Vor 25 Jahren war die Abfallentsorgung teils eine recht anrüchige Angelegenheit. Mit Schlamm-Schlacht um Kläranlagenüberreste oder Problemen mit Deponiegas.

Waiblingen - Die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) ist als kreiseigene Müllverwertungs-GmbH im Jahr 1992 ins Leben gerufen worden. In einer Zeit, als der Müllbereich quasi im Wochentakt für Schlagzeilen sorgte. Wegen dem angesichts schwindender Deponiekapazitäten drohenden Müllnotstand, oder auch wegen der um den Nass-Schlamm aus kommunalen Kläranlagen geführten „Schlamm-Schlacht“ zwischen Gemeinden und Landkreis, der das Material mit der besonderen Duftnote aus seinen Mülldeponien verbannen wollte. Die Diskussionen um einen im Schwaikheimer Gewann Dornhau geplanten Müllverbrennungsofen nach Technologie der – andernorts später spektakulär scheiternden – Thermoselectanlagen erhitzte die Gemüter. Und bei der Suche nach neuen Deponieflächen handelte sich der Kreis bei einer Kommune nach der anderen massiven Ärger ein.

 

Debatten im Kreistag

Auch die AWG-Gründung selbst sorgte für Wirbel. Die Kreistags-Grünen lehnten sie rundweg ab, weil es dann mit einer bürgernahen Abfallentsorgung vorbei sei. Ein höchst sensibler Bereich werde so der öffentlichen Kontrolle entzogen. Der Beschluss fiel im Juli 1991 trotzdem. Teils mit Zähneknirschen, zum Beispiel wegen des Salärs von 140 000 Mark (70 000 Euro) für den angehenden AWG-Geschäftsführer.

In die östlichen Bundesländer exportierter Biomüll sorgte in den späten 90ern für Wellen. Und der Streit darum, ob gemischte Gewerbemüllfraktionen bei den öffentlichen Entsorgern abzuliefern seien oder auch über private Müllfirmen versorgt werden dürfen, führte bis vor das Berliner Bundesverwaltungsgericht. In Winnenden sorgten derweil üble Düfte der Deponie Eichholz für heftiges Naserümpfen in der Nachbarschaft.

Im Rems-Murr-Kreis unvergessen ist natürlich der Fall des einstigen AWG-Geschäftsführers Jürgen Hermann. Vom anfänglichen Verdacht, er habe den Landkreis durch Betrug bei Altpapier und Altholz um Millionen geschädigt, blieb am Ende aber nur der Vorwurf übrig, er habe einige Lasterladungen privaten Bauschutt kostenlos auf der kreiseigenen Deponie entsorgt.

Wettbewerb bei den Müllgebühren

Im neuen Jahrtausend, als dann die letzten Deponien geschlossen werden mussten und die anrüchige Fracht des Restmülls in Stuttgart-Münster zur „thermischen Verwertung“ gekarrt werden musste, ging es – im Wettlauf mit anderen Kreisen – vorrangig um die günstigsten Müllgebühren. Den Titel machten sich regelmäßig und mit kaum vergleichbaren Gesamtgebühren-Berechnungen der Kreis Böblingen und der Rems-Murr-Kreis streitig.