In Nigeria zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf Rennen ab. Der frühere Militärherrscher Muhammadu Buhari könnte Präsident Goodluck Jonathan ablösen. Aber kann der 72-Jährige auch ein Hoffnungsträger für die Zukunft des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas sein?

Abuja - Bei der Präsidentenwahl in Nigeria liegt der muslimische Oppositionskandidat Muhammadu Buhari ersten Auszählungsergebnissen zufolge knapp in Führung. Der frühere Militärdiktator gewann fünf der bisher ausgezählten Bundesstaaten, der christliche Amtsinhaber Goodluck Jonathan nur vier, wie die staatliche Wahlkommission am Montag mitteilte. Es fehlten noch die Endergebnisse aus 29 weiteren Bundesstaaten. Die Bekanntgabe des Endergebnisses schien sich daher auf Dienstag zu verzögern. Beobachter rechneten mit einem Kopf-an-Kopf Rennen.

 

Sollte der 72 Jahre alte frühere Militärdiktator Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie 1999. Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren in Afrikas bevölkerungsreichstem Land am Samstag an die Urnen gerufen.

Die Abstimmung verlief nach Ansicht verschiedener Beobachter im Großen und Ganzen ordnungsgemäß. Eine Gruppe von Wahlbeobachtern warnte jedoch vor Manipulationen bei der Auszählung der Stimmen. Es gebe aus mehreren Bundesstaaten besorgniserregende Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Beeinflussung von Auszählungen, sagte die Gruppe am Montag. Die renommierte Organisation Nigeria Civil Society Situation Room wird finanziell auch von der US-Regierung unterstützt.

Auch US-Außenminister John Kerry warnte in einer Stellungnahme vor „vorsätzlicher politischer Einmischung“ bei der Auszählung. In einigen Landesteilen, vor allem im Süden, kam es auch bereits zu Protesten gegen den Ablauf der Wahl. Im Bundesstaat Rivers setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein, die gegen angebliche Wahlmanipulationen protestierten.

Sieg über Boko Haram

Der Amtsinhaber und seine regierende Demokratische Volkspartei (PDP) hatten die Wähler mit der Aussicht auf Kontinuität umworben; Buhari und sein Oppositionsbündnis Partei der Fortschrittlichen (APC) versprachen die Bekämpfung der grassierenden Korruption und einen Sieg über den islamistischen Terrorismus der Boko Haram. Seit 2009 haben die sunnitischen Extremisten im Nordosten Nigerias mindestens 14.000 Menschen getötet, allein seit Jahresbeginn nach UN-Angaben 1000 Zivilisten.

Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen. Zur Wahl stehen 14 Kandidaten. Sollte keiner die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Am Samstag wurde auch ein neues Parlament gewählt.

Nigeria ist Afrikas Land der Superlative. Der westafrikanische Staat ist mit fast 180 Millionen Einwohnern das mit weitem Abstand bevölkerungsreichste Land. Nigeria ist der größte Ölexporter des Kontinents und auch die größte Volkswirtschaft. Die Mehrheit der Nigerianer lebt jedoch immer noch in großer Armut.