Die Chöre des Salier-Gymnasiums singen seit 40 Jahren zusammen, seit 25 Jahren unter der Leitung Aja Schwoerers. Zum Doppel-Jubiläum gönnen sich die Sänger etwas Besonderes: Händels „Messiah“ im englischen Original.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Waiblingen - Unter den Bässen hat Aja Schwoerer den Kellnerblick ausgemacht. „Wissen Sie, was der Kellnerblick ist?“, fragt sie die leicht verblüfften Sänger und grinst. „Das ist, wenn ich auf den Boden schaue und meine, es wird schon keiner was von mir wollen.“ Zum Beispiel die energische Chorleiterin, die in der Probe Verbesserungen anbringen will und deshalb den Blickkontakt sucht. Seit 25 Jahren leitet die Musiklehrerin die „vereinten“ Chöre des Waiblinger Salier-Gymnasiums, die sich dieser Tage auf ihre Jubiläumskonzerte vorbereiten.

 

40 Jahre Elternchor, 25 Jahre Chorleiterin Schwoerer

Seit 40 Jahren gibt es den Elternchor jetzt schon. Und wie es sich für ambitionierte Sänger gehört, feiert man runde Geburtstage, indem man sich etwas Anspruchsvolles zum Singen vornimmt: Georg Friedrich Händels Oratorium „Messiah“ in englischer Sprache. Und so mutet die an dem Frühlingsabend aus dem Musiksaal dringende Musik aus dem 18. Jahrhundert an, als sei man in ein englisches College versetzt worden. In England hat Händel am Hof König George I. gewirkt, er gilt als einer der einflussreichsten Musiker seiner Zeit. Die „Wassermusik“ und die „Feuerwerksmusik“ zählen zu den bekanntesten Kompositionen höfischer europäischer Musik jener Epoche.

Junge und ältere Sängerinnen und Sänger sind zur Probe gekommen, der ganze Saal ist voll. „Also, dann nutzen wir die Zeit auch“, ruft Aja Schwoerer und stimmt ihre Sängerschar mit originellen Übungen ein: „Coca-Cola Light!“ Konzentriert wird dann geprobt, nach und nach erheben alle Teile des Chors ihre Stimmen, junge und reife zusammen. „Das ist der Salier-Sound“, sagt Manfred Plocher, ein Sänger, der seit 40 Jahren dabei ist. „Ich wurde ohne meine Zustimmung verpflichtet“, erinnert sich der 80-Jährige, der darüber aber keineswegs verärgert scheint. „Ich kam von einer Geschäftsreise zurück, als mir meine Frau sagte, ich würde von jetzt an beim Elternchor mitsingen.“

Der Musiklehrer Friedemann Keck hatte den Chor einst gegründet. „Den Schülerchor gab es bereits“, erinnert sich Plocher, der mit Leib und Seele singt. „Dieser Chor hat mir seelische Balance gegeben.“ Neben Eltern stießen bald auch Ehemalige dazu. Und vor 25 Jahren eine Referendarin, die nach einem Abstecher zum Bodensee von Keck als Nachfolgerin zurückgeholt wurde.

Anspruchsvolle Konzerte begeistern die Sänger

„Aja Schwoerer schafft es, junge und alte Sänger gleichermaßen mitzureißen“, sagt Manfred Plocher. Es sei die temperamentvolle Mischung aus Musikalität, Humor und Autorität, welche die Chorleiterin auszeichne und ihr Mut, sich und ihren Sängerinnen und Sängern Jahr für Jahr anspruchsvollste Konzerte zuzutrauen. Dazu werden professionelle Solisten und Konzertmusiker verpflichtet, zu Händels „Messiah“ die Sopranistin Claudia Ehmann, Margret Hauser als Alt, der Tenor Johannes Kaleschke und der Bass David Pichlmaier. Es spielt Sinfonia 02 unter Leitung von Mathias Neundorf.