Der Gemeinderat wählt den Schönaicher Bürgermeister mit 25 zu sieben Stimmen in das Amt. Vor allem die CDU und die Freien Wähler wollen den Wechsel. Auch mancher SPD-Stadtrat votierte für den 40-Jährigen. Die achtjährige Amtszeit von Ulrich Schwarz endet am 30. September.

Böblingen - Am Ende fiel das Wahlergebnis für viele dann doch überraschend deutlich aus. Tobias Heizmann (Freie Wähler) löst den bisherigen Böblinger Amtsinhaber Ulrich Schwarz (Grüne) auf dem Posten des Ersten Bürgermeisters ab. Heizmann erhielt am Mittwoch in der Gemeinderatssitzung 25 Stimmen, sieben Stadträte schenkten Schwarz erneut das Vertrauen. „Ich habe für Heizmann gestimmt“ erklärte Florian Wahl offen, der Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Ich erhoffe mir jetzt mehr Dynamik.“ Aus den Reihen der SPD war ebenfalls zu hören, dass sich der bisherige Amtsinhaber zu wenig kämpferisch gegeben habe.

 

Parteien wollen einen Mann, der rasch entscheiden kann

Kurz bevor der Oberbürgermeister Wolfgang Lützner das Ergebnis verkündete, signalisierten der CDU-Fraktionschef Hans-Dieter Schühle und der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Daniel Wengenroth, mit einem freudigen Nicken in Richtung ihrer Ratskollegen, dass ihr Kandidat, Tobias Heizmann, das Rennen gemacht hat. Sie hatten zusammen mit Florian Wahl und Hauptamtsleiter Achim Schröter die Stimmen ausgezählt. Offenbar konnte Schwarz bei der geheimen Abstimmung lediglich auf die Stimmen seiner grünen Parteifreunde zählen, die mit fünf Mandatsträgern dem Plenum angehören.

„Es gehörte Mut dazu und Verantwortungsbewusstsein, dass sie sich der Wahl gestellt haben“, würdigte der OB den Amtsinhaber und dankte ihm für die Zusammenarbeit. Schwarz war die Enttäuschung sichtbar ins Gesicht geschrieben. Dessen Amtszeit endet am 30. September. In seiner Rede hatte Schwarz zuvor auf „acht erfolgreiche Jahre“ verwiesen. Unter ihm sei es gelungen, die Stadt im Kernhaushalt schuldenfrei zu bekommen. Außerdem seien die Kitas massiv ausgebaut und verbessert worden. Auch die Integration behinderter Kinder sei mancherorts gelungen. Als eine der künftigen Kernaufgaben sah er die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum an. „Sie haben einen eingearbeiteten Ersten Bürgermeister“, warb Schwarz um die Gunst der Stadträte. Von der Fraktion der CDU und die Freien Wähler war vor der Wahl jedoch zu hören gewesen, „dass Böblingen auf dieser Position einen Mann brauche, der mit schnellen Entscheidungen agieren kann“.

Heizmann will das Geld erst einmal auf die hohe Kante legen

„Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung“, sagte Heizmann mit strahlender Miene. Nach der Zeit als Rathauschef in Schönaich sehe er sich gut gerüstet für die Aufgaben in Böblingen. Kitas und Schulen seien für die Stadt wichtige Standortfaktoren, um die er sich bevorzugt kümmern wolle, erklärte Heizmann in seiner Vorstellungsrede. Bei Schulgebäuden seien umfassende Sanierungsmaßnahmen und Investitionen nötig. Und bei den Kitas sieht Heizmann seine Hauptaufgabe darin, „fachlich gutes Personal“ zu finden. Dabei sei das Gehalt nur ein Teil der Lösung, meinte der 40-Jährige. Wichtig sei auch „ein positives Arbeitsumfeld“.

Als künftiger Kämmerer möchte Heizmann vorsichtig mit dem Geld der Stadt umgehen: „Man kann auf Dauer nicht mehr einnehmen, als man ausgibt.“ Aus eigener leidiger Erfahrung weiß er, dass man mit den Millionen bei den Gewerbesteuereinnamen nicht sicher rechnen könne. Seine Gemeinde erlebte im vergangenen Jahr einen deutlichen Steuereinbruch. Die Folge: Heizmann hatte dort kaum noch finanzielle Spielräume. Diese möchte er in Böblingen schaffen, in dem er die Einnahmen erst einmal auf die hohe Kante legt. Dies gelte auch für die 17 Millionenn Euro, die Böblingen bei der Gewerbesteuer mehr einnimmt als geplant. „Sie könnten doch etwas davon für die Sanierung von Schulen ausgeben“, meinte der FDP-Stadtrat Helmut Kurtz. Heizmann dagegen schwebt eine langfristige Investitionsplanung vor. Und beim Punkt Schulsanierung sei erst einmal der Bestand zu erheben um dann zu entscheiden, was vordringlich ist.

Chef von 600 Mitarbeitern

Auswahlverfahren 
Auf die Stelle des Ersten Bürgermeisters hatten sich fünf Kandidaten beworben. In die engere Wahl kamen der Amtsinhaber Ulrich Schwarz und der Schönaicher Rathauschef Tobias Heizmann. Beide durften sich während einer 20-minütigen Rede in der Gemeinderatssitzung noch einmal vorstellen.

Wahlsieger 
Tobias Heizmann (40) ist in Freiburg geboren und in Backnang aufgewachsen. Seit fast zehn Jahren ist er Bürgermeister in Schönaich. Der Verwaltungswirt mit Fachhochschuldiplom war zwischen 2003 und 2006 im Stuttgarter Innenministerium tätig und danach Amtsleiter in Kirchheim bei München. Seit acht Jahren engagiert sich Heizmann für die Freien Wähler im Kreistag. Er wird für rund 600 Mitarbeiter verantwortlich sein und die Kämmerei, das Amt für Jugend, Schule und Sport sowie das Amt für Soziales leiten, zu dem auch die Kinderbetreuung und die Flüchtlingsunterbringung gehören. Heizmann ist verheirartet und Vater einer zweieinhalbjährigen Tochter.