Liebe kann so einfach sein. Zumindest versprechen das viele Online-Partnerbörsen. So auch in „Wahre Liebe“, dem neuen Tatort aus Köln. Dabei müssen sich Ballauf und Schenk mit einer toten „Liebespäpstin“, einem Heiratsschwindler und enttäuschten Ehemännern rumschlagen. Klingt spannender, als es ist.

Stuttgart - Liebe kann so einfach sein. Ein paar Mausklicks und schon ist der perfekte Partner gefunden. Jedenfalls versprechen das viele Online-Partnerbörsen ihrer liebes- und zahlungswilligen Kundschaft. In „Wahre Liebe“ (Sonntag, 28. September, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek), dem neuen Tatort aus Köln, müssen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) sich mit einer toten „Liebespäpstin“, einem digitalen Heiratsschwindler und enttäuschten Ehemännern rumschlagen. Spannung will dabei aber leider nicht so richtig aufkommen.

 

In Köln wird Natascha Klein (Suzan Anbeh), Chefin der Internet-Partneragentur „Lovecast“, in ihrem Büro erschlagen. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Gerd Machnow (Bernd Moss) hatte sie kurz zuvor noch den zwanzigmillionsten Kunden ihrer Plattform gefeiert. Der „Lovecast-Liebesalgorithmus“ – also das Programm, das Mitglieder aufgrund bestimmter Merkmale zu perfekten Partnern erklärt – stammt aus ihrer Feder.

Ein Heiratsschwindler geht um

Privat lief es allerdings nicht so gut für die „Liebespäpstin“. Sie lebte in einer freudlosen Ehe, mit ihrem Mann Jörg Klein (Holger Daemgen) verband sie eigentlich nur das positive „Matching-Ergebnis“ ihres eigenen Algorithmus’. Ziemlich überrascht sind Ballauf und Schenk deshalb auch, als sich bei der Autopsie herausstellt, dass Natascha Klein kurz vor ihrem Tod eine Abtreibung hatte vornehmen lassen. Ihr Mann allerdings beteuert, schon seit Monaten keinen Sex mehr mit ihr gehabt zu haben. Ging Natascha Klein also fremd? Und wenn ja, mit wem?

Und dann sind da noch die Enttäuschten und Betrogenen, die mit der „Lovecast“-Chefin ein Hühnchen zu rupfen haben. Stefan Schmelzer (David Bredin) beispielsweise lernte auf der Plattform seine Frau kennen – trennte sich allerdings wieder von ihr, weil ihm die Beziehung nicht „echt“ genug erschien. Außerdem treibt ein Heiratsschwindler auf der Webseite sein Unwesen. Um ihm auf die Schliche zu kommen, sind Ballauf und Schenk zu ihrem Leidwesen auf die Hilfe ihrer neuen Assistentin Gabi (Kathie Angerer) angewiesen.

Wer jetzt einen spannungsgeladenen Krimi mit fetzigen Dialogen und tiefgründigen Charakteren erwartet – ok, das ist bei einem Tatort vielleicht auch nicht wirklich realistisch – wird wohl enttäuscht ins Bett gehen. Denn „Wahre Liebe“ dümpelt die meiste Zeit nur so vor sich hin. Immerhin kann man deshalb problemlos nebenher bügeln, im Internet surfen oder in einer Zeitschrift blättern. Erst gegen Ende kommt gerade genug Spannung auf, um den mittlerweile tiefenentspannten Zuschauer für das Finale zu reanimieren.

Und: Spätestens bei ihrem zweiten Auftritt fangen die Herzchenluftballons tierisch an zu nerven. Die Liebe und so, wir haben’s kapiert. Ist gut jetzt.

Der Tatort „Wahre Liebe“ im Kurzcheck:

Schönste Krimifloskel: „Ist Ihnen in der letzten Zeit irgendetwas aufgefallen an Ihrer Frau?“, fragt Freddy Schenk den Ehemann des Opfers.

Heimliche Stilikone: Kommissar Schenk trägt in der Schießstand-Szene seine Ohrenschützer dermaßen modisch auf der Stirn, man könnte ihn glatt für ein überdimensionales Insekt halten.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Eine gute Viertelstunde vor Schluss hat man endlich das Gefühl, dass ein wenig Licht ins Dunkel kommt.