Klaus Deininger hat unter seinem Künstlernamen Karl Flädle ein lustig-skurriles Tagebuch verfasst. Darin schildert der Kabarettist seine Krebserkrankung und deren Behandlung im Klinikum Sindelfingen-Böblingen.

Waldenbuch - Nachts, wenn Klaus Deininger im Krankenhaus nicht schlafen konnte, setzte er sich in den Aufenthaltsraum. Dort schrieb er auf, was er an diesem und den vergangenen Tagen Kurioses erlebt hatte. Dabei ist ein Krankenhaus ja kein Ort, an dem man so viel Lustiges erwarten würde. Doch Deininger hat unter seinem Künstlernamen Karl Flädle ein ganzes Heft namens „Flädles Krankenhaus-Diary“ geschrieben und zunächst an die Ärzte und Pfleger des Klinikums Böblingen-Sindelfingen, Verwandte und Freunde verteilt. Immer mehr Interessenten melden sich nun bei ihm, die sein Heft auch lesen möchten. „Das geht weg wie nix“, sagt Deininger.

 

Der 70-jährige Kabarettist sitzt an diesem Nachmittag auf dem Balkon seiner Wohnung in Waldenbuch und erzählt von seinen Krankheiten, wegen denen er im März ins Klinikum musste. „Ich hatte eine Pseudozyste an der Bauchspeicheldrüse, so groß wie eine Zigarettenschachtel.“ Darum hatte er Bauchschmerzen. In seinem Tagebuch schreibt Deininger über die Diagnose und seine Einweisung: „Mein Hausarzt, ein Meister der Diagnostik, stellte fest, dass ich ein Notfall sei. Das sagt meine Frau auch immer, aber auf Pseudozyste kam sie dabei nie!“

Humor in der Notfall-Ambulanz

Deininger behielt seinen Humor auch in der Notfall-Ambulanz mit „Blick auf die Unendlichkeit der Klinikdecke“. Er hörte die Stimme eines Freundes, der Sanitäter in Steinenbronn ist. In breitestem Schwäbisch rief Deininger ihm zu: „Ich glaub i ben em Hemmel! Ond wenn dui Stemm, wo i grad hör, dem lieben Gott gehören sollte, will ich sofort wieder raus!“

Als er dann noch ein skurriles Gespräch, mit einer Empfangsmitarbeiterin führte, beschloss Deininger, ein Buch zu schreiben. „Ich erklärte ihr, dass die Zyste, die ich habe, eigentlich nur ein Zellhaufen ist, von der Größe etwa fünfter Monat, und meldete mich zur Besichtigung des Kreißsaales an.“ Deininger hatte schon eine Idee, wie er die Zyste nach deren Geburt nennen wollte: Zystine. Die Frau spielte mit und sagte: „Da könnte ich ja schon ein paar Schühla stricken. Ich habe noch rosarote Wolle daheim.“ Deininger versichert, dass alle Dialoge genau so stattgefunden haben. „Ich habe nur manche Namen abgekürzt.“ Das gilt auch für den der Empfangsmitarbeiterin.

Schmerzhafte Blasenspiegelung

Die Zysten-Operation hat Deininger überstanden. Doch er hat noch eine andere Krankheit, mit der er offen umgeht. „Ich habe Blasenkrebs.“ Auch wenn die Diagnose heftig ist und er sich bewusst ist, dass die Krankheit tödlich enden kann, lässt er sich davon nicht entmutigen. „Ich bin nicht in ein Loch gefallen, sondern bin damit gut fertig geworden“, sagt er. Die Blasenspiegelung schildert er als schmerzhaft. „Für mich war das nichts. Für Freunde von Fifty Shades of Grey allerdings wären es sicher lustvolle Momente gewesen“, spielt er auf die Roman-Reihe an, in der es um Sadomasochismus geht.

Als Deininger aus dem Krankenhaus entlassen wurde, verarbeitete er seine nächtlichen Notizen zum „Krankenhaus-Diary“. Immer wieder bekommt er nun Post von Lesern. Manche fragen ihn, ob er wegen seines Humors englische Vorfahren habe. Andere schreiben, dass auch sie Blasenkrebs haben oder hatten. „Mit diesem Feedback hätte ich nie gerechnet“, sagt er. Deininger wird nach einer weiteren Operation eine Chemo-Therapie beginnen.