„Es ist denen scheißegal, was wir denken.“ Gregor Weber, Ex-Tatort-Darsteller beim Saarländischen Rundfunk, ließ seinem Frust in Ludwigsburg freien Lauf – und berichtete, wie absurd es bei den Dreharbeiten zuging.

Ludwigsburg - „Du hast keine Chance“ – der Titel seines ersten „Tatorts“ erscheint Gregor Weber im Rückblick als ein Omen für seine Jahre als Fernsehkommissar Stefan Deininger. Die endeten sehr plötzlich mit der im Januar ausgestrahlten Folge „Verschleppt“. Weber hatte bundesweit Aufsehen erregt, als er vor dessen Ausstrahlung selbst vor dem Film gewarnt hatte, weil er so schlecht sei.

 

Bei einem Podiumsgespräch an der Ludwigsburger Filmakademie macht Weber seinem Ärger Luft und erzählt den Studenten, worauf sie sich für ihre Zukunft gefasst machen müssen. Die Art der Zusammenarbeit von Schauspielern und Filmredaktion beim Saarländischen Rundfunk (SR) habe ihm gezeigt, dass „es denen scheißegal ist, was wir denken“. Er und sein Kollege Maximilian Brückner („Franz Kappl“) hätten noch während des Drehs zu „Verschleppt“ versucht, Fehler im Drehbuch auszubessern, doch nicht immer mit Erfolg. Regisseur und Redaktion hätten zwar eingesehen, dass an manchem noch gearbeitet werden müsse, sagt Weber. Aber: „Dann haben wir’s doch so gedreht.“

Eine unlogische Szene nach der anderen

Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, hätten Brückner und er beschlossen, zu improvisieren. Anders als im Drehbuch vorgesehen, schlägt Kommissar Kappl den Verdächtigen im Verhör. „Ein Unding in Deutschland! Aber der Regisseur fand’s super. Da wurde nicht nachgefragt.“

Eine unlogische Szene nach der anderen läuft an jenem Nachmittag über die Leinwand im Studio 2 der Ludwigsburger Filmakademie. Da war beispielsweise ein Mädchen jahrelang eingesperrt, findet sich aber bestens in Saarbrücken zurecht. Da hat ein Psychiater so viele Funktionen, dass man meinen könnte, er sei der Einzige im ganzen Saarland. Das Publikum lacht mehrfach ungläubig. Weber kommentiert trocken. Seine Resignation ist hörbar. „Oft habe ich gedacht, was mache ich hier?“, erzählt er. „Ich bin 42 Jahre alt, ich ziehe Kinder groß, warum tue ich mir das an?“

Heute schreibt Weber selbst Krimis

Dass „Verschleppt“ ihr letzter „Tatort“ war, erfuhren Weber und Brückner erst nach dem Dreh. „Alle haben’s gewusst, nur wir nicht“, sagt er. Der Vertrag der beiden lief aus, offiziell hieß es, die Geschichte der Kommissare sei „auserzählt“. Weber vermutet andere Gründe: „Wir waren dem Regisseur einfach zu anstrengend mit unseren Verbesserungsvorschlägen. Der hat einen „Tatort“ im Jahr gemacht und die Faschingssendung, da ist ganz klar: der war überlastet.“

Weber schreibt heute selbst Krimis, hat sich mit 36 Jahren zum Koch ausbilden lassen. Wer mit ihm drehen wolle, könne sich gerne melden, sagt er. „Ich bin auffindbar und spiele gerne gute Sachen.“ Hauptsächlich sehe er sich aber als Autor. Den Verlust der „Tatort“-Rolle kann Weber zumindest psychisch verschmerzen: „Ein ganzer Film bringt schon viel Geld. Dass das jetzt weggebrochen ist, tut natürlich weh“, sagt er. „Aber dass ich mir den Scheiß nicht mehr antun muss, entlastet mich ungemein.“