Mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Kommunalwahl in Stuttgart ist klar, welcher Stadtbezirk künftig von welchen Stadträten vertreten wird. Doch der Vergleich zeigt, dass einige Stadtbezirke eine schwache Lobby haben werden. Oder genauer: gar keine.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Stuttgart hat gewählt, die CDU ist wieder stärkste Fraktion im Gemeinderat und es gibt etliche neue Gesichter im Rathaus. Auf der Website der Stadt Stuttgart sind alle zur Kommunalwahl angetretenen Kandidaten mit Adresse und Stadtbezirk genannt. Wir haben die nun gewählten Kandidaten auf einer Karte mit den 23 Stuttgarter Stadtbezirken verortet, um zu sehen, welcher Stadtbezirk künftig mit wie vielen Stadträten vertreten ist. Das Ergebnis ist folgende Karte:

 

Je dunkler ein Stadtbezirk eingefärbt ist, desto mehr Mitglieder des neuen Gemeinderats kommen aus diesem Stadtbezirk. Bad Cannstatt und Stuttgart-Ost sind mit je sieben Stadträten hier die Champions. In Botnang, Hedelfingen, Sillenbuch, Untertürkheim oder Münster hingegen ist kein einziger künftiger Stadtrat gemeldet. Nur je ein künftiger Stadtrat stammt aus Birkach, Wangen, Plieningen, Mühlhausen, Stammheim und Zuffenhausen. Prinzipiell sind die Gemeinderäte nicht als Vertreter ihrer Stadtbezirke ins Rathaus gewählt worden - aber natürlich spielt die Verwurzelung in den Bezirken bei politischen Entscheidungen oft eine Rolle.

Der nach Wahlberechtigten zweitgrößte Stadtbezirk, Stuttgart-West, entsendet nur zwei Stadträte in das neue Plenum. Bemerkenswert: Unter diesen beiden Stadträten ist kein Grüner. Dabei haben die Grünen in keinem Stadtbezirk mehr Stimmen geholt als im Westen, nämlich 31,1 Prozent. In Stuttgart-Mitte sind drei Mitglieder des neuen Gemeinderats gemeldet: Dejan Perc (SPD), Lothar Maier (AfD) und Christian Walter (Studentische Liste).

Wenn es um die Vertretung eines Stadtbezirks im Gemeinderat geht, spielt auch die Größe des Bezirks eine Rolle. Kommen aus einem großen Stadtbezirk aber auch verhältnismäßig viele Gemeinderäte? Wir haben das Verhältnis von Wahlberechtigten und Stadträten auf einer zusätzlichen Karte eingetragen. Je dunkler ein Stadtbezirk eingefärbt ist, desto weniger Wahlberechtigte vertritt ein Stadtrat.

Die fünf Stadtbezirke ohne Stadtrat kommen in dieser Betrachtung am schlechtesten weg. Mehr als 52 000 Wahlberechtigte haben so gesehen keinen Stadtrat, der sie direkt vertritt. Aber auch der Stuttgarter Westen mit seinen knapp mehr als 40 000 Wahlberechtigten schneidet schlecht ab: hier kommt ein Stadtrat auf rund 20 000 Wahlberechtigte. Noch schlechter ist nur Zuffenhausen im Gemeinderat vertreten, wo Rose von Stein (Freie Wähler) für alle 25 972 Wahlberechtigten des Stadtbezirks spricht.

Rein rechnerisch sollte ein Stadtrat 7363 Wahlberechtigte vertreten – dieser Wert ergibt sich, wenn man die 44 1798 am 25. Mai Wahlberechtigten durch die Zahl von 60 gewählten Stadträten teilt. Immerhin 13 von 23 Stadtbezirken erreichen einen besseren Wert. Am besten im neuen Stadtrat vertreten sind Obertürkheim und Weilimdorf. In Obertürkheim sprechen Fritz Currle (CDU) und Konrad Zaiß (Freie Wähler) für die insgesamt 6233 Wahlberechtigten. Das mit 23 056 Wahlberechtigten wesentlich größere Weilimdorf entsendet sechs Vertreter in den Rat und kommt damit auf das zweitbeste Verhältnis.