Petra Häffner aus Schorndorf tritt erneut als Landtagskandidatin an. Sie sieht sich nicht als Parteigängerin, sondern vertritt grundsätzliche Werte. Vor fünf Jahren wurde sie erstmals in den Landtag gewählt.

Schorndorf - Ein Mädchen, das im roten Strickkleid neben dem Weihnachtsbaum steht und sich wie eine Schneekönigin freut. Dieses Kinderfoto hat sich Petra Häffner ausgesucht. Eine verträumte glückliche Kinderwelt, eine Märchenwelt, von der sie gerne erzählt. Sie habe sich von ihrer Großmutter dieses Rotkäppchenkostüm gewünscht und sogar noch eines für ihre Lieblingspuppe dazubekommen, nebst dem Körbchen mit der Flasche. Mit vier Geschwistern sei sie damals groß geworden, erzählt Petra Häffner. Sie habe eine innige Beziehung zu ihrem jüngeren Bruder Ralf gehabt, mit dem sie gemeinsam musiziert habe, sie Querflöte, er Horn. Typische grüne Ideen habe ihr Vater vorgelebt. Das Gemüse kam aus dem Garten, auf Konserven und Alufolie wurde verzichtet, „weil sich das nicht mehr verwenden lässt“. Ein Butterbrotpapier musste ausreichen.

 
Petra Häffner als Rotkäppchen Foto: privat

Mit dem Bruder auf dem Fahrrad nach Südtirol

Petra Häffners Leben sollte danach noch viele Wendepunkte erfahren, einer der gravierendsten war, dass ihr Bruder Ralf 1983 bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam, als sie gerade 19 Jahre alt war. „Das hat mir fast die Seele aus dem Leib gerissen“, sagt sie. Sie habe aus dieser Erfahrung gelernt, dass Momente kostbar seien, dass man sich für wichtige Dinge Zeit nehmen müsse. Kaum ein Jahr zuvor waren die beiden Geschwister auf dem Fahrrad nach Südtirol gefahren, weil sich der Bruder geweigert hatte, die Urlaubsreise im elterlichen Auto anzutreten. Eine spontane abenteuerliche Tour, die zu einem Erlebnis wurde, das ihren Bruder in ihr weiterleben lässt. „Man muss die Dinge dann tun, wenn sie anstehen“, sagt Petra Häffner.

Eine typische Parteigängerin der Grünen ist die gebürtige Schorndorferin indes nie gewesen. Ihr Einstieg in die Politik war klassisch kommunalpolitisch. Von einer damaligen Ratskollegin wurde sie gebeten, zur Kommunalwahl 2004 anzutreten, sie schaffte es auf Anhieb in den Gemeinderat. Parteimitglied bei den Grünen wurde Petra Häffner aber erst im Jahre 2009, zwei Jahre vor ihrem Einzug in den Landtag. Die Parteiarbeit sei für sie nicht das Wichtigste gewesen, sagt Petra Häffner. Das Entscheidende an den Grünen, das sei für sie, Werte zu leben, die Achtung vor dem Leben und der Umwelt. Auch wenn es Spannungen mit ihrem grünen Ortsverband gab, blieb sie diesen Prinzipien treu.

Landtagsarbeit war absolutes Neuland

Bei ihrer Nominierung zur Landtagskandidatin im Sommer 2010 hatte sie ihre Chancen noch gering eingeschätzt, dann kam der schwarze Donnerstag, dann kurz vor der Wahl der Atomunfall von Fukushima. Nur drei ihrer Freundinnen seien davon überzeugt gewesen, dass sie den Einzug schaffe, erzählt Häffner. Es seien zufällig jene gewesen, mit denen sie nach den Erfolg am Wahlabend des Jahres 2011 habe feiern können.

Mit der Landtagsarbeit betrat Petra Häffner absolutes Neuland. Ein bis zwei Jahre habe es gebraucht, dort anzukommen, sagt sie. Nun ernte sie bei ihrem Hauptthema, der Polizeiarbeit, immer wieder Achtung für ihre Kenntnisse. Petra Häffner war Mitglied des Untersuchungsausschusses zu den NSU-Morden im Stuttgarter Landtag. Dessen Ergebnisse hätten sie nicht am System zweifeln lassen, sagt sie. Erstaunt habe sie vielmehr, dass einige der Ermittler, die vor dem Aussschuss gehört wurden, nur stur ihren eigenen Bereich verfolgt hätten. „Die Informationsflüsse innerhalb der Polizei müssen besser werden“, sagt Petra Häffner.

Verhältnis zwischen Grünen und Polizisten verbessert

In einem Punkt sei ihr das bereits gelungen, nämlich beim Verhältnis der Grünen zur Ordnungsmacht, das nicht erst seit dem schwarzen Donnerstag angespannt ist. Zweimal war sie mit Mitgliedern der Grünen Jugend unterwegs und hat Polizeipräsidien besichtigt und Gespräche geführt. „Einige haben mir danach gesagt, dass sie die Polizei ganz anders sehen.“

Was den Wahlausgang betrifft, so habe sie für die verschiedenen Szenarien keine konkreten Pläne in der Tasche, sagt die Grünen-Kandidatin. Fest stehe nur eines: „Ich gehe mit Urvertrauen in die Zukunft.“