Der Ludwigsburger Stadtrat Harald Lettrari reagiert auf die Ablehnung mit Nazivergleichen – und verändert seine Wahlkampfstrategie. Jetzt beliefert er seine Gemeinderatskollegen mit Post aus der Rep-Zentrale.

Ludwigsburg - Harald Lettrari muss seine Wahlplakate selbst kleben. Der Republikaner wollte eine Agentur damit beauftragen, seine Konterfeis im gesamten Landkreis zu verteilen. Doch die Firma lehnte ab – unter Verweis auf dessen Gesinnung. Unterdessen hat der Abgewiesene die Wahlkampfstrategie geändert: Lettrari hat jetzt seinen Kollegen im Ludwigsburger Gemeinderat Post aus der bayerischen Zentrale seiner Partei zukommen lassen. Und die sind nicht begeistert über diese Nachhilfe in politischer Bildung.

 

„Multikulti am Ende“

Es sei nicht das erste Mal, dass Lettrari ihn mit Mails zuschütte, sagt Hubertus von Stackelberg: „Ich habe ihn schon beim letzten Mal gebeten, mich aus seinem Verteiler zu nehmen.“ Dennoch wurde der SPD-Mann – wie fast alle anderen Stadträte auch – darüber in Kenntnis gesetzt, dass es schlecht um die Innere Sicherheit bestellt sei. Im wesentlichen enthält das Schreiben eine Zusammenstellung von Zeitungsartikeln aus Nordrhein-Westfalen, in denen es um Polizeibeamte mit Migrationshintergrund geht. Für die Spitze der Republikaner im bayerischen Kissing sind die Berichte klare Belege dafür, „dass Multikulti am Ende ist“. Lettrari versah das Rep-Werk mit persönlichem Gruß und einer Aufforderung – „Bei aller Liebe, so kann es nicht sein!“ – und schickte es an FDP, CDU, Grüne, Freie Wähler, Vertreter der Lubu und der Linken sowie an die Wohnungsbau GmbH und diverse Ludwigsburger Unternehmer. Er habe an alle geschrieben, die schon mal auf seine Post geantwortet hätten, verteidigt sich Lettrari: „Ich habe sie auf eine Riesensauerei aufmerksam machen wollen.“

Drastische Formulierungen hat er in einem Beschwerdebrief an das Markgröninger Werbebüro Gerger gewählt. Der Rep-Stadtrat bezog sich darin auf eine Absage vom 17. April. Lettrari wollte, dass die Firma für ihn einige hundert Wahlplakate im Kreis aufhängt, was sie abgelehnte. Nun stilisiert er sich zu einem Verfolgten: „Da war doch was vor 1945!!“, schreibt er. „Sie wollen also erneut selektieren und demokratische Parteien in den Hintern treten? Keine Geschäfte mit den Juden-Linken und demokratischen Republikanern?“

Linke setzen nicht auf Masse

„Als er bei mir war, reagierte er ganz höflich auf die Absage“, sagt Frank Gerger. Für sein Unternehmen gelte grundsätzlich: Wir kleben keine Plakate für Republikaner oder Linke. „Jeder hat ein Gewissen“, sagt der Inhaber des Werbebüros, „und ich darf mir zu Glück meine Kundschaft aussuchen.“ Er werde sich Helfer suchen und nun selbst die Plakate kleben, sagt Lettrari.

Das wird auch der Linke Hans-Jürgen Kemmler tun, „Wir setzen ohnehin nicht auf Masse“ , sagt er. Darum habe er auch nie vorgehabt, eine Agentur zu beauftragen.