Medien können für Kinder zur Gefahr werden, warnt die Schulsozialarbeiterin Christiane Bungert – um dieses Thema geht es bei einem Vortrag in der Teichwiesenschule in Korntal.

Korntal-Münchingen - Mediengefahren – darum geht es bei einem Vortrag am diesem Mittwoch, 26. Oktober, in der Teichwiesenschule. Die Schulsozialarbeiterin Christiane Bungert erklärt, warum ihr das Thema so wichtig ist.

 
Frau Bungert, um welche konkreten Gefahren geht es?
Heute haben Kinder schon in der Schultüte ihr erstes Handy, sind aber den Gebrauch im Prinzip schon von Geburt an gewöhnt. Will man mit der Familie Essen gehen, wird das Handy zur Nanny, damit die Erwachsenen ungestört den Abend miteinander verbringen können oder jeder eben auch für sich auf dem Handy die Nachrichten checken kann.
Und worin liegen die Gefahren?
Gefahren gehen von allen Medien aus: Fernsehkonsum, Videos, Werbung, Handyspiele, aber auch WhatsApp, eine Foto- und Kamerafunktion, die wahllos ausgeübt wird. Computerspiele, die eher für die Eltern oder ältere Geschwister gedacht sind, Facebook, YouTube, Sexting, Pornografie, Cybermobbing. Die Gefahr ergibt sich verstärkt dadurch, dass nicht nur ein Medium gebraucht wird, sondern alles parallel und teilweise stundenlang genutzt wird.
Sind viele Kinder denn zu sorglos im Netz unterwegs?
Die Kinder gehen sorglos damit um, da sie von klein auf diese Medien benutzen. Es ist Hobby und Freizeitbeschäftigung. Das Erwachen kommt dann, wenn Einzelne Dinge posten, die negative Auswirkungen haben, oder wir Videos entdecken, die das Kind in Gefahr bringen.
Wie wirkt sich der Medienkonsum aus?
Die Forschung zeigt, dass Kinder, die viel Zeit vor dem Computer verbringen, schlechter schlafen, dementsprechend unausgeglichener sind und ihre Gehirnfunktion schlechter ist. Das Kind ist in der Schule nicht entsprechend seiner eigentlichen Möglichkeiten leistungsfähig. Über die Gefahren wird nicht bei allen geredet, Eltern erlauben ihren Kindern, Dienste zu benutzen, die altersmäßig nicht erlaubt sind. Die Angst, ihr Kind könnte nicht dabei sein, ist größer – oder es ist einfach Unwissenheit.
Inwiefern haben die Eltern überhaupt Einflussmöglichkeiten auf das, was ihre Kinder mit Handy & Co. machen?
Eltern haben die Pflicht, ihre Kinder aufzuklären, die Handys und Computer kindgerecht zu schützen, sich die Verläufe anzuschauen und den Konsum zeitlich und inhaltlich zu reglementieren. Es gehört auch dazu, ein Nein auszusprechen und auf Altersbeschränkungen zu achten, egal, wie viel das Kind nörgelt und bittet.
Bieten diese Medien auch Chancen?
Sicher. Sie ersetzen aber nicht die emotionale und kommunikative Komponente. Als Arbeitsgerät, zeitlich limitiert als Spielekonsole oder zur Kontaktpflege ist kaum etwas so effektiv und vielseitig, aber diese Fülle muss auch verarbeitet werden. Der Aufwand dafür, überall erreichbar zu sein, ist so groß, dass der Medienkonsum von Stress bis zu psychischen Erkrankungen alles auslöst. Kinderpsychologen sehen sich ganz neuen Phänomenen gegenüber – nicht zu vergessen, dass die Zahl der spielsüchtigen Kinder rapide wächst.
Christiane Bungert, 1961 in Köln geboren, ist Schulsozialarbeiterin an der Teichwiesenschule in Korntal-Münchingen. In dieser Funktion leistet sie unter anderem Einzelfallhilfe für Schüler, Eltern und Lehrer. Sie berät in schwierigen Lebenslagen und wird schon mal als Streitschlichterin aktiv. Ihr Vortrag am Abend ist bereits ausgebucht.