Am Ende des Winters stehen mehr als tausend Hektar Wald in Spanien in Flammen. Schuld daran ist auch der Mensch.

Korrespondenten: Martin Dahms (mda)

Madrid - Solche Nachrichten kommen gewöhnlich im Hochsommer: verheerende Waldbrände, verdorrende Ernten, sinkende Wasserstände in den Stauseen. All das erlebt Spanien aber jetzt, am Ende des Winters. In den vergangenen Monaten hat es kaum geregnet. In der Hauptstadt Madrid fielen von Dezember bis Februar so wenig Niederschläge wie noch nie, seit darüber Buch geführt wird. 1893 war das erste Mal. Im Rest des Landes sieht es nicht viel besser aus. Ein hartnäckiges Hochdruckgebiet über der Iberischen Halbinsel verhindert, dass vom Atlantik Regenwolken nach Spanien ziehen. Es ist der trockenste Winter seit 70 Jahren.

 

Am schlimmsten erwischte es in den vergangenen Tagen die Pyrenäen. Am Donnerstag brach in der Nähe des Dorfes Castanesa in der Region Aragón ein Feuer aus, das bis zum Montag in einer der schönsten Gegenden Spaniens 1600 Hektar Wald- und Buschland vernichtete. Waldbrände, die sich über mehr als 500 Hektar ausbreiten, werden als Katastrophe eingestuft. Davon gibt es in Spanien jährlich etwa drei Dutzend – doch gewöhnlich nicht im Winter.

Etliche Häuser mussten evakuiert werden

Der Brand in Aragón breitete sich auch auf die benachbarte katalanische Provinz Lérida aus, wo er am Wochenende das 800-Einwohner-Dorf Vilaller bedrohte. Etliche Häuser mussten evakuiert werden, doch zum Glück kamen am Ende weder Menschen noch Gebäude zu Schaden. In Katalonien brachen in den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres bereits 230 Feuer aus und verbrannten mehr als 1500 Hektar Fläche – sieben Mal mehr als im gesamten vergangenen Jahr.

Eine gute Nachricht unter all den Katastrophenmeldungen versuchte gestern der Innenminister Aragóns, Antonio Suárez, zu verbreiten: Die Koordination der Einsatzkräfte habe bestens funktioniert. Dass das Feuer in den Pyrenäen trotzdem bis gestern noch nicht vollständig gelöscht werden konnte, sei dem starken Wind geschuldet, der anfangs den Einsatz von Löschflugzeugen unmöglich gemacht habe.

Der spanische Katastrophenschutz hat wohl oder übel Erfahrung mit Großbränden. Die Feuerwehren sind trainiert und gut ausgestattet, aber die Flammen sind ein harter Gegner. Die Statistiken belegen mäßige Erfolge: Während in den 1990er Jahren im Durchschnitt noch jährlich 150 000 Hektar Wald- und Buschland verbrannten, waren es im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts rund 125 000 Hektar – das entspricht der Hälfte des Saarlandes.

Besonders häufig brennt es in Galizien

Für die Waldbrände ist nicht die Trockenheit verantwortlich, sondern der Mensch. Fehlender Regen wie jetzt schafft bloß die idealen Voraussetzungen dafür, dass menschliche Unachtsamkeit in die Katastrophe führt. In Spanien ist es normal, die Gartenabfälle oder das Buschwerk zu verbrennen, selbst wenn ein blauer Himmel zur Vorsicht mahnt. Deswegen brennt es besonders häufig im gewöhnlich regenreichen Galizien, wo die Feuergefahr weniger offensichtlich ist. So verbrannten am Wochenende in Folgoso do Courel in der Provinz Lugo 230 Hektar Wald. Ein weitere Waldbrand brach am Freitag in der Mittelmeerprovinz Alicante, in La Vall de Gallinera, aus. Ganz Spanien ist zurzeit ein potenzielles Katastrophengebiet.

Die winterliche Trockenheit erhöht nicht nur die Waldbrandgefahr. In den Städten genießen die Menschen Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen, aber zugleich ächzen sie unter der schlechten Luft. Über Madrid, Barcelona und Sevilla wölben sich von weither sichtbare Abgashauben, doch die Kommunalpolitiker trauen sich nicht, den Autoverkehr einzuschränken. Sie hoffen auf reinigende Regengüsse, die aber nicht kommen wollen.

Schwer betroffen vom fehlenden Regen ist auch die Landwirtschaft. Der Bauernverband Asaja fürchtet Ernteausfälle von bis zu 40 Prozent bei Getreide und Oliven. Nicht gefährdet ist bis jetzt die Wasserversorgung der Haushalte. Nach zwei regenreichen Jahren sind die Stauseen noch ausreichend gefüllt, auch wenn ihre Pegel bereits deutlich sinken. Wenn das derzeitige Hoch noch lange in Spanien weilt, werden die schlechten Nachrichten zunehmen.