Manfred Guddat war gleich Feuer und Flamme, als er vom Projekt Lichtblick der Freiwilligen Agentur Waiblingen gehört hat. Seit März arbeitet er in dem Team Ehrenamtlicher, das kleine Hilfen im Alltag anbietet.

Waiblingen - Die beigefarbene Weste mit den vielen Taschen zieht Manfred Guddat immer dann an, wenn er im Auftrag der Freiwilligen Agentur Waiblingen unterwegs ist (siehe „Tipps für Ratsuchende und Helfer“). Als Lichtblick auf zwei Beinen steht der 66-jährige Rentner vor der Tür, falls eine Schublade klemmt, das Scharnier der Schranktür lose ist, die Fernbedienung streikt oder die Lampe im Badezimmer den Geist aufgegeben hat. Handwerklich begabte Menschen wie Manfred Guddat beheben solche Probleme im Haushalt Ruckzuck, aber weniger Geübte wissen sich oft nicht zu helfen.

 

Einen Berufshandwerker zu alarmieren, sei oft keine Lösung, sagt Guddat: für den lohne es sich schlichtweg nicht, wegen einer einzigen nicht funktionsfähigen Steckdose anzurücken. Daher kämen er und seine Lichtblick-Kollegen mit der Waiblinger Handwerkerschaft gut aus: „Das ist abgesprochen, es gibt da keine Konflikte.“ Als Ehrenamtlicher will Manfred Guddat anderen Hilfestellung geben, die weniger Talent im Umgang mit Hammer und Schraubenzieher haben. Seinen freiwilligen Job versteht der Fellbacher auch ein bisschen als „Hilfe zur Selbsthilfe“ – und zeigt seinen Kunden daher zum Beispiel, wie man eine klemmende Tür mit etwas Salatöl wieder gängig machen kann.

Als Manfred Guddat von dem Projekt Lichtblick gehört hat, stand für ihn gleich fest: „Da musst du Anschubhilfe leisten.“ Schließlich kann er nicht nur 45 Jahre Heimwerkererfahrung vorweisen, sondern ist obendrein seit gut zwei Jahren bei dem Fellbacher Projekt Rat & Tat aktiv, einem Pendant zu Lichtblick. „Ich weiß, dass man am Anfang dringend Leute sucht“, sagt Guddat, der einen gut bestückten Werkzeugkoffer und etliche Maschinen zuhause hat. Letztere müssten ehrenamtliche Helfer auch mitbringen, sagt Holger Sköries, der Geschäftsführer des Familienzentrums Karo. Denn die Freiwilligen Agentur Waiblingen kümmert sich zwar um das Organisatorische, verfügt aber über keinen eigenen Maschinenpark.

Die Hilfesuchenden melden sich telefonisch oder per E-Mail bei der Freiwilligen Agentur, manche kommen auch persönlich im Büro vorbei. Das ist zwar nicht täglich geöffnet, aber, so versichert Marie-Luise Raiser, „der Anrufbeantworter und das E-Mail-Postfach werden regelmäßig kontrolliert.“ Oft vergingen nur ein, zwei Tage zwischen dem Hilferuf und dem Besuch des Hobby-Handwerkers. Von vornherein ausgeschlossen seien nur wenige Arbeiten, erklärt Holger Sköries – Arbeiten am Sicherungskasten, mit Starkstrom oder Gas.

Die sechs gleichfalls ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Freiwilligen Agentur füllen für jeden Kunden einen Auftrag aus – mit dessen Adresse und einer kurzen Beschreibung, woran es hapert. Das Formular bekommen Manfred Guddat und seine Kollegen gemailt und melden sich dann wegen eines Termins bei den Auftraggebern.

Viele ältere Menschen gehörten zu seinen Kunden, aber auch Alleinerziehende, sagt Guddat: „Die Klientel ist meist nicht gut betucht.“ Manche seien einsam: „Ich höre oft ganze Lebensgeschichten. Aber das ist kein Problem, ich kann arbeiten, während die Leute erzählen.“ Seit dem Projektstart im März haben die Ehrenamtlichen von Lichtblick insgesamt 30 Aufträge erledigt – weit mehr, als Holger Sköries gehofft hatte: „Wir waren davon ausgegangen, dass wir in diesem Jahr nicht mehr als zehn Anfragen bekommen. 18 Besuche gehen allein auf Manfred Guddats Konto. Sein schönster Besuch bislang? „Das war ein Auftrag bei einer 102 Jahre alten rüstigen Dame, die geistig voll da war“, sagt der 66-Jährige, dem es Freude macht, anderen helfen zu können. Dass für seine Hilfe eine Pauschale von zehn Euro zu berappen ist, finden die Kunden nach Guddats Erfahrung in Ordnung. „Oft runden sie noch auf“, sagt er – das Geld indes wandert komplett in die städtische Kasse. Das sei okay, findet Guddat, der nur folgenden Wunsch hat: ein, zwei handwerklich fitte Kollegen, die noch zum Team stoßen.

Tipps für Ratsuchende und Helfer

Beratung
Die Freiwilligen Agentur (FA) Waiblingen hilft Menschen, die sich bürgerschaftlich engagieren wollen, ein individuell passendes Angebot zu finden. Sie arbeitet mit Waiblinger Institutionen zusammen, die im Senioren-, Bildungs-, Jugend- und Kinderbereich tätig sind und vermittelt in deren Auftrag entsprechendes Personal.

Lichtblick
Seit März bietet die Freiwilligen Agentur das Projekt Lichtblick an, bei dem Ehrenamtliche kleine Hilfen im Alltag geben: Sie unterstützen zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen oder beim Aufhängen von Bildern, sie übernehmen das Programmieren von Fernbedienungen und tauschen defekte Leuchtmittel aus. Der Einsatz sollte nicht länger als eine Stunde dauern. Er kostet pauschal zehn Euro, Inhaber des Waiblinger Stadtpasses sind von der Gebühr befreit.

Kontakt
Das Büro der Freiwilligen Agentur (Telefonnummer 0 71 51/9 82 24 89 11; E-Mailadresse fa.waiblingen@gmx.de) sitzt im Familienzentrum Karo, Alter Postplatz 17, und hat mittwochs von 14 bis 16.50 Uhr sowie an jedem ersten und dritten Freitag von 10 bis 12.50 Uhr geöffnet. Nachrichten kann man auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.