Der Kulturbetrieb Wagenhallen muss bald vorübergehend schließen, mindestens ein Jahr lang dauert die Sanierung. Die 68 Beschäftigten haben ihre Kündigung erhalten, bis auf zwei Ausnahmen.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die Wagenhallen am Nordbahnhof stehen vor großen Veränderungen. Mindestens ein Jahr wird die Sanierung des früheren Ausbesserungswerks der Bahn dauern. Das hat auch Konsequenzen für das Personal des Kulturbetriebs. Die 68 Beschäftigten, darunter 17 Festangestellte und 51 Minijobber, haben bereits ihre Kündigungen erhalten. Doch die Betreiber versichern: Alle Festangestellten erhalten Folgeverträge in der neuen Gesellschaft, so sie wollen, für einige habe man auch Übergangsjobs gefunden.

 

Der Zeitplan für den weiteren Gang der Dinge steht. „Am 3. Dezember findet als letzte Party ein größeres Festival statt“, sagt Stefan Mellman, einer der beiden Betreiber des Kulturbetriebs. Etwa 30 Künstler werden beim vorläufigen Abschied von dem Veranstaltungsort dabei sei, darunter Putte und Edgar, Annegemina, Gomo Park und Netzer. Wenn am 18. Dezember noch das Kunstkaufhaus mit rund 60 Ausstellern aus den Bereichen Kunst und Design über die Bühne gegangen ist, wird zusammengepackt. „Am 21. Dezember bauen wir ab, damit wir die Wagenhallen am 1. Januar übergeben können“, so Mellmann. Im April soll die rund 30 Millionen Euro teure Sanierung des historischen Baus beginnen, die vor allem von der Stadt finanziert wird.

Eine Ersatzspielstätte war nicht zu finden

Was aber wird aus dem Personal? „Eine Ersatzspielstätte zur Zwischennutzung haben wir nicht gefunden, obwohl wir alles probiert haben“, erklärt Betreiber Thorsten Gutbrod. Zu Ende September haben fast alle Beschäftigten die Kündigung erhalten, nur zwei Leitungskräfte bleiben angestellt. Aber auch die anderen Festangestellten will das Betreiberduo beim Neustart in den sanierten Wagenhallen wieder an Bord haben. Diese Zusage haben man schon gemacht, sagt Gutbord. „Das sind tolle Mitarbeiter, denen wir zu 200 Prozent vertrauen.“ Sie seien dabei geblieben, obwohl die Wagenhallen lange nur eine Zwischennutzung waren und es durchaus die Gefahr eines Abrisses gegeben habe. So soll es Vorverträge für die künftige Anstellung geben, sagt Gutbrod, „dass die was in der Hand haben“. Unter den Festangestellten sind Eventmanager, Lageristen, Köche, Techniker und Sachbearbeiter.

Für einige der Mitarbeiter haben man für die Übergangszeit Jobs gefunden, zum einen bei Partnerunternehmen, aber auch in eigenen Projekten: in der „Soopkitchen“ im Heusteigviertel, wo unter anderem von Künstlern „Palettenmöbel“ hergestellt und verkauft werden, sowie in der Bar „1. Stock“ in der City. Einige andere nutzten die Zeit für Weiterbildungen, die man finanziere. Thorsten Gutbrod: „Für etwa 60 Prozent der Leute haben wir eine Übergangslösung gefunden, die anderen werden ein halbes bis ein Dreivierteljahr arbeitslos sein.“ Vier bis sechs Monate vor der Wiedereröffnung der Wagenhallen sollen die Leute wieder eingestellt werden. Wie es für die 51 Minijobbern weitergeht, kann Gutbrod nicht sagen. Da es sich zumeist um Studenten handle, sei deren Perspektive auch eine andere als bei den Festangestellten.

Künstler ziehen vorübergehend in Container

Die Kreativen des Kunstvereins, die in den Wagenhallen heute und künftig Atelierflächen haben, sind in einem Interimquartier untergekommen, in Containern auf dem Parkplatz. Sowohl das Duo des Kulturbetriebs wie der Kunstverein müssen einen Beitrag zu den Sanierungskosten leisten: drei Millionen Euro, von denen die Kulturbetreiber 1,8 Millionen Euro zahlen.