Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel will der SPD neue Wählerschichten erschließen und stellt die richtigen Fragen. Wo aber bleiben seine Antworten?, fragt StZ-Autor Thomas Maron.

BerlinSPD-Chef Sigmar Gabriel steht vor seiner größten Bewährungsprobe. - Er muss der SPD begreiflich machen, weshalb sie nur zulegen kann, wenn sie sich neuen Wählern öffnet. Schon auf dem Parteitag unmittelbar nach der Bundestagswahl 2013 hat er die Genossen damit konfrontiert, dass etwa der Mittelstand nicht mit dem Klassenfeind zu verwechseln sei. Er will sich außerdem verstärkt um jene kümmern, die zwar ordentlich verdienen, aber mit den Mehrfachbelastungen der mittleren Generation nicht recht fertig werden. Das ist klug gedacht. Seit Monaten wartet man allerdings wieder einmal vergeblich auf seine Antworten auf die von ihm selbst gestellten Fragen. Außerdem ist die SPD gerade dabei, ihre Lust an der Demontage amtierender Vorsitzender wieder zu entdecken. Gabriel mag innerparteilich wegen seiner Pegida-Haltung Anlass zur Kritik geliefert haben. Er hat aber nicht verdient, deshalb von Jusos den Twitter-Hashtag „notmyVorsitzender“ (nicht mein Vorsitzender ) verpasst zu bekommen.

 

Gabriel müsste stark sein für einen Kurswechsel, ist aber geschwächt. Schlecht sind die von ihm verantworteten Umfragewerte im Bund. Am Sonntag wählt Hamburg. Mal sehen, was in der SPD los ist, wenn Hansestadt-Regent Olaf Scholz jenseits der 45 Prozent landet. Die Zeiten werden rau für Gabriel – und für die SPD.