Ein neuer Fonds soll junge Unternehmen unterstützen, die innovative Produkte auf den Markt bringen. Auch die baden-württembergische Versicherungsbranche beteiligt sich an der Initiative.

Stuttgart - Baden-Württemberg will jungen technologieorientierten Unternehmen auf die Beine helfen. Zusammen mit der Sparkassenversicherung, der Württembergischen Versicherung und der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft stellt das Land bis zu 20 Millionen Euro für Neugründungen, sogenannte Start-Ups, zur Verfügung. „Wir wollen den Mut und die Risikobereitschaft von Gründern belohnen“, sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid am Mittwoch in Stuttgart. Das Geld wird als Wagniskapital-Fonds bereitgestellt und in Form von Minderheitsbeteiligungen investiert. „In der ersten Phase nach der Gründung sind die Kosten hoch und die Unternehmen machen noch Verluste“, erläuterte Schmid. Bisher habe es im Land nicht genug Investoren gegeben, die auf das Potenzial junger Unternehmen im Südwesten gesetzt hätten . Diese Finanzierungslücke soll nun durch den Venture-Capital-Fonds Baden Württemberg geschlossen werden.

 

Profitieren sollen von diesem Geld junge Unternehmen, die Spitzentechnik entwickeln und schon einen Prototypen oder einen Machbarkeitsnachweis vorweisen können. Ihr Produkt oder ihre Dienstleistung muss sich deutlich von vorhandenen Angeboten abheben. Ein weiteres Kriterium für Beteiligungen ist, dass das Produkt nur schwer von Wettbewerbern kopiert werden kann.

Stuttgarter Unternehmen Regiohelden

Wie schwierig es solche Unternehmen bisher hatten, zeigt das Beispiel von Feliks Eyser, der vor vier Jahren das Stuttgarter Unternehmen Regiohelden gegründet hat und kleinen Firmen hilft, im Internet schneller gefunden zu werden. „Ich habe in Gütersloh, Oldenburg und Berlin-Kreuzberg Investoren gefunden, aber nicht in Stuttgart und Umgebung“, berichtet Eyser.

Der Fonds startet mit acht Millionen Euro. Das Wirtschaftsministerium bringt die eine Hälfte des Kapitals ein. Die SV Sparkassenversicherung Lebensversicherungs AG und die Württembergische Versicherung AG teilen sich die andere Hälfte. Die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft managt den Fonds und bringt zwei Millionen als Parallelinvestor ein. Zusätzlich kann sie in Form von offenen und in späteren Phasen stillen Beteiligungen das Finanzierungsvolumen auf rund 20 Millionen ausweiten.

Hinter dem neuen Fonds steht die Hoffnung, dass der Ruf des Südwestens als Gründerland wiederbelebt wird. „Baden-Württemberg hat immer noch eine tolle Performance bei Technologie-Innovationen, aber die kommen vor allem von älteren Unternehmen“, meint Christian Rammer vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Einst Spitzenreiter bei Hightech-Gründungen, hat das Land seinen Vorsprung in den letzten Jahren eingebüßt. Seit Mitte der 1990er Jahre ging die Gründungstätigkeit laut ZEW stark zurück. Bayern liegt in der Spitzentechnik mittlerweile gleichauf. Betrachtet man alle Firmengründungen bundesweit, liegt das Land der Tüftler und Denker im Mittelfeld. „Das Fondsvolumen ist zwar nicht groß, eignet sich aber gut um zu sehen, ob überhaupt Nachfrage nach Wagniskapital besteht“, erläutert Rammer.

Hightech-Gründerfonds in Berlin

„Der Fonds ist eine tolle Sache, ein Schritt in die richtige Richtung“, findet auch Thomas Villinger vom Zukunftsfonds in Heilbronn, der sich in der Gründerszene gut auskennt. Er bedauert aber, dass die mittelständische technologieorientierte Industrie nicht mit einbezogen wurde: „Unternehmen müssen ein Interesse daran haben, dass die Gründerkultur nicht geschwächt wird und hier ausgebildete Unternehmer mit guten Ideen in der Region bleiben.“ Er verweist auf den Hightech-Gründerfonds in Berlin: Zu dem Fördervolumen von rund 580 Millionen Euro haben Unternehmen gut zehn Prozent beigetragen. Sie lernen dadurch potenzielle Partner und Kunden kennen. „Ich würde mir wünschen, dass das Land zusammen mit der Wirtschaft einen Fonds auflegt, der zehnmal so groß wie der jetzige ist“, sagt Villinger. Dann wäre eine Schlagkraft erreicht, die Baden-Württemberg gerecht werde. „Wenn wir auch in 30 bis 50 Jahren noch Weltmarktführer haben wollen, dürfen wir uns nicht ausruhen.“

Für die Sparkassenversicherung und die Württembergische Versicherung ist der Fonds aus anderen Gründen attraktiv. „In Zeiten von sinkenden Zinsen müssen wir einen Teil unseres Kapitals risikoreicher investieren, damit wir den Kunden Anlagen mit ansprechenden Konditionen bieten können“, sagt Michael Völter, Finanzvorstand der Sparkassenversicherung.