Der neue erste Beigeordnete steht fest. Die Räte entscheiden sich für den jüngsten Kandidaten.

Korntal-Münchingen - Voll besetzt, bis auf ein paar wenige Stühle im Zuschauerbereich, war der Sitzungssaal des Korntaler Rathauses am Donnerstagabend. Der Grund: Der Gemeinderat musste sich in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause für einen neuen ersten Beigeordneten entscheiden. Drei Kandidaten, die sich gegen 17 andere Bewerber durchgesetzt hatten, stellten sich in der öffentlichen Sitzung vor. Neben Lothar Barth, Alexander Noak stand mit Michael Siegel, dem Fachbereichsleiter für Bildung und Freizeit der Stadtverwaltung, auch ein bereits bekanntes Gesicht am Rednerpult.

 

Jeweils 15 Minuten Zeit hatten die Bewerber, um sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Am Ende gab es eine kleine Überraschung: Mit 13 Stimmen entschied gleich in der ersten Runde der mit 39 Jahren jüngste Kandidat, Alexander Noak aus Vaihingen/Enz, die Wahl deutlich für sich. Der 46-jährige Barth und der 52-jährige Siegel erhielten jeweils fünf Stimmen. Im September wird Noak somit den scheidenden Ralf Uwe Johann ablösen.

Kritik am Strukturwandel

Einen sehr wichtigen Unterschied wird es künftig in der Rollenverteilung geben. Johann war als Technischer Beigeordneter verantwortlich für die Bereiche Stadtentwicklung und Planen. Diese unterstehen künftig dem Bürgermeister Joachim Wolf. Der erste Beigeordnete wird keinen technischen Hintergrund mehr haben, sondern sich mehr mit Verwaltungsaufgaben beschäftigen und gleichzeitig Fachbereichsleiter sein.

Dieser Strukturwandel ging im vergangenen Jahr nicht ohne Kritik durch den Gemeinderat. Egon Beck, Fraktionsvorsitzender der SPD, kritisierte die Entscheidung als „schweren Fehler“. Strukturelle Veränderungen dürfe es aufgrund von persönlichen Vorlieben des Bürgermeisters nicht geben. Im technischen Bereich brauche man „dringend Profis“. Hier sei nicht nur Interesse, sondern vor allem Kompetenz gefragt. Auch Johann hatte Kritik an der beschlossenen Strukturänderung geäußert. Wolf entgegnete, dass er auf die Kompetenz der Fachbereichsleiter zurückgreifen werde. Das neue Konzept sei „vielfach bewährt“, wie etwa in der Nachbarkommune Gerlingen. Der Strukturwandel war im Korntal-Münchinger Gemeinderat nur mit einer knappen Mehrheit angenommen worden.

Pluspunkte mit der zugewandten Art gesammelt

Umso einhelliger war die Meinung, als es um die Besetzung des neuen Postens ging. Mehr als die Hälfte der Stimmen vereinte Noak auf sich. Er überzeugte die Gemeinderäte vor allem mit seinem Finanzfachwissen, das er bisher bei der Stadt Plochingen im Finanzbereich und derzeit in der Kämmerei der Stadt Lauffen am Neckar eingesetzt hat. Zudem sammelte der zweifache Familienvater Pluspunkte mit seiner zugewandten Art. „Ich bringe nicht nur Fachwissen mit, sondern auch die soziale Komponente“, sagte Noak. Harald Wagner von den Grünen lobte, dass Noak jeden Morgen seine Mitarbeiter persönlich begrüße. „Es kostet viel Energie, aber lohnt sich“, sagte Noak.

Von September an wird Noak für die Amtszeit von acht Jahren als Stellvertreter der Bürgermeisters nicht nur repräsentative Aufgaben übernehmen, sondern insgesamt drei Fachbereichen vorstehen: dem Ordnungsamt, dem Bereich für Bildung und Integration und dem Finanzbereich. Letzteres wird er übernehmen, nachdem der derzeitige Leiter, Siegfried Gerlach, in ein bis zwei Jahren in den Ruhestand getreten ist.