Die Stadt Stuttgart hat eine Karte mit den Ergebnissen der Kommunalwahl ins Netz gestellt – für alle 668 Gemeinderatskandidaten und jeden der 349 Wahlbezirke. So umfangreiche Daten wurden noch nie veröffentlicht, und es lassen sich extreme Teilergebnisse herauslesen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Das Statistische Amt der Stadt Stuttgart hat den bisher umfangreichsten Datensatz, der je zu einer Kommunalwahl öffentlich verfügbar gemacht wurde, ins Netz gestellt. Auf einer interaktiven Karte führen die städtischen Statistiker die Ergebnisse aller in den Gemeinderat gewählten Parteien und Gruppierungen sowie aller 668 Gemeinderatskandidaten auf – und zwar für jeden der 349 Wahlbezirke.

 

Die Karte ist unter diesem Link abrufbar.

Bei früheren Wahlen hätten nur die in den Gemeinderat gewählten Vertreter eine ähnlich detaillierte Auswertung zu sehen bekommen, sagt Michael Haußmann vom Statistischen Amt, der die Auswertung betreut hat, „und jetzt machen wir das öffentlich“.

Das Amt habe sich, was seine Daten insbesondere zu den Wahlergebnissen angeht, „stark geöffnet“. Die jetzt veröffentlichte Karte sei ein Beispiel für diese Öffnung, sagt Michael Haußmann, „sie macht Spaß und die Information ist jetzt nicht mehr so exklusiv.“

Was die Karte kann

Die Karte kann die Ergebnisse in drei Kategorien anzeigen: zunächst das prozentuale Ergebnis der einzelnen Listen. Hier sieht man, welche Partei, welches Bündnis wo wie gut abgeschnitten hat. So kann man der Karte etwa entnehmen, dass die CDU ihr schlechtestes Ergebnis im Wahlbezirk Eierstraße / Karl-Kloß-Straße erreicht hat (13,5 Prozent) und ihr bestes im Wahlbezirk Augustinum in Sillenbuch (57 Prozent). Die Studentische Liste wiederum kam beispielsweise in just jenem Wahlbezirk in Stuttgart-Mitte auf ein Traumergebnis von 14,5 Prozent, in dem das Max-Kade-Wohnheim und viele Unibauten stehen.

Noch interessanter und detaillierter sind die beiden anderen Kategorien, die das Wahlergebnis der einzelnen Bewerber abbilden. Unter „prozentuales Ergebnis der Bewerber“ kann man den Anteil der einzelnen Bewerber an den insgesamt in einem Wazlberzirk abgegebenen Stimmen einsehen. Dieses Ergebnis ist allerdings in der Regel stark vom Ergebnis der jeweiligen Gesamtliste in diesem Stadtbezirk geprägt.

Der Stimmenkönig von Obertürkheim

Aussagekräftiger ist die dritte Kategorie „Erfolgsquote der Bewerber“, die das Ergebnis der einzelnen Kandidaten im Vergleich zum Gesamtergebnis ihrer Liste ausweist. Am Beispiel des (nicht in den Stadtrat gewählten) Grünen-Kandidaten Walter Ercolino kann man etwa ersehen, dass er im Stuttgarter Osten einen mehr als doppelt so hohen Stimmanteil geholt hat als die übrigen Grünen-Kandidaten – was daran liegen dürfte, dass er dort wohnt.

Oder, ein anderes Beispiel: Fritz Currle, der für die CDU auf dem letzten Listenplatz kandidierte und dennoch in den Gemeinderat gewählt wurde – er hat in Ober- und Untertürkheim sowie in Hedelfingen ein auch im CDU-Vergleich extrem gutes Ergebnis geholt. Das im übrigen Stadtgebiet unterdurchschnittliche Stadtgewicht hat Currle damit überkompensiert.

Anhand solcher Lokalmatadore lässt sich erkennen, wie stark die Kommunalwahl von einzelnen Bewerbern geprägt ist – und von ihrem sehr lokalen Bezug zum Wahlbezirk.

Bitte beachten

Noch einige Anmerkungen zu den in der Karte verarbeiteten Daten: Sie umfassen nicht die im Rahmen der Briefwahl abgegebenen Stimmen. Dafür sind die abgebildeten Wahlbezirke von der Anzahl der Wahlberechtigten her gleich groß; im Schnitt wohnen 1266 Wahlberechtigte in einem Wahlbezirk. Die Wahlbeteiligung variiert übers Stadtgebiet sehr stark; im Durchschnitt gingen pro Wahlbezirk 590 Wähler zur Wahl.

Bisher waren von der Kommunalwahl 2014 für Stuttgart lediglich die Ergebnisse nach Stadtbezirken verfügbar. Wir haben sie in unserem Wahlatlas Stuttgart dokumentiert (siehe hier), außerdem haben wir die Kommunalwahl 2009 nach Stadtteilen ausgewertet.

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