Die 141-jährige Waiblinger Krankenhausgeschichte ist am Freitag für beendet erklärt worden. Die Verantwortlichen haben den offiziellen Start für den Rück- und Umbau auf dem Klinikareal verkündet. Bis Ende des Jahres soll mit dem zentralen Grundbuchamt das erste Projekt realisiert werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Nach 141 Jahren ist die Waiblinger Krankenhausgeschichte am Freitag für beendet erklärt worden. Der Landrat Johannes Fuchs und der Oberbürgermeister Andreas Hesky verkündeten bei einem Pressegespräch im örtlichen Bürgerzentrum den offiziellen Start für den Umbau des rund dreieinhalb Hektar großen Areals entlang der Winnender Straße. Binnen sieben Monaten sollen die alten Klinikgebäude rückgebaut und die Flächen dann für Dienstleistungs- und Wohngebäude nutzbar gemacht werden.

 

Zentrales Grundbuchamt mit 130 Beschäftigten

Mit dem ersten Projekt ist bereits begonnen worden. Schon im vergangenen Jahr wurde das ehemalige Schwesternwohnheim in seinen Rohbauzustand zurückversetzt. Bis Ende des Jahres soll das 1974 errichtete siebenstöckige Appartmentgebäude so umgearbeitet werden, dass dort rund 130 Beschäftigte eines dann neu ins Leben gerufenen zentralen Grundbuchamtes einziehen können. Die Nutzfläche wird von dem Augsburger Generalunternehmer Geiger Schlüsselfertigbau durch einen eingeschossigen Anbau im Erdgeschoss auf insgesamt knapp 3800 Quadratmeter erweitert. Die Pläne stammen von dem Winterbacher Architekturbüro Bloss und Keinath. Die Kreisbaugesellschaft, die das komplette Krankenhausareal erworben hat, um es im Auftrag des Kreises und der Stadt zu entwickeln und zu vermarkten, rechnet für die Einzelmaßnahme mit Investitionskosten von rund 9,5 Millionen Euro.

Das zentrale Grundbuchamt Waiblingen ist eine von künftig nur noch 13 Einrichtungen ihrer Art, die im Zuge der baden-württembergischen Justizreform aus bisher 673 eigenständigen staatlichen und kommunalen Ämtern hervorgehen. Die Waiblinger Behörde wird für die Bezirke der Amtsgerichte Backnang, Leonberg, Ludwigsburg, Schorndorf, Stuttgart-Bad-Cannstatt und Waiblingen zuständig sein.

Vision von Justiz an einem Ort

Geht es nach den Wünschen des Waiblinger Amtsgerichtsdirektors Michael Kirbach, wird das Grundbuchamt nicht die einzige Investition des Landes bleiben, das sich auf 15 Jahre in das Gebäude eingemietet hat. Die große Vision, die auch dem Oberbürgermeister und dem Landrat vorschwebt, ist die Errichtung eines zentralen örtlichen Justizzentrums. Das Amtsgericht inklusive seiner Notariate, das zurzeit auf vier Standorte in Waiblingen verteilt ist, platzt aus allen Nähten. An einem Standort vereint, könne dem Bürger ein einfacherer Zugang zur Justiz ermöglicht werden.

Eine solche zentrale Anlaufstelle werde vonseiten der Justiz „mehr als gewünscht“, das betont auch der Präsident des Oberlandesgerichts, Manfred Steinle, das zuständige Ministerium hat dafür allerdings noch keine Mittel bereitgestellt. Raphaela Sonnentag, die Leiterin der Abteilung Vermögen Bau Baden-Württemberg, schätzt, dass auf jeden Fall ein zweistelliger Millionenbetrag notwendig wäre, um das Justizzentrum zu realisieren. Die Kreisbau hat eine unmittelbar an das Grundbuchamt anschließende Fläche dafür reserviert. Bis 2019 solle diese freigehalten werden.

Auch der Landkreis überlegt, auf dem Gelände seinen ebenfalls räumlich zerfaserten Geschäftsbereich Soziales zu bündeln. Eine Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben worden, sagt der Landrat. Es gehe um ein Arbeitsquartier für knapp 300 Mitarbeiter des Landratsamtes.

Insgesamt, so schätzt der Kreischef, werden auf dem ehemaligen Krankenhausgelände rund 70 Millionen Euro investiert. Ein Teil ist für den Wohnbau vorgesehen. Die Waiblinger Baubürgermeisterin Birgit Priebe geht davon aus, dass in 160 Wohneinheiten Platz für 300 bis 350 Personen geschaffen wird. Man habe die Bebauung bewusst nicht als einen reinen Investorenwettbewerb ausgeschrieben, um Einfluss darauf nehmen zu können, dass renommierte Architekten an der Entwicklung beteiligt werden.

Das Waiblinger Klinikgelände

Besitzverhältnisse
Das 32 300 Quadratmeter Areal, auf dem bis Juli vergangenen Jahres die Waiblinger Kreisklinik betrieben wurde, ist seit Ende vergangenen Jahres im Besitz der Kreisbaugesellschaft. Lediglich die Parkdecks mit rund 200 Stellplätzen gehören weiterhin dem Landkreis.

Abriss
Die Klinikgebäude sollen innerhalb der nächsten sieben Monate buchstäblich zurückgebaut werden. Das heißt, alles was der Wiederverwertung zugeführt werden kann, wird vor dem Abriss entsprechend gesichert.

Nutzung
Neben dem Grundbuchamt und dem möglichen Neubau eines Sozialdezernats werden weitere Flächen für Dienstleistungen vorgehalten. Auf vier Baufeldern mit insgesamt gut 16 000 Quadratmetern Fläche sollen Wohnungen erstellt werden.