Ein Plakat, mit dem der VVS für Jahresabos wirbt, sorgt im Internet für Verärgerung. Der Verkehrsverbund hält entgegen, dass man bei der Werbung ständig mit Klischees arbeite – nicht nur auf Kosten von Menschen ohne Abitur.

Stuttgart - Der Webmaster der Facebook-Seite des Verkehrverbunds Stuttgart (VVS) benötigt derzeit ein dickes Fell. Nicht nur, dass in den vergangenen Wochen zahlreiche Nutzer auf der Internetseite ihrem Unmut über Zugausfälle und Verspätungen im S-Bahnverkehr Luft gemacht haben. Auch das Motiv eines Plakats, mit dem der VVS für Jahresabonnements wirbt, sorgt zumindest bei einigen Usern für Verärgerung.

 

Auf dem Plakat ist ein junger muskulöser Mann zu sehen, der ein weißes Unterhemd sowie eine dunkle Sonnenbrille trägt und den Oberarm tätowiert hat. Kurz: äußerlich wirkt der Herr weniger wie ein feinsinniger Intellektueller, sondern eher wie ein prolliger Türsteher. Über der Abbildung steht zu lesen: „Das Abo rechnet sich: Das check ich auch ohne Abi.“

Die Blogger sind empört

Ist dieses Bild, das seit einigen Wochen etwa an Stuttgarter Bushaltestellen zu sehen ist, ein Fall von Sozialchauvinismus? Eine Webnutzerin empört sich: „Nur mal so, was wird denn hier bitte vermittelt? Menschen mit Tattoos und/oder Muskeln sind doof?“ Eine andere legt ironisierend nach: „Ganz ehrlich, ich mag den Pöbel ja auch nicht, die ungebildete Unterschicht, den gesellschaftlichen Bodensatz. Und dann sind die auch noch tätowiert. Alles Assis. Sogar fürs Abi zu dämlich!“

Auch mehrere Blogger haben das Thema aufgegriffen. Für Andrés Blögle beispielsweise ist die Kampagne „hochgradig diskriminierend“; für das Fakeblog ist die VVS-Werbung „unterste Schublade“. „Super gemacht, VVS“, höhnte kessel.tv.

VVS arbeitet bewusst mit überzeichneten Klischees

Der Stuttgarter Verbund hat auf die Kritik am Freitag mit einem kurzen Statement auf seiner Facebookseite reagiert. Auf StZ-Anfrage sagt der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler: „Wenn man Werbung macht, dann ist es zunächst prinzipiell gut, wenn es überhaupt Reaktionen gibt.“ Alle Kampagnen des Verbunds seien „bewusst überzogen“ und würden mit ironisch überzeichneten Klischees arbeiten. „Wir nehmen aber Kritik an. Es ist auf gar keinen Fall so, dass wir irgendjemanden diskriminieren wollen“, betont Stammler.

Zugleich halte sich aber die Empörung, die dem VVS nun entgegenschlägt, in Grenzen; von einem Shitstorm könne nicht die Rede sein. Mittels des Motivs soll deutlich gemacht werden, dass der Erwerb eines passenden Abos einfacher ist als gemeinhin angenommen, so Stammler.

Zudem kämen im Lauf eines Jahres zahlreiche Motive in Werbeaktionen zum Einsatz; so hat der VVS auch schon ein ironisch überzeichnetes Bild eines Studenten für Marketingzwecke verwendet.