Wie im Flug sind für Katrin Altpeter die fünf Jahre als Sozial-, Arbeits- und Familienministerin vergangen. Die SPD-Frau, die schon als Kind Bundeskanzlerin werden wollte, hofft auf eine zweite Amtszeit, denn: „Es ist noch genug Arbeit da.“

Waiblingen - Ein bisschen schüchtern lächelt das Mädchen mit den blonden Zöpfen in die Kamera. Trotzdem hat Katrin Altpeter offenbar schon im Alter von fünf, sechs Jahren gewusst, was sie wollte. „Wir mussten uns im Kindergarten auf einen Stuhl stellen und sagen, was wir einmal werden wollen. Ich habe ,Bundeskanzlerin’ gesagt.“ Ihre jüngere Schwester, erzählt Katrin Altpeter, habe daraufhin spontan beschlossen: „Und ich werde ihr Mann.“

 

Ganz so ist es zwar nicht gekommen, aber Katrin Altpeter könnte sich ohnehin nicht vorstellen, in Berlin zu leben. „Dazu bin ich einfach zu heimatverbunden“, sagt die Waiblingerin, „und dort geht es bestimmt noch deutlich schneller und hektischer zu als hier.“

Katrin Altpeter als Kindergartenkind Foto: Repro Horst Rudel
Ruckzuck vorbei gegangen sind nach Katrin Altpeters Empfinden auch die vergangenen fünf Jahre, in denen die SPD-Politikerin ihrer langjährigen politischen Laufbahn quasi ein Krönchen aufgesetzt hat – mit einem Posten als Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren. Über ihren Job als Landesministerin sagt Katrin Altpeter: „So ein Amt ist eben eines auf Zeit.“ Aber eine weitere Legislaturperiode würde sie schon gerne am Ruder bleiben, denn „es ist noch genug Arbeit da“.

Die Weiterführung des Landesarbeitsprogramms stünde oben auf ihrer To-Do-Liste für die Jahre 2016 bis 2021, außerdem die Krankenhausplanung und die Frage, wie man Familien besser entlasten könnte. Das Chancengleichheitsgesetz hingegen ist ein Altpetersches Projekt, das noch in der kommenden Woche im Landtag verabschiedet wird. „Allerdings hätte ich gerne mehr gehabt, aber man muss eben immer Kompromisse finden.“

Die Herausforderung: verstehen, wie eine Verwaltung tickt

Insgesamt habe sie in den vergangenen fünf „unheimlich arbeitsintensiven“ Jahren viel erreicht, zieht Katrin Altpeter Bilanz. Inhaltlich sei sie als Altenpflegerin und Lehrerin für Pflegeberufe in den meisten Themen drin gewesen. „Die größte Herausforderung als Ministerin war für mich zu verstehen, wie eine Verwaltung tickt“, sagt die 52-Jährige im Rückblick: „Kofferweise Akten abzeichnen, das ist mir nicht in die Wiege gelegt worden.“ Politisch engagiert ist Katrin Altpeter seit ihrer Jugend. Ein bisschen habe sie es wohl im Blut sagt sie. Ihre Eltern seien zwar nie Mitglied in einer Partei gewesen, aber die Urgroßeltern und die Großeltern waren allesamt Sozialdemokraten. Eine andere Partei als die SPD, in die sie 1989 eingetreten ist, sei für sie nie eine Option gewesen, sagt Altpeter, „auch wenn ich mich schon so manches Mal über sie geärgert und gehadert habe“.

Als Teenie hat sich Katrin Altpeter, die im Waiblinger Teilort Neustadt aufgewachsen ist und bis heute dort wohnt, für einen Jugendtreff eingesetzt. Das selbstverwaltete Jugendzentrum Pumphäusle war das Ergebnis. „So bin ich zum Dachverband der Jugendzentren gekommen und dann zum Kreisjugendring.“ Zehn Jahre lang war sie dessen erste Vorsitzende: „Mit 30 habe ich dann gesagt: jetzt ist Schluss.“ Aber nicht in Sachen Politik: Katrin Altpeter wurde Ortschaftsrätin in Neustadt, dann Gemeinderätin, dann Kreisrätin. Im Jahr 2001 schaffte sie den Sprung in den Landtag.

Als Rednerin vor großem Publikum zu stehen, das sei ihr anfangs nicht gerade leicht gefallen, sagt Altpeter: „Aber da habe ich Routine bekommen, Übung macht viel aus.“ Dieser Tage ist sie ständig auf Wahlkampf-Tour – in eigener Sache und für Parteifreunde in anderen Wahlkreisen: morgens eine Krankenhausbesichtigung in Bruchsal, danach ein Besuch bei einer Arbeitsloseninitiative in Wiesloch, gefolgt von einem Abstecher in ein Mannheimer Altersheim und einer Stippvisite in einer Behinderteneinrichtung in Weinheim.

Die Freundinnen sind die gleichen geblieben

Am häufigsten angesprochen werde sie von den Menschen auf die Themen Alter und Rente und natürlich die Flüchtlingsfrage, erzählt die Ministerin, die sagt: „Ich habe mir nie Sorgen gemacht, dass ich abheben könnte. Und meine Freundinnen sind immer noch dieselben wie zuvor.“

Karriere hin oder her – „ich denke, ich habe Bezug zur Basis und das ist wohl nie ein Fehler.“ Eine Prognose für die Wahl könne und wolle sie nicht abgeben, sagt Katrin Altpeter: „Ich hoffe aber, dass wir wie bisher weitermachen können.“ Eine Koalition mit der CDU, die könne sie sich nicht vorstellen, betont die SPD-Frau.

Die kontroversen Debatten in der Flüchtlingsfrage zeigten, wie fragil unsere Demokratie sei, sagt Katrin Altpeter. Ihr größtes Anliegen für die Landtagswahl: „Wichtig ist, dass die Leute wählen gehen und eine demokratische Partei wählen.“