Eine Geiselnahme, ein Toter und interne Ermittlungen: Bei ihrem 15. Fall stehen die Stuttgarter Tatort-Kommissare von Anfang an unter Beobachtung.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Kein Geplänkel, keine ermüdenden Ermittler-Dialoge, keine lange Vorgeschichte: Dieser Stuttgart-Tatort knallt zu Beginn wie ein mit Kirschwasser gestreckter Trollinger aus dem Supermarkt. Es geht los mit einer ordentlichen Geiselnahme am Kühlregal eines Einzelhandels an der Rotebühlstraße. Der Geiselnehmer Holm Bielfeldt (Daniel Christensen) ist voll auf Speed, hält dem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes eine Waffe an die Schläfe und schaut so irre aus der Wäsche, dass man kurz versucht ist, zu einer romantischen Komödie auf Sat 1 zu wechseln.

 

In „Eine Frage des Gewissens“ (Sonntag, 23. November, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) steht das Stuttgarter Ermittler-Duo Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) von Anfang unter Beobachtung. Erst zeichnen die Kameras des Supermarktes auf, wie Lannert den Geiselnehmer in Schach hält, während sich Bootz von hinten anschleicht und alle anderen Kunden aus der Schusslinie scheucht. Später schaut die Öffentlichkeit genau hin, was im Supermarkt wirklich passiert ist.

15. Fall der Stuttgarter Tatort-Ermittler

Denn: Am Ende der rasanten Eingangssequenz liegt der Geiselnehmer tot am Boden, erschossen durch einen der beiden Ermittler. Es folgt eine interne Ermittlung unter Führung eines schmierigen Anwaltes mit nicht minder garstiger Frau, unter deren Druck Sebastian Bootz zu zerbrechen droht, ehe eine überraschende Wendung und ein zweiter Handlungsstrang in eine ganz andere Richtung führen.

Der mittlerweile 15. Fall von Bootz und Lannert (wer war noch mal dieser Bienzle) gehört nach einigen schwächeren Folgen wieder zum Besseren, was der SWR zu bieten hat. Kein Vergleich zu den filmischen Sedativa vom Bodensee oder der auserzählten Lena Odenthal aus Ludwigshafen. Besonders Felix Klare als Sebastian Bootz liefert eine saubere Leistung: vom geschiedenen Familienvater zum jähzornigen, Rotwein exenden Punkrocker. Was schwer konstruiert klingt, ist besonders in der ersten Hälfte dieses Tatorts schauspielerisch aller Ehren wert. Einschalten!

Der Stuttgart-Tatort um Kurzcheck

Schönste Krimifloskel: „Ich lass mich doch nicht abknallen für 8,50 die Stunde.“

Heimliche Stilikone: Nix heimlich! Staatsanwältin Emilia Álvarez (Carolina Vera) ist wie immer atemberaubend. Diese Frisur! Ach was, Frisur, diese Föhnwelle! Dieser strenge Blick! Lieber SWR, der Autor dieser Zeilen möchte dringend der Staatsanwältin vorgeführt werden.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Kommt erst kurz vor knapp und mit dem Abhören einer Nachricht auf der Mobilbox einer Verbrecherin.