In der vergangenen Woche wurden im Bereich des Ortskerns in Stuttgart-Vaihingen Gruppen gesichtet, die im Verdacht stehen, sich Geld oder persönliche Daten von Passanten erschleichen zu wollen. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Besonders skeptisch sollte man sein, wenn man nach persönlichen Daten wie der Adresse gefragt wird oderstark gefühlsbetonte, Mitleid erregende Bilder gezeigt bekommt. Davor warnt der Verbund Vaihinger Fachgeschäfte (VVF). Denn hinter den vermeintlichen Spendensammlern und Wohltätigkeitsorganisationen könnten sich Betrüger verbergen, die mit der „Klemmbrett-Masche“ Geld oder Daten erschleichen wollen. „Man sollte sich erst gar nicht auf eine Befragungssituation einlassen“, rät Ingo Vögele, der zweite Vorsitzende und Pressesprecher des VVF.

 

Passanten sollten auf ihre Wertsachen achten

Einige Mitglieder des Vereins haben in der vergangenen Woche vermehrt solche Gruppen mit Klemmbrettern am Vaihinger Markt beobachtet und den VVF informiert. Der hat sich entschieden, zu handeln und Plakate vorbereitet, die sich die Ladeninhaber in der Geschäftsstelle abholen oder auf der Internetseite des Verbunds herunterladen können. Zahlreiche Läden informieren nun mit den Plakaten über die Machenschaften der Banden und rufen die Bürger zu mehr Vorsicht auf. „Es ist wichtig, schnell zu handeln und die Passanten aufzuklären. Je mehr die Leute wissen, desto besser können sie in einer entsprechenden Situation reagieren“, sagt Vögele und spricht von einem „Vergrämen“ der Banden. „Wir wollen damit erreichen, dass die Gruppen sich hier nicht wohlfühlen und sich schnell wieder entfernen.“ Auch die Geschäftsleute sind dazu aufgerufen, ein offenes Auge zu haben und Verdachtsfälle zu melden.

Oftmals geben sich die „Klemmbrett-Betrüger“ als Gehörlose oder in irgendeiner Form Behinderte aus, warnt der VVF. Die Ansprache erfolge oft als Unterschriftensammlung oder Befragung. „Man sollte sich nicht einlullen lassen“, sagt Vögele. Denn es kann auch passieren, dass die Betrüger nicht nur um Geld für einen vermeintlichen Spendenzweck betteln, sondern gleich versuchen, den Passanten die Wertsachen aus der Tasche zu ziehen. Der VVF rät, auf der Straße erst gar nicht zu spenden und keine persönlichen Daten herauszugeben. Zudem sollten Passanten auf ihre Wertsachen achten, wenn sie auf der Straße angesprochen werden, und die Polizei verständigen, wenn ihnen eine Situation verdächtig vorkommt.

Dazu rät auch der Kriminaldirektor Martin Rathgeb, der Leiter des für Vaihingen und Möhringen zuständigen Polizeireviers 4 Balinger Straße. „Lieber einmal zuviel bei der Polizei anrufen als einmal zu wenig. Wir schauen dann, was wir tun können.“ Wichtig sei es dann, konkrete Personenbeschreibungen mitzuteilen.

Legitime Spendensammler können sich ausweisen

Die „Klemmbrett-Masche“ ist der Polizei seit Längerem bekannt und längst nicht nur ein Problem in Vaihingen. „Wir haben hier keinen Schwerpunkt“, sagt Martin Rathgeb. In ganz Stuttgart gebe es solche Fälle.

Das bestätigt Polizeipressesprecher Jens Lauer. „Das ist hin und wieder Thema. Allerdings gibt es derzeit keine Häufung“, sagt Lauer. Im vergangenen Winter wurden mehrere Menschen im Stuttgarter Westen, in der Innenstadt und in der Region um Stuttgart Opfer von solchen Betrügerbanden. Sie hatten sich als Gehörlose oder Taubstumme ausgegeben und in manchen Fällen Geldbeträge erbettelt, in anderen gleich die Geldbörsen der Passanten entwendet.

Zwar sollten die Bürger aufmerksam sein, allerdings ist nicht jeder Spendensammler ein Betrüger. Das Deutsche Rote Kreuz oder andere Wohltätigkeitsvereine sind ebenfalls auf der Straße unterwegs, ganz ohne betrügerische Absichten. Revierleiter Martin Rathgeb rät zu „gesundem Misstrauen“. „Besonders, wenn jemand direkt Bargeld oder Unterschriften will.“ Organisationen wie das DRK geben gerne Infomaterial mit und verweisen auf die Möglichkeit zu Geldüberweisungen. „Wenn Sie Zweifel haben, fragen Sie die Leute, ob sie sich als Mitglied der Organisation ausweisen können“, sagt Rathgeb.

Der Hinweis durch den VVF sei für die Polizeiarbeit nicht hinderlich. „Es ist gut, wenn sich die Leute gegenseitig sensibilisieren. Das sollte allerdings nicht bis zu einer ‚Hilfspolizei’ gehen.“ Rathgeb warnt davor, vermeintliche Straftäter selbst festzuhalten. „Damit bringen Sie sich unter Umständen selbst in Gefahr“, sagt der Revierleiter.