristigen Planungen eine zentrale Rolle besetzt. „Er fühlt sich in Stuttgart sehr wohl“, sagt Uli Ferber.

VfB hofft noch diesen Monat auf Vertragsverlängerung

Der Berater von Rüdiger hat schon Gespräche mit dem VfB geführt, in denen es um die Zukunft seines Schützlings gegangen ist. „Es gibt Begehrlichkeiten anderer Vereine, aber wir können uns gut vorstellen, dass er länger hier bleiben wird“, sagt Ferber. Der VfB hofft noch in diesem Monat auf eine Vollzugsmeldung – was für die Verantwortlichen um den Manager Fredi Bobic wiederum auch ein wichtiges Signal wäre, dass es der Club ernst meint mit der Förderung der eigenen Nachwuchsspieler. Daran zweifelten zuletzt selbst beim VfB einige Leute. Denn es ist schon ziemlich lange her, dass ein durch die hausinterne Ausbildungsschule gegangener junger Hoffnungsträger in der Bundesliga richtig durchgestartet ist.

Die Letzten, die das geschafft haben und noch dem Kader angehören, heißen Sven Ulreich, Serdar Tasci und Christian Gentner. Jetzt ist Rüdiger auf dem Sprung – und dahinter lauert bereits die nächste Generation mit dem Mittelfeldspieler Rani Khedira (19) oder dem Stürmer Timo Werner (17), denen fast alle Experten eine erfolgreiche Karriere prophezeien. Sie werden jetzt genau beobachten, wie die Entwicklung von Rüdiger verläuft. Gelingt ihm endgültig der Durchbruch, dürfte das auch ein ermutigendes Zeichen für die komplette Nachwuchsabteilung sein.

Mehrere Bundesligisten haben Interesse an Rüdiger

Rüdiger geht auf jeden Fall nicht den gleichen Weg wie etwa Sebastian Rudy (23), der 2010 nach Hoffenheim wechselte, oder wie Julian Schieber (24), der vor einem Jahr das Angebot von Borussia Dortmund jenem des VfB vorgezogen hat. Vergleichbare Möglichkeiten hätte nun auch Rüdiger gehabt, weil gleich mehrere Bundesligisten an ihm Interesse zeigten. Doch er hat alles abgelehnt. „Die entscheidenden Personen beim VfB stehen hinter mir“, sagt Rüdiger, „ich spüre, dass sie mir vertrauen und dass sie auf mich setzen. Deshalb weiß ich, woran ich hier bin.“ Sowohl der Trainer Bruno Labbadia als auch Bobic würden sich oft mit ihm unterhalten. „Dabei kritisieren sie mich auch einmal und weisen mich auf Fehler hin, aber nur so kann ich lernen und weiterkommen“, sagt Rüdiger.

Ferber beurteilt die Lage ähnlich. „Toni kann beim VfB den nächsten Schritt machen“, sagt er. Vielleicht nicht die nächste, aber die übernächste Stufe könnte dann so aussehen, dass Rüdiger mit dem VfB in die   Champions League einzieht. „Davon träumt doch jeder“, sagt er. Wenn es wahr wird, verzichtet der DJ womöglich auch mal auf Hip-Hop und lässt dafür in der Kabine die Hymne der Königsklasse laufen.