Eigentlich sollte es die Bürgerbeteiligung in Waldenbuch ja erst nach der Standort-Entscheidung geben. Anwohner hatten jedoch etwas dagegen und rührten energisch die Werbetrommel...

Waldenbuch - Seit Februar wurde heftig diskutiert. Jetzt ist die Entscheidung gefallen: Der neue Kindergarten wird auf dem Grundstück neben dem Martinuszentrum gebaut. Damit haben sich die Stadträte gegen die Empfehlung von Bürgermeister Michael Lutz ausgesprochen, der die Betreuungseinrichtung gern in das geplante Mehrgenerationenhaus neben dem Hallenbadparkplatz integriert hätte. Freude herrschte bei den Eltern, die sich während der vergangenen Wochen für den Standort im Wohngebiet Gänsäcker/Kühäcker stark gemacht hatten.

 

Eine offizielle Bürgerbeteiligung hatte es vor der Gemeinderatssitzung am Dienstag nicht gegeben. Die Waldenbucher hatten es dennoch verstanden, ihrer Meinung via Facebook, Online-Petition, Leserbriefen und Infostand Nachdruck zu verleihen. Bis kurz vor der Sitzung gingen noch Schreiben im Rathaus ein. Unter anderem von Uta Palmtag, die sich als Sprecherin zahlreicher Anwohner der Berliner Straße und des Viertels zwischen Berliner und Königsberger Straße sowie der Eger- und Liebenaustraße zu Wort meldete. Sie sprach sich dafür aus, am Bauplatz beim Martinuszentrum festzuhalten und auf die alternativ vorgesehene Bebauung mit 24 Wohneinheiten zu verzichten. „Keiner der Beteiligten ist mit einer weiteren Wohnbebauung und weiteren rund 100 Autos einverstanden“, argumentierte sie.

26 zu 5 Pluspunkte sprechen laut Verwaltung für den abgelehnten Standort

Ob es mit einem Kindergarten in der Nachbarschaft ruhiger wird, ist allerdings fraglich. „Der Kindergarten bringt 500 Fahrten von an- und abfahrenden Eltern am Tag. Das muss man mal ehrlich sagen“, prognostizierte CDU-Stadtrat Christoph Hellenschmidt. In der SPD-Fraktion setzt man darauf, dass der Kindergarten mitten im Wohngebiet auch zu Fuß angesteuert wird. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf“, sagte Ulrich Doster.

Die Stadtverwaltung hatte eine Liste vorgelegt, in der sie die Vor- und Nachteile beider Standorte bewertet hatte. Durch die Lage am Hallenbadparkplatz hatte beim Thema Verkehr das Mehrgenerationenhaus die Nase vorn. Untersucht worden waren zudem die Größe der Außenspielfläche, Erweiterungsmöglichkeiten, die Erreichbarkeit von Schule, Hallenbad und Turnhalle, die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens und die Synergieeffekte im Mehrgenerationenhaus. Für Bürgermeister Michael Lutz war die Tendenz klar erkennbar: „Fünf Pluspunkten am Standort Gänsäcker/Kühäcker stehen 26 Pluspunkte am Hallenbadparkplatz gegenüber.“

Die Stadträte hingegen sahen das anders. „Die Wertungstabelle kann man so nicht stehen lassen“, monierte SPD-Rätin Ingrid Münnig-Gaedke. So sei zum Beispiel nicht berücksichtigt worden, dass der Flächennutzungsplan im Nordwesten des Kalkofens ein Neubaugebiet vorsehe. Die SPD-Fraktion hielt deshalb an ihrer Meinung fest: Auch nördlich der Liebenaustraße soll es einen Kindergarten geben.

Beide Standorte sind im Grunde gute Standorte

Für die Freien Wähler ergriff Annette Odendahl das Wort. Sie betonte: „Es gibt keine einfachen Lösungen. Beide Standorte sind im Grunde genommen gut.“ Die Fraktion setzt auf einen Kompromiss, der folgende Punkte beinhaltet: Auf dem Grundstück neben dem Martinuszentrum wird möglichst bald ein viergruppiger Kindergarten gebaut. Nach dem Umzug wird das Grundstück des Kindergartens Tilsiterweg als Wohnbaufläche genutzt. Auf der Hallenbadwiese soll parallel dazu ein Mehrgenerationenhaus ohne Kita entstehen. Wichtig sei dabei: „Das Angebot für Senioren und junge Familien muss ausgewogen sein.“

Auch in der CDU-Fraktion kann man sich das Mehrgenerationenhaus ohne Kita vorstellen. „Es muss ein gelungenes Projekt sein, das die Bedürfnisse der Bevölkerung widerspiegelt“, sagte Alf-Dieter Beetz und kündigte an: „Wir sind unterschiedlicher Meinung und stimmen unterschiedlich ab.“

Mit 14 Ja-Stimmen, vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung sprach sich das Gremium mehrheitlich für den Standort im Wohngebiet Gänsäcker/Kühäcker aus.