Der TSV Rohr klagt über mangelndes Interesse und Engagement von Eltern junger Mitglieder. Das Gros der Vereine in den Bezirken Sillenbuch, Degerloch, Plieningen und Birkach spürt das indessen nur teilweise.

Filder - Wohin mit den Kindern, wenn die Nachmittagsbetreuung im Hort zu Ende ist und die Oma keine Zeit hat? Ganz einfach in den Sportverein, denken sich wohl viele Eltern. Das vermutet zumindest Sonja Hammer, die Jugendleiterin der Fußballabteilung des TSV Rohr. Der Sportverein sei für manche Eltern nur noch eine gute Aufbewahrungsstätte für den eigenen Nachwuchs und nicht Ort für ein Vereinsleben und ein Miteinander, so empfindet es die 42-jährige dreifache Mutter. Aus ihrer Meinung macht sie keinen Hehl. Was sie davon hält, dass einige Eltern wohl denken, mit dem Mitgliedsbeitrag seien Verein und Trainer „so reichlich entlohnt, dass eine Mithilfe nicht notwendig ist“, hat sie mit Unterstützung des Vorstands in einem offenen Brief an die Eltern der Fußball-Kids des TSV Rohr formuliert.

 

„Kennen Sie eigentlich den Trainer Ihres Kindes?“, fragt die Jugendleiterin in dem Brief. Oder „Kriegen Sie es mit, wenn Ihr Liebling gar nicht zum Training erscheint, sich aber zu Hause verabschiedet hat mit Zielangabe Fußballplatz?“, heißt es sarkastisch und provokativ in dem Schreiben. Während auch andere Vereine diesen Trend bestätigen, sieht es in den Bezirken unter dem Fernsehturm bei den meisten Vereinen anders aus. „Wir sind sehr erstaunt über die Beobachtungen und können mitteilen, dass dies keinesfalls auf die Eltern unseres Vereins zutrifft“, schreibt etwa Gabi Wendel vom Vorstand des SV Sillenbuch.

Sogar beim Putzen sind die Eltern dabei

Auch beim SV Hoffeld gebe es wenig Probleme, bestätigt der Vorsitzende Jürgen Demeter. „Bei uns läuft es ganz zufriedenstellend“, sagt er. Bei den Eltern sei immer eine hohe Bereitschaft zum Helfen da, sei es, wenn es ums Fahren zu Fußballspielen gehe, „oder auch, wenn wir etwa eine Putzaktion machen“, sagt Demeter.

Der TSV Birkach hat zwiespältige Erfahrungen, was das Engagement der Eltern angeht. Bei erfolgsorientierten Sportarten wie etwa Fußball, Volleyball oder Tennis gebe es keine Probleme. „Da sind die Eltern einfach dahinter“, sagt Klaus Hägele, der bei dem Sportverein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Anders sei es bei den Kursen, die der TSV anbietet, etwa das Vorschulturnen oder der Kindersportclub. „Da wäre ein stärkeres Elternengagement schon wünschenswert“, sagt Hägele.

Höhere Beiträge können die Folge sein

Erste Tendenzen in die Richtung, dass der Sportverein eine gute Nachmittagsbetreuung für die Kinder ist, spürt der TSV Heumaden. „Wobei ich es noch nicht so extrem empfinde“, sagt der Vize-Vorsitzende Joachim Knittweis. Es mache sich aber durchaus bemerkbar, dass Eltern „sämtliche Vereinsangebote für ihre Kinder wahrnehmen, jedoch nur wenige bereit sind, als Betreuer, Fahrer oder Helfer mitzuwirken“. Eine mögliche Lösung sieht Joachim Knittweis darin, dass die Beiträge irgendwann steigen werden, mit ihrem Engagement könnten Eltern wiederum ein Guthaben aufbauen.

Solche Maßnahmen braucht es beim TV Plieningen nicht. Auch dort stellen die Eltern ihre Kinder keineswegs nur ab, wie Vereinschef Folker Baur sagt. Wenn, dann seien das wohl nicht einmal zehn Prozent. „Die meisten Eltern bringen Ideen ein, die leben das richtig mit“, sagt Baur. Kürzlich sei zum Beispiel eine Übungsleiterin beim Kinderturnen krank geworden. Ein Elternteil habe daraufhin sofort angeboten, die Aufgabe zu übernehmen, berichtet der Vorsitzende des TV Plieningen.

Abseits vom Sport sieht es in Plieningen ähnlich aus. Etwa bei den Singkids, dem recht neuen Kinderchor des Sängerbundes. „Ich treffe jede Woche auf sehr interessierte Eltern, die alle schon mal in meiner Stunde saßen und sich angeschaut haben, was ich mit den Kindern mache“, bestätigt Chorleiterin Milena Hiessl.