Der VVS hat am Dienstag beschlossen, dass die Fahrpreise vom 1. Januar 2017 an um 1,9 Prozent steigen. Auch für das 9-Uhr-Ticket gibt es entgegen dem Wunsch der SSB keine Ausnahme.

Stuttgart - Vor der Sitzung der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrats des VVS hatte es heftige Debatten in den Ausschüssen der Kreistage und der Regionalversammlung über die Tariferhöhung im allgemeinen und das 9-Uhr-Umweltticket im besonderen gegeben. Am Dienstag wurde in den nichtöffentlichen Sitzungen zwar auch noch engagiert diskutiert, letztlich stimmten aber alle Vertreter der Verkehrsunternehmen und der öffentlichen Hand (bis auf den SPD-Regionalrat Thomas Leipnitz) der Tariferhöhung und ihrer Umsetzung auf die einzelnen Fahrkarten zu.

 

Die Preiserhöhung wird über alle Ticketangebote relativ gleichmäßig verteilt, wobei es wegen der Zehn-Cent-Sprünge Abweichungen gibt. Einzelne Fahrkarten wie das Kurzstrecken- sowie das Einzel- und Viererticket für eine Zone für Erwachsene und Kinder werden nicht teurer. Mehr bezahlen muss man vom 1. Januar 2017 an auch für das 9-Uhr-Umweltticket. Der Aufsichtsrat der SSB hatte den Vorschlag gemacht, diese Fahrkarte von der Erhöhung auszunehmen, um damit die Nutzung außerhalb der Hauptverkehrszeiten attraktiver zu machen.

Änderungen beim 9-Uhr-Ticket frühestens nächstes Jahr

Diese Idee und vor allem der Deckungsvorschlag, dafür die Monats- und Jahreskarten von Pendlern überproportional zu verteuern, war in den Kreisen und im Regionalverband vehement abgelehnt worden. Dem folgten nun die VVS-Gremien. Zugleich sprachen sie sich dafür aus, das 9-Uhr-Umweltticket konzeptionell weiterzuentwickeln und aufzuwerten. Ziel dabei ist, dass Pendler vermehrt Bahnen und Busse außerhalb der morgendlichen Spitzenzeit nutzen. Die Grünen-Gemeinderatsfraktion schlägt beispielsweise vor, das 9-Uhr-Umweltticket auch als Firmenticket anzubieten. Änderungen wird es aber frühestens in der Tarifrunde im kommenden Jahr geben.

In den Gremien wurde die Tariferhöhung erneut diskutiert. „Das war heftig und lang“, sagte ein Teilnehmer, der den Eindruck gewann, dass „die Preissteigerungen politisch immer schwieriger durchzusetzen“ seien, obwohl sie am Markt akzeptiert würden, wie die jährliche Fahrgaststeigerung von rund drei Prozent zeige. Besonders in den Kreisen und im Regionalverband wird der hohe Kostendeckungsgrad des VVS von 60 Prozent kritisiert. Angesichts der Probleme bei der S-Bahn dürften die Nutzer nicht noch stärker herangezogen werden.

Mehreinnahmen von rund 9,3 Millionen Euro

In den Sitzungen wurde allerdings darauf verwiesen, dass dann die öffentliche Hand und damit alle Steuerzahler die höheren Kosten ausgleichen müssten – eine Debatte, die den VVS weiter beschäftigen wird. Die 1,9-prozentige Tariferhöhung soll 2017 zu Mehreinnahmen von rund 9,3 Millionen Euro führen. Begründet wird dies mit höheren Personalkosten und Mehrausgaben beim Kauf von Bussen und Bahnen, aber auch Angebotsverbesserungen wie mehr Nacht-S-Bahnen und -bussen und zusätzlichen Linien.

Neu im VVS-Angebot ist von September an auch das verbundweite Azubi-Abo für 59 Euro monatlich für junge Menschen, die eine Ausbildung, ein Praktikum, ein freiwilliges soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Erste Bestellungen für das von 1. September 2016 an gültige und von der Tariferhöhung 2017 ausgenommene Ticket seien schon eingegangen, teilt der VVS mit. In der „Feinstaubsaison“ vom 15. Oktober 2016 bis 15. April 2017 wird an Tagen mit Feinstaubalarm ein Einzelticket zum halben Preis angeboten. Damit sollen Autofahrer zum Umsteigen bewegt werden. „Mit dem günstigen Preis wollen wir den Autofahrern der Region ein Angebot machen, umweltfreundlich mit dem ÖPNV zu fahren und damit einen Beitrag zu leisten, den Grenzwert einzuhalten“, sagte OB Fritz Kuhn, Aufsichtsratschef des VVS. Die Mindereinnahmen tragen je zur Hälfte das Land und die Verkehrsunternehmen.