In der Planungswerkstatt zur Neugestaltung der Waldau dreht sich vieles um Autos – ob parkende oder fahrende. Vor allem die Anlieger haben Ideen aufs Tablett gebracht.

Degerloch - Es ist vor allem eines, das bei der Neuordnung der Waldau die Gemüter bewegt: der Verkehr. Zum dritten und vorletzten Mal hat sich die Planungswerkstatt inzwischen getroffen, um Ideen zu sammeln, wie das Gebiet attraktiver werden kann. „Es ist etwas verkehrslastig geworden“, zieht der SPD-Betreuungsstadtrat Ergun Can eine Zwischenbilanz.

 

Dabei gebe es zwei verschiedene Denkansätze. „Den Vereinen geht es besonders um das Parkproblem“, sagt Can. Viele Stadtbahnfahrer nutzen die Flächen als Pendler-Plätze. Mit dem Ergebnis, dass die Stellflächen den Vereinen und Gastronomen fehlen. Und dann sei die stärkste Gruppe in der Planungswerkstatt die der Anwohner. „Sie haben mit viel Fleiß ein komplett neues Verkehrskonzept vorgelegt.“ Das Engagement sieht man dem Plan an: Die Skizze der Waldau ist kaum zu erkennen unter Symbolen von Verkehrszeichen, die Einbahnstraßen, zeitlich befristete Parkflächen oder Straßen, die nur von Anliegern befahren werden dürfen, kennzeichnen. „Die Situation hat sich für uns in den letzten Jahren extrem verschlechtert, besonders in Sachen Schleich- und Durchgangsverkehr“, berichtet einer der Anwohner. „Darum nehmen wir nun die Chance wahr, wenn man schon mal mitreden darf“, sagt er. In vielen Stunden habe die Gruppe ein Konzept erarbeitet, das eine Lösung für alle Interessengruppen bringen solle.

Eine Sperrung des Königsträßles käme in Frage

Einige der zentralen Ideen: Der Durchgangsverkehr nach Schönberg soll gestoppt werden, dafür käme eine Sperrung des Königsträßles in Frage. „Zudem wäre es schön, wenn das Sportgebiet in Zukunft auch stärker aus der Mitte angefahren wird. Der Keßlerweg wäre dafür ideal“, erklärt der Anwohner. Autofahrer, die die Ampel an der Kreuzung Reutlinger Straße/Jahnstraße durch die Löwenstraße und das Königsträßle umfahren, soll durch eine Zone, die nur Anlieger befahren dürfen, Einhalt geboten werden.

Der Grünen-Stadtrat Michael Kienzle nennt einige der Ideen „abenteuerlich“. Aber er verstehe, dass die Anwohner persönlich betroffen seien. „Wir Stadträte hören uns alles interessiert an“, sagt er. Aber mit gewisser Distanz. „Nach der letzten Sitzung am 17. April geht der Ball erst einmal an den Gemeinderat und muss dann in unserem Spielfeld weitergespielt werden“, sagt Kienzle. Auch Ergun Can heißt nicht alle Vorschläge der Anwohner für gut. „Sie wollen das Wohngebiet vom Sportgebiet abkoppeln.“ Für ihn sei das nicht die ideale Lösung. Man müsse einen Einklang zwischen dem Sportgebiet und den Interessen der Anwohner finden. Zudem dürfe das Verkehrskonzept nicht die Zufahrten zum Kickers-Gelände, der Waldschule und dem Haus des Waldes behindern. Das ist den Anwohnern laut eigener Aussage auch wichtig. Für die Erreichbarkeit dieser Ziele sei in ihrem Konzept gesorgt, beteuern sie. „Wir wollen nicht unsere Interessen durchprügeln, sondern einen Konsens finden“, sagt der Anwohner. Zudem sei klar, dass das Konzept schnell umsetzbar und bezahlbar bleiben müsse.

Trotz einiger Diskussionen in den Sitzungen der Planungswerkstatt sind sich sowohl Politiker als auch Bürger und Vereine über zwei Dinge einig: Erstens, dass mit der Gestaltung eine neue Identität geschaffen werden soll. Und zweitens, „dass die Art der Planung mit Bürgerbeteiligung prima ist“, schließt Can.