Bestechung, ein selbst ernannter Rächer im Heldenkostüm und kiffende Demonstranten: Im neuen Tatort aus Münster „Der Hammer“ geht es wie erwartet nicht allzu ernst zur Sache. Aber schon des morbiden Humors wegen lohnt sich das Einschalten.

Stuttgart - Korruption ist das Schmiermittel, das die Welt am Laufen hält - und zugleich so etwas wie die Rache des Beamten am sogenannten kleinen Mann, der ja immer gleich aufheult, wenn es um eine Diäten- oder Besoldungserhöhung geht. Außerdem bietet Bestechung Industriellen und Großanlegern die Chance, die eigenen Interessen bei der politischen Entscheidungsfindung unmittelbar einzubringen. Insgesamt eine tolle Sache also.

 

Blöd nur, wenn sich einer diesem eingespielten Prozedere entgegenstellt und versucht, für Gerechtigkeit zu sorgen – oder zumindest für das, was er für Gerechtigkeit hält. Genau das passiert im neuen Münsteraner „Tatort“ („Der Hammer“, Sonntag um 20.15 Uhr, ARD). Und so stolpern der Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und der snobistische Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Börne (Jan Josef Liefers) gleich reihenweise über übel zugerichtete Leichen, die ein selbst ernannter Rächer wahlweise von einem Häuserdach oder in einen Swimmingpool purzeln lässt.

Wie nicht anders bei den Münsteranern zu erwarten, geht es auch diesmal nicht allzu ernst zur Sache. Neben den bisweilen gezwungen wirkenden schnippischen Wortgefechten zwischen Börne und Thiel, gibt es einige mehr oder weniger witzige Slapstickeinlagen – so verschluckt Thiels Papa in einer Szene einen Joint, in einer anderen bleibt der Ermittler mit dem Gürtel an einem Türgriff hängen, als er eine Wohnung stürmen will, was ziemlich peinlich ist.

Insgesamt zieht sich ein für „Tatort“-Verhältnisse ziemlich morbider Humor durch die Geschichte, was allein der Bösewicht beweist: Ein Krimineller diesen Schlags war wohl noch nie in einem deutschen Fernsehkrimi zu bestaunen. Schon deswegen lohnt sich das Einschalten.

Der Tatort „Der Hammer“ im Schnellcheck:

Heimliche Stilikone: Die Hippiekumpels von Frank Thiels Vater. So sieht Bürgerprotest heute aus! Zumindest in der Fantasie eines ARD-Drehbuchautors.

Schönste Krimifloskel: „Wir sind keine Mörder, das kannste mir glauben“, versichert Thiels bekiffter Papa seinem Sohnemann. Und wenn sie’s doch waren, dann können sie sich zumindest nicht mehr dran erinnern.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Kurz vor Schluss, als das, was sich zunächst als falsche Fährte zu entpuppen schien, doch noch beweist, wie gut Thiels Instinkt ist.