Andreas Hesky will im Dezember erneut zum Oberbürgermeister von Waiblingen gewählt werden. Im Interview erzählt er, welche Projekte er vollenden will – und welche neu anstoßen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)
Andreas Hesky bewirbt sich für weitere acht Jahre als Chef im Waiblinger Rathaus. Welche Projekte er vollenden will und welche neu anstoßen, erläutert der 49-Jährige im Interview – und, warum er sich das Noppern nur ungern vorwerfen lassen will.
Herr Hesky, Sie sind hier im Vorstellungsgespräch. . .
Mein Name ist Andreas Hesky, ich bin 49 Jahre alt, bin der amtierende Oberbürgermeister der Kreisstadt Waiblingen. . .
Vielen Dank, das ist uns bekannt, auch, dass Sie sich auf eine zweite Amtsperiode bewerben. Warum wollen Sie das tun?
Oberbürgermeister ist mein Traumberuf, nach wie vor. Waiblingen ist eine Stadt, in der ich mich wohlfühle, in der sich meine Familie sehr wohlfühlt und in der man vieles bewegen kann. Ich glaube, dass ich in den vergangenen Jahren einiges auf den Weg gebracht habe, das ich gerne noch weiter begleiten und voranbringen würde.
Was steht auf Ihrer Referenzliste und was sind noch anzugehende Projekte?
Wo fange ich an? Es ist mir geglückt, das Kompetenzzentrum Verpackungstechnik nach Waiblingen zu holen. Es ist nun Teil einer gut funktionierenden Wirtschaftsförderung. Die Etablierung von Waiblingen als Kulturstadt mit Bürgerzentrum, Kulturhaus Schwanen, Kunst- und Musikschule und Galerie – diese Aufzählung ist nicht abschließend – ist in den vergangenen Jahren gelungen, wenngleich die Entscheidung für die Galerie Stihl natürlich vor meiner Zeit gefallen ist. Die sanierte Stadtbücherei gehört hier auch genannt. Das Thema Kinderbetreuung wird weiter eine große Rolle spielen. Es wird darum gehen, die Trägervielfalt zu erhalten. Wir können stolz sein, denn jedes Kind, das einen Betreuungsplatz braucht, bekommt in Waiblingen einen, und zwar mit einer guten pädagogischen Betreuung. Da sind wir weiter als andere Kommunen.
Wofür man auch Geld in die Hand nehmen muss.
Es wird ein Kraftakt, die Folgekosten im Haushalt unterzubringen. Da ist viel Selbstdisziplin gefragt und manch schönes Projekt muss erstmal geschoben werden.
Was sollte nicht geschoben werden?
Die weitere Umsetzung des Stadtentwicklungsplans mit den Ortsentwicklungsplänen. Wir müssen auch neue Themen angehen. Im Bereich Gesundheit wird sich die Stadt neu positionieren müssen. Ein Kinderspielplatz in einem Neubaugebiet ist eine Selbstverständlichkeit, aber es muss in Zukunft auch öffentliche Orte geben, wo ich mich als Erwachsener bewegen kann. Solche Orte können Treffpunkte sein, Schmierstoff in die Gesellschaft bringen.
Was wollen Sie noch auf den Weg bringen?
Das Thema Wohnen wird noch mehr Raum einnehmen. Wir müssen im Mietbereich Angebote machen, die über den freien Markt nicht geschaffen werden. Da muss die Stadt einen Anteil leisten. Zum Beispiel, indem wir Bauträgern Grundstücke anbieten und diese aber im Gegenzug 20 Prozent der Wohnungen zu günstigen Mietkonditionen offerieren.
Eine Schiebeprojekt war in der Vergangenheit die marode Rundsporthalle. . .
Ich hätte mir gewünscht, das Projekt in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht zu haben. Wir waren mit allen Vereinen im Gespräch und hatten das Raumprogramm fast fertig. Dann kam die Bankenkrise dazwischen – und danach gab es keinerlei Spielraum mehr für die Rundsporthalle.
Und heute?
Würde ich das Projekt gerne anpacken, es muss aber seriös finanziert sein.
Sanierung oder Neubau?
Für einen Neubau wird aus heutiger Sicht kein Geld vorhanden sein.
Wie zufrieden sind Sie mit der Außendarstellung von Waiblingen?
Die Waiblinger Innenstadt ist eine der schönsten in der Region. Das müssen wir pflegen. Der Ladenbesatz muss gehalten werden. Im Tourismus gibt es immer etwas zu tun. Die Heimattage sind ein Punkt, hier werden wir uns gut präsentieren können und im ganzen Land wahrgenommen. Ich glaube auch, dass sich Menschen zunehmend für die eigene Geschichte oder die Geschichte von Städten in der Nachbarschaft interessieren. Unsere Stadtführungen erleben einen Boom erlebt. Sie werden wir weiter entwickeln müssen, die Kooperation mit dem Heimatverein ist da ein Glücksfall.
Sie tanzen auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig. Neben dem OB-Amt sitzen Sie für die Freien Wähler auch noch im Kreisparlament und im Regionalverband. Ist man als Waiblinger Rathauschef nicht ausgelastet?
Aus persönlicher Sicht ist es ein enormer Kraftakt, die Arbeitsbelastung ist groß. Aber ich jammere nicht, und ich fühle mich nicht überfordert. Vor allem aber gilt: Waiblingen hat Vorrang. Mich aus dem Kreistag zurückzuziehen, das hätte ich mir vorstellen können, wenn in Bezug auf Waiblingen alle wichtigen Projekte auf den Weg gebracht worden wären, etwa die Nachnutzung des Krankenhauses. Da das nicht der Fall ist, muss man Lobbyarbeit betreiben. Und das ist durch die Mitarbeit im Kreistag leichter möglich, als von außen. In der Regionalversammlung geht es mir darum, den Stellenwert, den Waiblingen in dieser Region hat, deutlich zu machen.
Apropos Kreistag. Man hat in jüngster Zeit den Eindruck, Sie wollten den Backnanger OB Frank Nopper als heftigen Landratskritiker beerben.
Sie spielen auf die Sitzung im Juni an. Da ist mir tatsächlich der Kragen geplatzt. Die wahren Kosten des Krankenhausneubaus wurden nur stückchenweise serviert. Ich bin der Meinung, man muss sich auch mal wehren in der Sache. Im Nachhinein war diese Sitzung der Auslöser für viele neue Erkenntnisse. Ich betrachte meine Rolle im Kreistag oder Aufsichtsrat der Kliniken nicht so, dass ich alles ausschließlich wohlwollend sehe, auch das Hinterfragen gehört dazu. Den in diesem Zusammenhang von Ihren Kollegen geprägten Ausdruck des Nopperns muss ich mir aber hoffentlich nicht vorwerfen lassen.
Nicht nur Freunde haben Sie sich auch durch Ihr Engagement für Windkraft auf der Buocher Höhe gemacht. Ist das jetzt vorerst erlahmt? Böse Zungen behaupten, ein Windmessmast wird erst nach Ihrer OB-Wahl aufgestellt, obwohl er längst stehen könnte.
Der Waiblinger Gemeinderat hat bereits im März beschlossen, einen Messmast erst nach einer abschließenden Beurteilung des Standortes durch den Verband Region Stuttgart zu errichten. Wir haben damit auch auf eine sehr kritische Stellungnahme des Bundes der Steuerzahler reagiert, und wir haben so entschieden, weil der Widerstand gegen Windanlagen auf der Buocher Höhe momentan sehr groß ist. Mir ist auch unterstellt worden, das Aufstellen des Masts wäre eine Machtdemonstration. Ich wollte mir nicht vorwerfen lassen, ich hätte für nichts und wieder nichts 80 000 Euro ausgegeben, falls der Verband beschließen sollte, dass die Buocher Höhe als Standort herausfällt. Der Verband Region Stuttgart hat entgegen der ursprünglichen zeitlichen Planung immer noch nicht über die Standorte entschieden – deswegen steht der Windmessmast noch nicht.
Wie geht es also weiter?
Die Buocher Höhe läuft uns nicht davon und die Windenergie auch nicht. Insofern habe ich keine Schwierigkeit zu sagen: wir verschieben es und schauen, wie der Verband entscheidet.
Sie gelten als Befürworter eines Nord-Ost-Rings, der ja nun wohl endgültig vom Tisch ist. Wollten Sie sich nicht mit Ihrem Fellbacher Amtskollegen um einen tragfähigen Kompromiss bemühen?
Fellbach tut sich damit sehr schwer, die Positionen sind verhärtet Die Haltung respektiere ich, finde sie aber nicht optimal, und es ist keine Perspektive für die Waiblinger Situation. Die von der Landesregierung auf den Weg gebrachte Brücke in Remseck ist nichts anderes als die schon früher ins Spiel gebrachte sogenannte Billinger-Variante. Ich begrüße es, dass sich der Verkehrsminister des Problems annimmt und bekennt, dass es da überhaupt eines gibt. Die Brücke darf aber nicht dazu führen, dass die Waiblinger den Verkehr haben und nur Remseck entlastet wird.
Wie sieht Ihre Lösung aus?
Angenommen es gelingt, die Strecke zwischen Hegnach und Neckarrems vom Individualverkehr zu befreien, dann hätten wir die Chance, dort eine schnelle Busverbindung zwischen Waiblingen und Ludwigsburg zu schaffen. Denn in puncto einer Stadtbahnverbindung zwischen Waiblingen und Ludwigsburg wird es in den kommenden Jahren keinen Realisierungsschub geben. Die Ludwigsburger tun sich schwer mit dem Projekt, und die Finanzierung wird noch schwerer.
Zurück zum eigentlichen Grund dieses Interviews. Rechnen Sie bei der OB-Wahl mit einem Gegenkandidaten?
Ich bereite mich auf Kontrahenten vor. Das ist eine attraktive Stelle, Waiblingen eine attraktive Stadt. Und als Oberbürgermeister hat man auch manche Themen angepackt, die nicht von allen bejubelt werden.
Was würden Sie tun, wenn es nicht klappt mit der Wiederwahl?
Das wäre eine bittere Enttäuschung für mich, denn ich denke, ich habe meine Arbeit ganz ordentlich gemacht. Ich kämpfe um meinen Traumberuf.
Welcher Ruf könnte Sie kurzfristig doch noch davon abhalten, sich für weitere acht Jahre in Waiblingen zu bewerben?
Nur der meiner Frau beziehungsweise meiner Familie. Ansonsten hoffe und warte ich auf keinen Ruf. Ich fühle mich in Waiblingen wohl. Die Nähe zu den Menschen ist durch nichts zu ersetzen und ein großer Motivator für mich. Aber die Familie muss das natürlich mittragen.