Die Betroffenen freuen sich über die Sanierung der Wagenhallen. Doch es gibt auch jede Menge Fragen: zum Beispiel, wie günstig man sich dort künftig einmieten kann.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Die Nachricht, dass Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) das alternative Kultur- und Veranstaltungszentrum Wagenhallen komplett sanieren will, hat am Freitag bei den Betroffenen für große Freude gesorgt, gleichzeitig aber einige Fragen aufgeworfen. Bis zu 30 Millionen Euro will sich das Rathaus die Komplettsanierung kosten lassen, damit die Stadt am Ende wieder über eine Veranstaltungshalle für bis zu 3400 Besucher und mehr Ateliers als bisher verfügt. „Das ist natürlich eine tolle Nachricht für den Konzertstandort Stuttgart“, sagt Matthias Mettmann vom Veranstalter Chimperator. „Genau diese Hallengröße fehlt uns momentan.“ Gleichzeitig sei aber schon jetzt die Frage erlaubt, welche Auswirkungen eine 30 Millionen Euro teure Sanierung auf die künftige Hallenmiete haben wird.

 

Die Frage, welcher Baubürgermeister die angedachte Sanierung der Wagenhallen im Herbst 2016 leiten wird, ist ebenfalls noch offen. Der potenzielle grüne Nachfolger des amtierenden Baubürgermeisters Matthias Hahn (SPD), Peter Pätzold, gibt sich ganz entspannt. „Ich bin der Meinung, dass eine sanierte Wagenhalle auch für das neue Rosensteinquartier nur Vorteile hat“, sagt Pätzold. Die Wagenhallen könnten ein wichtiger städtebaulicher Baustein zwischen Nordbahnhofviertel und Rosensteinquartier werden, „schließlich sind sie ein gewachsenes Kulturprojekt mit weiterem Entwicklungspotenzial“, so Pätzold. Wie man mit dem Thema Lärmbelästigung umgeht, die vor allem von an- und abfahrenden Besuchern künftiger, größerer Veranstaltungen in den Wagenhallen ausgehen könnte, wird sich laut Pätzold zeigen. „Vielleicht werden alle Parkplätze in eine Tiefgarage verlegt, um den Lärm zu minimieren“, so Pätzold. Laut der vertraulichen Konzeptstudie zu den Wagenhallen, die der StZ vorliegt, geht die Stadt von bis zu 250 notwendigen Parkplätzen aus.

Wohin weichen Kulturbertrieb und Kunstverein aus?

Stefan Mellmann, der gemeinsam mit Thorsten Gutbrod den Kulturbetrieb Wagenhallen verantwortet, wurde von der für ihn frohen Kunde der Sanierung beim Abendessen am Donnerstagabend überrascht. „Wir sind immer noch ganz baff. Jetzt warten wir aber erst einmal die nächsten Gespräche mit der Stadt Stuttgart ab“, so Mellmann. „Für uns ist es aber schon einmal toll, dass wir jetzt weiter veranstalten können“, sagt Mellmann, wenn auch in reduziertem Umfang. Während der Kulturbetrieb im vergangenen Jahr auf rund 200 Veranstaltungen kam, werden es 2015 wohl 130 sein, schätzt Mellmann.

Sein Pendant beim Kunstverein Wagenhallen, Robin Bischoff, reagierte ähnlich positiv überrascht auf die für ihn frohe Botschaft. „Das ist natürlich super, jetzt geht es aber erst richtig los. Wir wollen als Nutzer jetzt stärker in die weitere Planung eingebunden werden.“ Zum Beispiel bei der Frage, wohin der Kulturbetrieb und der Kunstverein während der Sanierung ausweichen sollen. Experten gehen davon aus, dass die Sanierungsarbeiten mindestens ein Jahr dauern werden. „Vielleicht müssen wir ja nicht alle auf einen Schlag hinaus, sondern können Schritt für Schritt weichen“, sagt Robin Bischoff. Er verweist auf die „kleine Containercity samt Waggons“, die bereits jetzt als Ausweichheimat der Künstler vor den Wagenhallen aufgebaut wurde.

Das nächste Gespräch zu den Wagenhallen, eine Elefantenrunde bestehend aus Oberbürgermeister, Bürgermeistern, den Fraktionsvorsitzenden und den kulturpolitischen Sprechern im Gemeinderat sowie den Vertretern des Kulturbetriebs und des Kunstvereins wird am 23. März stattfinden. Danach entscheiden der Gemeinderat endgültig darüber, ob 0die zweistellige Millionensumme im nächsten Haushalt eingeplant werden kann.