Nach zwei Testläufen hat sich der Gemeinderat von Waldenbuch gegen den Kauf einer mobilen digitalen Höranlage ausgesprochen. Die Räte waren mit der Handhabung, der Tonqualität und auch den Kosten unzufrieden. Sie entschieden sich für eine schlichte, aber überraschende Lösung.

Waldenbuch - Wer die Sitzungen des Waldenbucher Gemeinderats vom Zuschauerraum aus verfolgt, muss weiterhin die Ohren spitzen. Nach zwei Testläufen hat sich die Mehrheit der Gremiumsmitglieder gegen den Kauf der von den Freien Wählern beantragten mobilen digitalen Höranlage ausgesprochen. Stattdessen will man sich bemühen, künftig lauter und deutlicher zu sprechen.

 

Für die Tonprobe im Ratssaal waren zur jüngsten Sitzung drei Mitarbeiter eines Hörakustik-Anbieters aus Leinfelden-Echterdingen angereist. Bürgermeister Michael Lutz trug den zentralen Sender um den Hals. Jeweils zwei Räte und Verwaltungsmitarbeiter teilten sich eines der Mikrofone, die auf den Tischen bereit standen. „Test, Test, Test“ – reihum ergriffen die Gemeinderäte das Wort, und nicht jeder war zufrieden. „Zwischenrufe sind nicht mehr möglich“, stellte etwa FWV-Rat Wolfgang Rieth fest. Die Technik öffnete den Kanal nur für jene, die das Wort ergriffen hatten. CDU-Rat Christoph Hellenschmidt lieferte die humorige Lösung des Problems: „Wenn einer Luft holt, kann man ihn unterbrechen.“

Blickkontakt zu den Ratskollegen erschwert

Doch auch andere Schwachstellen wurden sichtbar. Betrug der Abstand zum Mikrofon mehr als 20 Zentimeter, ließ die Übertragungsqualität deutlich nach. „Wenn ich mich zum Mikrofon orientieren muss, kann ich keinen Blickkontakt zu den Ratskollegen halten“, monierte Dietrich Ruckh (CDU). Seine Fraktionskollegin Sabine Dandachi kritisierte die Akustik im Raum: „Wir haben hier einen seltsamen Hall in den Ohren. Das ist zu laut und das tut weh“.

Auch beim Blick auf die Kosten – das Gesamtpaket für Schule und Ratssaal sollte rund 18 000 Euro kosten – bekam ein Teil der Räte Ohrensausen. SPD-Rat Walter Keck, der während des Testlaufs im Zuschauerraum Platz genommen hatte, stellte fest: „Man hört da hinten wirklich schlecht. Das wäre eine sinnvolle Anschaffung, aber angesichts der angespannten Haushaltslage, die erst bei der Klausurtagung am Wochenende ein Thema war, müssen wir den Sparkurs beibehalten.“ Auch seine Fraktionskollegin Ingrid Münnig-Gaedke war nicht überzeugt: „Das ist viel Geld. Hinzu kommt: Der Ratssaal ist relativ klein. Wir sollten uns lieber anstrengen, laut und deutlich zu sprechen.“

Auch die abgespeckte Variante wird abgelehnt

Die Freien Wähler sahen Kosten und Nutzen in einem ausgewogenen Verhältnis. Stadträtin Jutta Häcker wies darauf hin, dass die Anlage bei einer Veranstaltung in der Oskar-Schwenk-Schule bereits problemlos funktioniert habe. „Wir sollten bedenken, dass es immer mehr ältere Menschen mit Hörproblemen gibt. Auch sie haben ein Recht auf eine gute Verständigung“, argumentierte sie. Die direkte Übertragung auf Kopfhörer und Hörgeräte gehöre zum Gesamtpaket und biete deutlich mehr Möglichkeiten, als die in der Oskar-Schwenk-Aula bereits vorhandenen Headsets. FWV-Rat Wolfgang Rieth regte einen Kompromiss an. Er beantragte, die Entscheidung zu vertagen und sprach sich für eine abgespeckte Variante aus. „Wir sollten zunächst die Module für die Schule in Höhe von 11 000 Euro beschaffen. Die Mikrofone für den Ratssaal können später nachgerüstet werden“, sagte er. Der Vorschlag fand jedoch keine Mehrheit und auch den von der Stadt empfohlenen Kauf der Gesamtanlage lehnte das Gremium bei fünf Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen ab.