Einen Tag vor der Wahl verzeichnet das Militär einen wichtigen Erfolg gegen die Rebellentruppe. Die Boko-Haram-Kämpfer verübten unterdessen neue Gräueltaten.

Abuja - Einen Tag vor den Wahlen in Nigeria hat das Militär einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen Boko Haram verkündet: Die Armee habe die Stadt Gwoza im nordöstlichen Bundesstaat Borno zurückerobert und das dortige Hauptquartier der Islamistengruppe zerstört, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag mit. Nach Angaben von Augenzeugen haben die Islamisten während ihrer Herrschaft in der Stadt zahlreiche zwangsverheiratete Frauen getötet.

 

Die nigerianische Armee habe Gwoza nach „abgestimmten und gut koordinierten Boden- und Lufteinsätzen“ zuückerobert, erklärte Armeesprecher Chris Olukolade in Abuja. Gwoza gilt als Hochburg von Boko Haram. Von dort aus hatte die Islamistengruppe im August ein „Islamisches Kalifat“ ausgerufen.

Wie Armeesprecher Olukolade sagte, wurde das Hauptquartier der Islamisten bei dem Einsatz „vollständig zerstört“. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurden zudem mehrere Boko-Haram-Kämpfer getötet und viele weitere gefangengenommen. Die Stadt werde nun abgeriegelt und durchsucht, um „fliehende Terroristen“ und mögliche Geiseln zu finden, sagte Olukolade.

Kämpfer töten ihre zwangsverheirateten Ehefrauen

Wie Augenzeugen am Freitag berichteten, töteten Boko-Haram-Kämpfer in Gwoza zahlreiche Frauen, die sie vorher zur Heirat gezwungen hatten. Islamisten-Chef Abubakar Shekau habe seinen Kämpfern Mitte März befohlen, ihre Frauen in Gwoza zu erschießen, berichtete der Bauer Usman Ali, der kurz zuvor in einem nahegelegenen Dorf von Boko Haram zwangsrekrutiert worden war. „Er sagte, sie sollten zurück nach Gwoza fahren und alle ihre Frauen töten, die sie zurückgelassen hatten.“ Andernfalls kämen sie nicht zusammen ins Paradies.

Die Boko-Haram-Kämpfer hätten auch die neuen Rekruten nach Gwoza mitgenommen, „wo wir Zeuge des Blutbads wurden“, berichtete der 35-jährige Ali. Die Männer hätten ihre zwangsangeheirateten Frauen zusammengetrieben und „das Feuer auf sie eröffnet“. Eine hochschwangere Frau habe darum gebeten, bis zur Geburt ihres Babys verschont zu werden, „aber ihre Bitte wurde abgewiesen“. Wie viele Frauen genau getötet wurden, konnte Ali nicht sagen.

Mitte März hatten Flüchtlinge aus der Stadt Bama, die ebenfalls im Bundesstaat Borno liegt, von einer ähnlichen Gräueltat berichtet. Demnach hatten Boko-Haram-Kämpfer auch dort dutzende zwangsverheiratete Frauen getötet.

Boko Haram kämpft mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr als 13.000 Menschen. Das nigerianische Militär wird im Kampf gegen Boko Haram mittlerweile von Truppen aus den Nachbarländern Kamerun, Niger und Tschad unterstützt.

Am Samstag finden im bevölkerungsreichsten Land Afrikas Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Der Christ Goodluck Jonathan bewirbt sich um eine weitere Amtszeit als Staatschef. Gegen ihn tritt der ehemalige muslimische Militärmachthaber Muhammadu Buhari an.

Am Mittwoch befasst sich der UN-Menschenrechtsrat in einer Sondersitzung mit den Übergriffen von Boko Haram in Nigeria und angrenzenden Ländern. Wie der Präsident des Gremiums, der deutsche Diplomat Joachim Rücker, mitteilte, stellte Algerien im Auftrag der Gruppe der afrikanischen Länder einen entsprechenden Antrag.