Der Finanzvorstand der Deutschen Bank wechselt in ein anderes Vorstandsressort. Offiziell ist das keine Entmachtung. Doch Kritiker werfen ihm Versäumnisse in den USA vor – darauf angesprochen, reagiert Krause gereizt.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Stefan Krause trug seine Zahlen vor wie immer: Nüchtern, sachlich, präzise. Falls der Finanzvorstand der Deutschen Bank sich über seine bevorstehende Versetzung geärgert hat, ließ er es sich nicht anmerken, als er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten die Quartalsbilanz erläuterte. Empfindlich reagierte Krause allerdings, als er auf Kritik der US-Notenbank an der Deutschen Bank angesprochen wurde. Die Fed hatte dem Geldhaus Schlamperei bei der Übermittlung von Berichten und Daten an die Aufsichtsbehörden vorgeworfen.

 

Eines wolle er klarstellen, sagte Krause hörbar genervt: Bei den von der Fed aufgezeigten Mängeln gehe es nicht um die Bilanzierung. „Unsere Finanzberichterstattung war immer verlässlich und akkurat.“ Krauses gereizter Unterton ist verständlich. Denn der Ärger mit den US-Behörden wird von vielen Beobachtern als Grund dafür ausgemacht, dass er im Frühjahr als Finanzchef abgelöst werden soll. Zu seinem Nachfolger berief der Aufsichtsrat am Dienstag Marcus Schenck, derzeit Manager bei der Deutschland-Tochter der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Analyst spricht von Degradierung

Krause bleibt allerdings im Vorstand und erhält dort das neue Ressort für Strategie und Organisationsentwicklung. Ob das ein Versorgungsposten ist oder ein Schritt zu mehr Führungsverantwortung, darüber gehen die Ansichten auseinander. Der Baken-Analyst Dieter Hein von Fairesearch hält die letztgenannte Interpretation allerdings für abwegig. Krause, der von BMW zur Deutschen Bank kam, sei „kein gelernter Banker“, argumentiert Hein. „Jemanden wie ihn auf einen Chefposten vorzubereiten, liegt nicht auf der Hand. Außerdem müsste er, um auf höhere Weihen vorbereitet zu werden, wohl operative Erfahrung sammeln – er bekommt aber auch jetzt kein operatives Ressort. Ich gehe von einer Degradierung aus.“

Leithner müsse „aus der Schusslinie“

Die zweite Neuerung im Vorstand, die Berufung des bislang für die Konzernrevision zuständigen Christian Sewing auf einen eigenen Vorstandsposten für Recht, hält Hein für „durchaus sinnvoll“. Denn: „Rechtsfragen und die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten werden für die Bank immer wichtiger, vielleicht sogar überlebenswichtig.“ Nach Einschätzung des Analysten gibt es noch ein weiteres Motiv für die Personalie: Den bislang auch für Rechtsfragen zuständigen Personalvorstand Stephan Leithner „aus der Schusslinie“ zu nehmen. Gegen Leithner wird im Zusammenhang mit dem Prozess um die Pleite des Kirch-Konzerns ermittelt.

Zwar liegt gegen Leithner bislang keine Anklage vor. Doch Hein glaubt, dass die Deutsche Bank hier kein Risiko eingehen will: „Was wäre das für ein Eindruck, wenn ein Vorstand, der für Recht zuständig ist, selbst angeklagt würde?“