Die Gemeinde Lenningen hat das Sperrgebiet rund um den abgerutschten Wielandstein noch einmal ausgeweitet. Damit sollen die erwarteten Wochenendbesucher vor nachstürzenden Steinen geschützt werden.

Lenningen - In Erwartung der Schaulustigen, die am Wochenende die Folgen des Naturspektakels am Albtrauf in Augenschein nehmen wollen, hat die Gemeinde Lenningen den Sperrbezirk rund um den abgerutschten Wielandstein ausgeweitet. „Wir gehen auf Nummer sicher“, sagt der Lenninger Bürgermeister, Michael Schlecht. Rund ein Drittel des markanten Felsens, der am Rand der Schwäbischen Alb über dem Lautertal thront, ist in der Nacht zum Mittwoch ins Tal gestürzt. Die Gesteinsmassen haben eine rund 200 Meter lange Schneise in den darunter liegenden Hangwald geschlagen.

 

Der vormals auf 671 Meter Höhe liegende Felssporn und die Reste der um das Jahr 1150 auf ihm errichteten Burg waren vor dem Felssturz ein beliebtes Ausflugsziel. Mit der Sperrung der Wanderwege rund um den Felsen will die Gemeinde jetzt verhindern, dass sich Wanderer unnötig in Gefahr begeben. Die Sperrung des Felsens, der sich auch in der Kletterszene einer großen Beliebtheit erfreut hatte, ist auf unbestimmte Zeit angelegt. „Wir sind derzeit dabei, nach Fachleuten zu suchen. Die sollen uns ganz praktisch sagen, wie wir künftig mit dem Wielandstein umgehen sollen“, sagt Schlecht. Vom Votum der Experten will der Schultes abhängig machen, wann das beliebte Wanderziel wieder zugänglich gemacht wird. Auf der Suche nach praktikablen Lösungen will die Gemeinde aber auch auf den Sachverstand von Kletterern und der Bergwacht zurückgreifen.

400 Kubikmeter Fels sind abgegangen

Der ersten Einschätzung Michael Schlechts zufolge hat vor allem der zuletzt schnelle Wechsel von Frost- und Tauperioden dem zerklüfteten Jurafelsen zugesetzt. Damit stützt er sich auf die Vermutung des Revierförsters, Alexander Klein. „Es sieht so aus, als sei zuerst ein großes Felsstück im unteren Bereich rausgesprengt worden. Der Rest ist dann von oben nachgerutscht“, sagt Schlecht. Erste Schätzungen gehen von rund 400 Kubikmetern Fels aus, die ins Tobeltal gestürzt sind.

Das Naturereignis hat den Wielandstein um sein Gipfelkreuz und rund zwei Meter seiner ursprünglichen Höhe beraubt. Menschen sind bei dem Felsabgang in der Nacht nicht zu Schaden gekommen. Glücklicherweise waren die den Abhang herunterstürzenden Gesteinsmassen zum Stillstand gekommen, bevor sie die Wanderwege in Mitleidenschaft ziehen konnten. Dass sich die in der Regel unauffällig vollziehende erdgeschichtliche Dynamik der Schwäbischen Alb auf einen Schlag Bahn bricht, ist nicht ungewöhnlich. „Ich betreue das Lenninger Forstrevier und damit den Albtrauf im Lautertal seit zehn Jahren. In dieser Zeit ist es zu drei Felsstürzen gekommen“, sagt Alexander Klein. Allerdings sei der Abbruch des Wielandsteins das bisher mit Abstand spektakulärste Naturschauspiel der vergangenen Jahre gewesen.

In der Regel vollzieht sich das Zurückweichen der Schwäbischen Alb in kaum messbaren Dimensionen. Geologen gehen allerdings davon aus, dass sich der Höhenrücken des Juragebirges vor rund 17 Millionen Jahren bis unmittelbar vor die Tore der heutigen Stadt Stuttgart erstreckt hat.

Reußenstein macht ebenfalls Sorgen

Mit den Auswirkungen des schleichenden Rückzugs werden die Wanderer auf der Schwäbischen Alb auch an anderer Stelle im Landkreis Esslingen konfrontiert. Die über Neidlingen aufragende Burgruine des Reußensteins ist seit dem Frühjahr für Besucher gesperrt. Die unter der Regie des Landratsamtes regelmäßig dort durchgeführte Sicherheitsüberprüfung hatte ergeben, dass sich Gesteinsbrocken aus der Felsformation lösen könnten. Die Burgwand selbst war vor zwei Jahren umfangreich saniert worden.

„Ein Ingenieurbüro überprüft derzeit die Sicherheit der Felsen und erarbeitet Vorschläge, wie das Gelände gesichert werden kann“, sagt Peter Keck, der Sprecher der Esslinger Landkreisverwaltung. Im Zuge der Untersuchungen haben die Ingenieure festgestellt, dass auch der beliebte Wanderweg unterhalb der Ruine akut von Steinschlag bedroht ist. Der Waldweg ist inzwischen, wie auch die rund 70 Meter unterhalb der Ruine verlaufende Forststraße, für den Publikumsverkehr gesperrt. Einer Mitteilung des Landratsamts zufolge befinden sich in der Felswand oberhalb der Wege noch eine ganze Reihe von akut absturzgefährdeten Felspartien.