Der Landtagskandidat Erdal Özdogan geht für die FDP ins Rennen. Für den liberalen Kandidaten ist es an der Zeit, dass mehr Migranten in der Politik mitmischen.

Esslingen - Bei ihrer Wahlparty vor vier Jahren ließen die Esslinger Liberalen wegen ihres enttäuschenden Ergebnisses den Kopf hängen. „Die Stimmung wird dieses Mal auf jeden Fall besser sein“, glaubt der Kandidat der FDP im Wahlkreis Esslingen, Erdal Özdogan, mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl am 13. März.

 

Seine Zuversicht schöpft der Bewerber nicht nur aus der jüngsten Umfrage von Infratest-Dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR, welche der FDP einen leichten Aufwärtstrend bescheinigt und wonach die Partei bei sechs Prozent liegt. Der selbstständige Ingenieur aus Esslingen setzt auch darauf, dass er für die Liberalen eine Klientel anspricht, die den Urnengang bisher eher gescheut habt.

Politisch ein unbeschriebenes Blatt

Denn neben der klassischen FDP-Wählerschaft hat der 47-Jährige gezielt auch Bürger mit „Migrationsgeschichte“ im Blick. Für Özdogan klingt dieser Begriff besser als „Migrationshintergrund“. Der liberale Kandidat hofft, dass eine Mobilisierung von Zugewanderten gerade auch die Chancen für die AfD schmälert. Diese nach Erdal Özdogans Überzeugung längst von der NPD unterwanderte Partei müsse kleingehalten werden, lautet der dringende Appell des Bewerbers an alle Demokraten.

Doch der Kandidat will nicht zu sehr auf die politische Konkurrenz schielen, sondern die Inhalte der FDP in das Zentrum seines Wahlkampfs rücken. „Die Freiheit ist ein Wert, den wir hochhalten müssen“, sagt Özdogan. Der Bewerber, der politisch bisher ein unbeschriebenes Blatt ist, will sich im Fall seiner Wahl für eine Entbürokratisierung im Bereich der Wirtschaft stark machen. Am Herzen liegt dem Vater von fünf Kindern gerade auch die Bildungspolitik. Was das Reizthema Gemeinschaftsschule angeht, rät Özdogan zu Flexibilität und Vielfalt. In manchen Fällen, beispielsweise bei kleineren Schulen auf dem Land, könne dieser Schultyp durchaus seine Berechtigung haben, meint Erdal Özdogan. Letztlich hänge der Bildungserfolg auch von anderen Faktoren ab, etwa von der Qualität der Lehrer oder dem Elternhaus.

Ein Schwabe mit doppelter Migrationsgeschichte

Angesichts der Flüchtlingswelle will sich Özdogan für einen Ausbau des verpflichtenden Sprachunterrichts für anerkannte Asylbewerber einsetzen. Der Esslinger mit türkischen Wurzeln und deutschem Pass weiß, wovon er spricht. 1975 kam er mit seinen Eltern in den Hochschwarzwald. Im beschaulichen Eisenbach wuchs er auf, machte sein Abitur in Titisee-Neustadt und ging von dort aus an die Fachhochschule Esslingen für Technik. Jetzt drängt es ihn in die Landespolitik.

Bei seinem Vorhaben denkt der türkisch-badische Schwabe mit doppelter Migrationsgeschichte auch zurück an seine Jugendzeit. Als Athlet bei der Gewichthebervereinigung Eisenbach in der Klasse bis 73 Kilogramm Körpergewicht war seine Bestleistung im Reißen 95 Kilogramm. Im Stoßen lupfte er sogar 117,5 Kilogramm. Das jetzt gesetzte Ziel – der Einzug in den baden-württembergischen Landtag – ist gewiss nicht einfach zu erreichen. Doch Erdal Özdogan will anpacken – und es für die FDP im Wahlkreis Esslingen reißen.

Steckbrief

Eine Überschrift über mich sollte lauten:
Politik aus dem Leben heraus

Die überflüssigste Debatte 2015
Es gibt keine überflüssigen Debatten, wenn es die Menschen berührt und sie das Bedürfnis dazu haben. Ob man sich diesen Debatten anschließt und in welcher Form, ist eine wesentliche Frage.

Der Lieblingspolitiker einer anderen Partei
Helmut Schmidt. Er war ein Mann, der sich über die Jahre treu geblieben ist. Man musste ihm zuhören, wenn er etwas sagte. Eine wahnsinnig charismatische Persönlichkeit.

Wenn ich ein Jahr frei hätte, würde ich
mich mehr um meine Familie kümmern. Alles, was liegen geblieben ist, aufarbeiten. Zwei Monate lang die Türkei bereisen, da ich mein Geburtsland so gut wie nicht kenne.

Als Hauptdarsteller wäre ich am besten geeignet für den Film
Inspektor Columbo: ich könnte mir vorstellen, diesen zerstreut wirkenden Kommissar auch spielen zu können.