Lange Gesichter bei Stadträten und Vereinsmitgliedern in Waldenbuch: Der geplante Neubau des Ritter-Stadions auf dem Hasenhof ist wohl vom Tisch. Die Stadt konnte die erforderlichen Flächen nicht innerhalb der Frist erwerben.

Waldenbuch - Die Verlegung des Stadions auf den Hasenhof war eines der größten kommunalpolitischen Projekte, die in Waldenbuch in den vergangenen Jahrzehnten auf den Weg gebracht worden sind. Nach einem zweijährigen Planungs- und Verhandlungsmarathon sieht es nun so aus, als ob ein vorzeitiger Schlusspfiff den Zieleinlauf verhindert. Am 28. Februar läuft die Frist für den Verkauf des Ritter-Stadions vom TSV an die Stadt ab. Dann tritt eine Rücktrittsklausel in Kraft, die unter anderem dafür ins Vertragswerk eingebaut worden war, falls nicht alle benötigten Grundstücke für die Umsiedlung des Stadions erworben werden können.

 

Tatsache ist: Noch immer sperren sich etwa ein Drittel der rund 40 Eigentümer auf dem Hasenhof gegen den Verkauf ihrer Grundstücke. Das offizielle Spielende will Bürgermeister Michael Lutz vor Ablauf der Frist nicht verkünden. Doch so viel lässt er wissen: „Wir werden es nicht schaffen, bis zum Monatsende den Grunderwerb zu tätigen.“ Es gebe interessante Entwicklungen, orakelt der Schultes. Doch dann wird er deutlicher: „Das Ergebnis ist nicht so, wie sich das die Verwaltung im Hinblick auf eine Gesamtlösung gewünscht hätte.“

Der Gemeinderat berät nichtöffentlich

Am 21. Februar berät der Waldenbucher Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung über die Auflösung des Vertrags. Damit, dass es im aktuellen Verfahren doch noch eine Lösung geben könnte, wird nicht mehr gerechnet. Man beginnt bereits damit, sich neu zu sortieren und Bilanz zu ziehen. „Vielleicht war es zu ambitioniert von uns zu denken, dass wir die Probleme in zwei Jahren lösen können“, erklärt Lutz. Auch ohne gültigen Vertrag will er gesprächsbereit bleiben. „Wenn wir Angebote auf den Tisch bekommen, werden wir weiterhin verhandeln“, bekräftigt der Verwaltungschef.

Zunächst aber würde der geplatzte Deal ganz andere Fragen aufwerfen. Die Stadtentwicklung müsste neu gedacht werden. Wäre die Rechnung der Kommune aufgegangen, hätte auf dem etwa 22 000 Quadratmeter großen Gelände des alten Stadions ein Wohngebiet ausgewiesen werden können. Vom erwarteten Erlös (rund 7,5 Millionen Euro) wären 1,75 Millionen als Kaufpreis an den TSV geflossen, die Summe hätte zudem die Erschließungskosten abgedeckt und letztlich auch noch für den auf 3,2 Millionen Euro geschätzten Stadionneubau samt Risikozuschlag gereicht.

Scheitert das Projekt, warten ein paar grundsätzliche Entscheidungen auf den Gemeinderat. Etwa darüber, ob die seit Jahrzehnten für die Sportstättenentwicklung ausgewiesene Fläche auf dem Hasenhof im Flächennutzungsplan bis 2030 fortgeschrieben werden soll. Auch bei der Ausweisung von Wohngebieten müssten die Gemeinderäte umdenken. Fällt das Stadionareal weg, wird mit einer Alternativfläche auf den Feldern östlich der Echterdinger Straße weitergeplant.

Doch nicht nur bei den Stadträten, die sich einen Energieschub für die Sportstättenentwicklung gewünscht hatten, dürften die Mundwinkel derzeit nach unten hängen. Mit großem Engagement hatte die Vorstandsriege des TSV den Ball aufgegriffen und auf eine Lösung hingearbeitet, die die Zukunft des Vereins sichern sollte. Mit dem Geld aus dem Verkauf des Stadions wäre die Finanzierung des geplanten Sportvereinszentrums (SVZ) ein gutes Stück vorangekommen.

Bürgerinitiative ist dennoch ernüchtert

Und: Ohne den Neubau auf dem Hasenhof muss man sich weiterhin mit dem bisherigen Standort arrangieren. Große Investitionen vonseiten der Gemeinde, die das Stadion und die Halle gepachtet hat, sind trotz des hohen Sanierungsbedarfs nicht zu erwarten. „Wenn der Standort Hasenhof mittelfristig im Flächennutzungsplan bleibt, wäre jeder Euro, der über das Notwendige hinausgeht, eine Fehlinvestition“, sagt der Bürgermeister. Außerdem müsse Ende 2017 neu über den Pachtvertrag verhandelt werden.

Neben dem Ärger über das verpuffte Engagement könnte das Ende des Stadiondeals dem TSV gleich in mehrfacher Hinsicht herbe Rückschläge bescheren. Trotzdem hält sich die ansonsten recht kommunikative Führungsriege mit Äußerungen zurück. Mit der Presse will man nicht reden und übermittelt eine schriftliche Stellungnahme. „Wir bereiten uns auf die Kündigung vor und machen uns intern in unseren Gremien Gedanken in verschiedene Richtungen“, heißt es da lapidar. Offenbar wittert man die Gefahr, es sich mit dem Bürgermeister und den Stadträten zu verscherzen. Denn: Fehlen die Einnahmen aus dem Stadionverkauf lässt sich der Traum vom SVZ nur mithilfe einer städtischen Bürgschaft verwirklichen.

Deutlich auskunftsfreudiger ist Hans Jörg Lange, Sprecher der Bürgerinitiative, die sich gegen den Stadionneubau auf dem Hasenhof verkämpft hatte. „Wir empfinden die aktuelle Entwicklung nicht als Erfolg. Letztlich muss man konstatieren, dass es nicht unsere Argumente waren, die den Umzug des Stadions auf den Hasenhof verhindert haben, sondern die Weigerung der Eigentümer, ihre Grundstücke zu verkaufen“, sagt er. Im Hinblick auf die Bürgerbeteiligung zieht er eine ernüchternde Bilanz: „Eigentlich war unser Einsatz für die Katz.“