Von Sachsen aus will die junge Partei AfD stärker in der deutschen Innenpolitik mitmischen. Mit einem zweistelligen Ergebnis hat Spitzenkandidatin Frauke Petry den Grundstein dafür gelegt.

Berlin - Mit so einem guten Ergebnis hat die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) selbst nicht gerechnet. „Das ist der Hammer“, sagt der AfD-Europaabgeordnete Hans-Olaf Henkel, nachdem die erste Hochrechnung für die AfD zehn Prozent vorhergesagt hat. Der Jubel in der Berliner Bundesgeschäftsstelle in laut. Parteisprecher Bernd Lucke spricht von einem „großartigen Wahlerfolg“. Scherzend fügt Lucke hinzu: „Vielleicht überholen wir noch die SPD.“

 

Für die junge Partei ist es ein wichtiger Etappensieg: Erst zum zweiten Mal trat die seit eineinhalb Jahren bestehende Partei bei einer Landtagswahl an. Vor einem Jahr war der Versuch misslungen, in den hessischen Landtag einzuziehen. Auch bei der Bundestagswahl scheiterte die Partei knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Die 39-jährige sächsische AfD-Spitzenkandidatin Frauke Petry setzt nun die Erfolgsserie fort, die mit der Europawahl begonnen hat. Die Bedeutung des guten Resultats reicht über Sachsen hinaus. Lucke erwartet nun Rückenwind für die Wahlen in Thüringen und Brandenburg in zwei Wochen.

Mit dem klaren Votum der Wähler hat die sächsische Spitzenkandidatin Petry alle Wahlzeile erreicht. Die Politikerin und Unternehmerin kämpfte an mehreren Fronten: Petry musste Privatinsolvenz anmelden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie auch wegen Konkursverschleppung. Hinzu kamen personelle Querelen im Landesverband. Petry ist nun strahlende Siegerin: die promovierte Chemikerin ist eine von drei Sprechern der Bundespartei und wird an der AfD-Spitze künftig eine größere Rolle spielen.

Petry will über den Landtag in Dresden stärker in der deutschen Innenpolitik mitmischen. Sachsen soll ein Sprungbrett für die Bundespolitik sein. Die AfD machte die Erfahrung, dass nahezu ihr gesamtes Führungspersonal ins Europäische Parlament eingezogen ist. Der Spagat zwischen Brüssel und Berlin stellt für die Führungsriege ein gewaltiges Problem dar, berichtet ein Vorstandsmitglied. Deshalb sind für die Partei die Landtage so wichtig.

Die Wahl in Sachsen ist auch ein Gradmesser, ob die AfD ihr Themenspektrum erweitern kann. Petry wies während des Wahlkampfes mehrfach darauf hin, dass der Erfolg bei der Europawahl nicht automatisch auf Landtagswahlkämpfe übertragen werden könne. Ihre Erfolge hat die AfD bisher mit ihrer Kritik an der Eurorettung verbucht. Bei den Landtagswahlen sind andere Themen entscheidend. Petry war mit einem bunten Strauß an Themen erfolgreich: Sie fokussierte sich auf den Kampf gegen Kriminalität, den Mittelstand und Bildungspolitik.

Die Partei punktet im Osten. Das liegt daran, dass sie dort besonders als Protestpartei wahrgenommen wird.