Baden-württembergs Sozialministerin Katrin Altpeter hat die ersten landeseinheitlichen Zertifikate für berufliche Bildung überreicht, die Menschen mit Behinderung den Weg ins Arbeitsleben ebnen sollen.

Waiblingen - Wir in Waiblingen leben Inklusion schon lange praktisch“ – für die baden-württembergische Sozialministerin und einstige Waiblinger Stadträtin Katrin Altpeter ist es nach eigenen Worten am Donnerstag etwas ganz Besonderes gewesen, die ersten landeseinheitlichen Zertifikate zur abgeschlossenen Ausbildung im Berufsbildungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen just in ihrer Heimatstadt übergeben zu können. „So wollen wir es möglich machen, dass Sie am Arbeitsmarkt teilnehmen können. Das geht besser mit solch einem Zertifikat.“ Und für jene 150 jungen Menschen, denen sie zusammen mit Wolfram Leibe von der Bundesagentur für Arbeit und dem Vorsitzenden der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, Egon Streicher, das Zertifikat überreichte, sei dies ein großer Tag: „Weil Sie richtig was hingekriegt, weil sie durchgehalten haben.“

 

Für welche Arbeitsbereiche sich die jungen Leute ihre arbeitsqualifizierenden Zertifikate erworben haben, das verkündete Moderatorin Steffi Renz nach der musikalischen Einleitung durch das ebenfalls mit Menschen mit Behinderung besetzte Schwebende Orchester der Diakonie Stetten. Dafür bat sie jeweils einen Repräsentanten der zwölf Regionen im Land auf die Bühne. Für die Region Bodensee-Oberschwaben interviewte sie dabei Martin Kern, der sich im Bereich Lager und Logistik qualifiziert hat und nach eigenem Bekunden ganz besonderen Spaß am Hubwagenfahren hat. Den Bühnenauftritt nutzte er zum spontanen Selfie mit der Frau Ministerin.

Dass sein Zertifikat nicht all seine besonderen Fähigkeiten verkündet, das hat wenig später Emre Demirgol bewiesen, der als Vertreter des Bereichs Mittlerer Oberrhein im Rampenlicht stand. Seine vom Publikum lautstark bejubelte Rap-Einlage kommentierte die Moderatortin mit einem quasi ehrfürchtigen: „Da kann Helene Fischer dagegen einpacken“.

150 Absolventen des Berufbildungsbereichs (BBB) aus allen Regionen des Landes und aus den verschiedensten Werkstätten waren zur Zertifikatsübergabe ins Bürgerzentrum eingeladen. Landesweit haben nach Angaben der Landesarbeitsgemeinschaft insgesamt rund 1500 Menschen mit Behinderung im vergangenen Jahr den BBB absolviert. Die Ausbildung in Bereichen wie Lager und Logistik, Holz/Tischlerei, Hauswirtschaft, Metallbau oder Garten- und Landschaftsbau dauert 24 Monate.

Welche Hoffnungen mit den landeseinheitlichen Zertifikaten verbunden sind, das haben im Rahmen der Verleihung die Ministerin und die Vertreter von Arbeitsagentur und Werkstätten in einer kleinen Podiumsdiskussion erläutert. Man wolle gemeinsam mit diesen einheitlichen Qualifikationsnachweisen nach Abschluss des zweijährigen Bildungsgangs die Bedeutung der Beruflichen Bildung für Menschen mit Behinderung unterstreichen. Die Absolventen hätten die Gelegenheit, wichtige Kompetenzen, Fähigkeiten und Qualifikationen zu erwerben, die sie im weiteren Arbeitsleben einsetzen könnten. Und mit Hilfe der diesem Konzept zugrunde liegenden Bildungsrahmenpläne, die sich an anerkannten Berufen orientierten, werde angestrebt, die Berufliche Bildung in den Werkstätten für behinderte Menschen transparent, vergleichbar und – im Sinne des regulären Arbeitsmarktes – anschlussfähig zu machen.