Die letzte Tatort-Premiere vor der Sommerpause beschäftigt sich mit Drogen und dem, was sie aus ihren Konsumenten machen. Der Tote ist ein Flüchtling – und der Fall ziemlich raffiniert ausgetüftelt.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Luzern - Wer je damit geliebäugelt hat, Drogen zu nehmen, wird danach garantiert die Finger davon lassen. Denn „Schutzlos“ (Sonntag, 5. Juli 2015 im Ersten sowie in der ARD Mediathek), der neue Tatort aus Luzern, zeigt die Süchtigen drastisch und als so elendige Gestalten, dass man kaum hinsehen mag. Dabei sind die Dealer mitten unter uns, auf offener Straße wird der Stoff verkauft – und die Drogenfahndung schaut zu.

 

Dann aber wird ein junger Nigerianer tot am Fluss gefunden – und Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) lernen kennen, was die wenigsten wissen wollen: das Leid der Flüchtlinge, die im Westen Schutz suchen und Opfer geldgieriger Dealer werden.

Etwas platt wird hier Gut gegen Böse ausgespielt. Es geht viel um den Umgang mit Flüchtlingen, die für die Verwaltung nur Nummern und Fälle sind. Einige spannende Szenen halten einen aber auf Trab, und was wirklich hinter dem Mord steckt, ist raffinierter ausgetüftelt, als man sich hätte vorstellen können.

Der Tatort „Schutzlos“ im Kurzcheck:

Schönste Krimifloskel: „Ohne mich schaffst du das sowieso nicht“ tönt Reto, der doch eigentlich völlig fertig ist und schon Halluzinationen hat. Der Mann gehört in Kur.

Heimliche Stilikone: Die Drogenabhängige, bei der das Opfer gewohnt hat: abgewrackt, lallend, völlig neben der Spur – drastischer geht’s nicht.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Welcher Fall? Ach so, stimmt, da gab es ja nicht nur die Flüchtlingsthematik und das arme Mädchen, das abgeschoben werden soll. Eines ist sicher: Der Zuschauer wird ganz schön in die Irre geführt.