Der Winnender Grünen-Abgeordnete Willi Halder will zum zweiten Mal in den Landtag gewählt werden. Der gelernte Buchhändler meint: „Nach der ersten Runde weiß man doch erst richtig, wie alles läuft.“

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Winnenden - Treffpunkt für das Gespräch mit Willi Halder ist das Alte Rathaus am Winnender Marktplatz. Der Grünen-Politiker ist kaum erschienen, da wird er auch schon von einem Passanten angesprochen. Man kennt ihn hier, schließlich ist er bereits seit mehr als 20 Jahren Stadtrat, seit 1994 Kreisrat und seit vier Jahren Landtagsabgeordneter. Weitere Passanten gehen vorbei, grüßen oder sprechen den 57-Jährigen an. Wie lange er eigentlich schon politisch tätig ist? „Schon immer“, sagt er, grinst und lacht dann auf seine ganz typische Weise. „Ich hab 1973 anlässlich des Militärputschs in Chile zum ersten Mal die Verantwortung für ein Flugblatt übernommen“, erinnert er sich. Es habe nicht lange gedauert, bis sich ein Nachbar in seiner Geburtsstadt Leutkirch an seine Mutter gewandt habe. „Wir können für nichts garantieren, wenn er so weitermacht, hat der gesagt. Stimmt, jetzt bin ich Landtagsabgeordneter“, sagt er und lacht wieder.

 

Stolperfalle Enquete-Kommission

Vor vier Jahren wurde Willi Halder zum ersten Mal in den Landtag gewählt. Und er ist zuversichtlich, es wieder zu schaffen. „Nach der ersten Runde weiß man doch erst richtig, wie alles läuft. Als Neuling lassen einen doch alle erst mal gegen die Wand laufen“, meint er. Stichwort NSU-Enquetekommission: „Die stand dem Ausschuss im Weg.“ Fertig war die landespolitische Stolperfalle, und Willi Halder als Enquetevorsitzender wurde unfreiwillig im Land bekannter, als ihm lieb sein konnte.

Dabei ist der Grünen-Politiker ein Mensch, der Menschen unterschiedlichster politischer oder gesellschaftlicher Gruppen zusammenbringen kann. Er selbst ist in den kommunalpolitischen Gremien, denen er angehört, seit vielen Jahren über alle Fraktionsgrenzen hinweg ein geschätzter Ansprechpartner. Trotzdem sorgt er immer wieder für neue Aha-Effekte, wenn man erfährt, wofür und für wen er sich interessiert. „Ich hab für die Fraktion einige Kontakte zur Bundeswehr im Land hergestellt. Zwischen den Grünen und dem Militär gab es nicht unbedingt viele Berührungspunkte.“ Das Ergebnis könne er zu den Erfolgen der vergangenen vier Jahre im Landtag rechnen.

Außerdem arbeitet Halder bei kommunalen Entwicklungskonzepten mit. „Da ging es vor allem um die zivile Nutzung von ehemaligen Bundeswehrstandorten wie Sigmaringen oder Immendingen.“ Auch hier könne sich die Bilanz der Landesregierung sehen lassen, meint er. „Insbesondere in Immendingen, wo jetzt Daimler das Testgelände auf dem früheren Truppenübungsplatz baut.“

Vermittlung in der Debatte um Feiertags-Tanzverbote

Ebenso intensiv kümmert sich Halder, als Jugendlicher in der Katholischen Jugend aktiv, um Verbindung mit den Glaubensgemeinschaften im Land. Und das sind einige: neben den Kirchen zählen zwei große Israelitische Gemeinden – eine in Stuttgart, eine in Karlsruhe –, mehrere muslimische Organisationen, Aleviten, Jesiden, Buddhisten, Bahái und einige mehr dazu. „Außerdem muss in der Debatte um Feiertags-Tanzverbote zwischen dem säkularen und dem christlichen Teil der Grünen vermittelt werden“, sagt er, grinst und lacht.

Auf jeden Fall wolle er in der Innen- und Justizpolitik weitermachen. „Nach den Anschlägen in Paris war klar, dass die Polizei gegen solche Angriffe, die mit Kriegswaffen erfolgten, angemessen ausgestattet werden muss“, sagt Halder. Deshalb habe die grün-rote Regierung durchgesetzt, dass die Polizei und der Verfassungsschutz zusätzliche Stellen bekam, aber auch für mehr als 25 Millionen Euro Schutzkleidung, Fahrzeuge und Waffen.

Einst in Irland Foto: privat
Da für das Porträt ein Jugendfoto gewünscht war, habe er am Wochenende seit Jahren mal wieder in der Fotokiste gekruschtelt. „Das war bei meinem ersten Besuch in Irland, so mit 22 Jahren.“ Es hätte aber auch ein Foto sein können, das in Albanien aufgenommen wurde, ein Land, für das er ebenfalls ein Faible hat. „Da habe ich einige Jahre lang Reisegruppen geführt.“