Beim Streiktag übergeben die Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen OB Nopper Tipps für die anstehenden Verhandlungen und sind empört über Versuche, durch Desinformation aus den Rathäusern die Eltern geben sie aufzubringen.

Waiblingen/Backnang - I n Baden-Württemberg und Bayern ist der Streik der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bis zum Ende der Pfingstferien ausgesetzt. Für diesen Donnerstag hat allerdings Verdi gemeinsam mit der GEW kurzfristig ganztägig zu einem Streiktag samt Demonstration und zentraler Kundgebung in Backnang um 12.30 Uhr auf dem dortigen Marktplatz aufgerufen. Vom 8. Juni an wird dann auch hierzulande wieder – wie in den anderen Bundesländern – unbefristet weiter gestreikt. Zur Teilnahme am Streiktag in Backnang aufgerufen sind die Beschäftigten von Kitas, Horten, Ganztagsschulen, Jugendzentren, Schulsozialarbeit, im allgemeinen Sozialdienst oder in Heimen aus den Kreisen Rems-Murr, Ludwigsburg, Stuttgart und Böblingen, berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jana Seppelt in einer Pressekonferenz. Man erwarte für die Kundgebung 1000 bis 1500 Teilnehmer.

 

Ein Anlass des Streiktages sei die an diesem Tag stattfindende Versammlung des Verbandes der kommunalen Arbeitgeber (VKA). Der Backnanger OB Frank Nopper ist dort Mitglied im Gruppenausschuss Verwaltung. Direkt an den Backnanger OB gerichtet sei deshalb auch ein „Denkzettel“ für die weiteren Beratungen, der während der Kundgebung symbolisch überreicht werden soll.

„Wir sind in einer sehr festgefahrenen Situation in den Tarifverhandlungen“, sagt die Gewerkschaftssekretärin. Seit Februar sei von Arbeitgeberseite in den verschiedensten Bereichen immer wieder festgestellt worden, es gebe keinen Verhandlungsbedarf. „Nach fünf Verhandlungsrunden haben wir gesagt: Jetzt reicht’s.“ Während von den Arbeitgebern nach wie vor keinerlei schriftliches Angebot vorliege, seien die Forderungen seitens der Gewerkschaften längst bekannt: statusverbessernde Einkommenserhöhungen von durchschnittlich zehn Prozent, Verbesserungen für die Behindertenhilfe, Anerkennung aller Vorbeschäftigungszeiten bei der Einstufung und die Eingruppierung entsprechend der tatsächlichen Einsatzstelle.

Empört ist man seitens der Beschäftigten und der Gewerkschaften über – so Seppelt – „gezielte Desinformation aus einigen Rathäusern“. Adressat ist hier unter anderem der Schorndorfer OB Matthias Klopfer. Der SPD-Mann hatte die Forderungen nach finanzieller Aufwertung der sozialen und Erziehungsberufe als unangemessen bezeichnet. Ein Einstiegsgehalt bis zu 3300 Euro sei mehr als ein im kommunalen Bereich eingestellter Diplomjurist anfangs verdiene. Das Einstiegsgehalt einer Erzieherin nach vier Ausbildungsjahren, so sagt die Gewerkschaftssekretärin mit Verweis auf die entsprechende VÖD-Einstufungstabellen liege in der Eingruppierungsgruppe S 6, Stufe 2, bei tatsächlich exakt 2589 Euro und damit um rund 400 Euro unter dem Einstiegsgehalt eines Mechatronikers mit nur dreijähriger Ausbildung. Seppelt zur gewerkschaftlichen Sicht der Arbeitgeber-Strategie: „Da gibt es klare Ansagen, dass sie den Streik aussitzen wollen. Die warten darauf, dass sich Eltern und Erzieher die Köpfe einschlagen.“