Neben den alteingegessenen Parteien haben in Großbritannien auch allerlei skurrile Figuren im Wahlkampf mitgemischt. Dass der britische Humor seinen Ruf wirklich verdient hat, zeigten die Wahlzettel in einigen Bezirken.

London - Es war die letzte Wahl, für die Elvis mit seiner Partei zur Erhaltung des Yetis im Himalaya angetreten ist. Der 73-Jährige, der sich den Parteivorsitz mit einem kleinen, zwei Pfund (2,30 Euro) teuren Spielzeug-Yeti teilt, wollte eigentlich schon Anfang des Jahres seine politische Karriere beenden und sich damit von Hawaii-Hemd, Sonnenbrille und Koteletten verabschieden. Aber als er gehört habe, dass Mick Jagger, Bandleader der legendären Rolling Stones, im Herbst noch einmal auf Tour gehen werde, habe er wieder in Nottingham East antreten müssen, so seine Begründung.

 

Elvis will verhindern, dass US-Präsident Donald Trump und Premierministerin Theresa May Nordkorea angreifen und es womöglich Tibet trifft, wenn der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un verfehlt wird. Er bekam 195 Stimmen in seinem Wahlbezirk. David Bishop mimt seit den 1990ern das Elvis-Double und ist das Markenzeichen seiner Partei, die unter anderem auch als „Kirche des militanten Elvis“ auftritt. Er ist nur einer der vielen skurrilen Kandidaten, die Farbe in den britischen Einheitsbrei des Wahlkampfes von Tories, Labour und anderen etablierten Parteien bringen.

309 Stimmen für Herr Fischfinger

„Mr. Fish Finger“, zu Deutsch Herr Fischstäbchen, war ein besonders heiß diskutierter Kandidat bei der Unterhauswahl. Der Mann stand im Wahlkreis Westmorland und Lonsdale in direkter Konkurrenz zum Parteichef der oppositionellen Liberaldemokraten, Tim Farron. Er wurde mehrmals in einem Fischstäbchen-Kostüm fotografiert, aber bisher kennt niemand seinen richtigen Namen. Auf seiner Internetseite erzählt er, nachdem Twitter-User einem Fischstäbchen mehr Glaubwürdigkeit zugesprochen hätten als Farron, habe er sich entschieden, direkt mit ihm zu konkurrieren - natürlich als „Fish Finger“. 309 Wähler gaben ihm am Donnerstag ihre Stimme.

Im Vergleich zu Großbritanniens Liste der skurrilen Unterhauskandidaten hat Deutschland wenig zu bieten. Das außergewöhnlichste in der deutschen Parteienlandschaft ist die Satire-Partei „Die Partei“. Sie fiel in der Vergangenheit unter anderem mit Forderungen nach einer Faulenquote und dem Wiederaufbau der Mauer auf. Trotzdem hat sie seit drei Jahren tatsächlich einen Abgeordneten im Europaparlament, „Partei“-Chef Martin Sonneborn.

Zwölf Monster-Kandidaten

Eine der verrücktesten und fast schon etablierten Parteien auf der Insel ist die „Offizielle Partei der Durchgeknallten“ (Official Monster Raving Loony Party), die bei dieser Wahl immerhin mit zwölf Direktkandidaten angetreten ist. Seit den 1960er Jahren mischt sie im Polit-Zirkus der Insel mit und fordert ein noch komplizierteres Steuersystem, damit jeder Bürger ein Schlupfloch finden kann.

Dass bei den Briten wirklich jeder ein Recht auf eine Interessenvertretung hat, beweisen auch Gruppen wie die „Bürger für Rechte und die Gleichbehandlung der Untoten“, die eine Heilung gegen Zombie-Bisse finden wollen. Oder die Partei „Al-Zebrabist Nation von Ooog“, die dem Propheten Zebadiah Abu-Obadiah huldigt, das Konzept Großbritannien abschaffen und die Welt neuordnen will. Oder die „Partei der verrückten Kostüme“, die schon seit über 35 Jahren in Großbritannien registriert ist – wobei niemand weiß, wofür sie steht.