Der Konflikt zwischen seinem Kulturbetrieb und dem Kunstverein schwelt seit Langem. Dahinter steckt die alte Frage, was Kunst ist und was Kommerz. Die Mitglieder des Kunstvereins werfen Mellmann und Gutbrod vor, durch ihre Fremdveranstaltungen die Seele des Veranstaltungsortes zu verkaufen. Das Duo verweist dagegen darauf, dass es ohne die Einnahmen aus den Fremdveranstaltungen die Wagenhallen schon lange nicht mehr geben würde.

 

„Wenn es jetzt heißt, dass 70 Künstler vor der Tür stehen, wenn in den Wagenhallen eine Party stattfindet, ist das maßlos übertrieben“, sagt ein Kenner der Materie, der angesichts der angespannten Stimmung anonym bleiben will. Seinen Beobachtungen zufolge arbeiten viele der Künstler tagsüber in ihren Ateliers und haben abends, wenn Veranstaltungen in den Wagenhallen sind, Besseres zu tun, als in schlecht beheizten Ateliers zu werkeln. „Wie viele Künstler in den Wagenhallen wirklich arbeiten oder die Halle nur als Lager nutzen, will ich nicht beurteilen“, sagt Mellmann. „Wenn wir hier aber nicht zusammenhalten und Geschlossenheit demonstrieren, wird es die Wagenhallen bald nicht mehr geben.“

„Ein beknacktes Signal an die Politik“

Auch Stephan Karle, 75-prozentiger Teilhaber des Kulturbetriebs Wagenhallen, und als Vermittler zwischen Rathaus und Künstlern eine Art Spiritus Rector des komplizierten Kulturgebildes, stört sich am Kleinkrieg der Künstler. „Dass sie nicht miteinander sprechen, sondern stattdessen über das Internet übereinander herziehen, ist ein beknacktes Signal an die Politik.“ Den Erhalt der Ateliers habe man der Verwaltung zu verdanken: „Für die Zeit des Umbaus hätte man ja auch eine Seite der Halle schließen können, das wollte die Stadt nicht, die Politik wollte sowohl den Veranstaltungsbetrieb als auch die Ateliers erhalten“, sagt Karle.

An das Ende der Wagenhallen will er noch nicht glauben: „Solange es einen Silberstreif am Horizont gibt, machen wir weiter. Klar ist aber: die Bude gehört der Stadt, sie muss am Ende das Geld geben, also muss sie auch das Vorgehen vorgeben dürfen.“